Brandenburg plant Modellprojekte für Lolli-Tests in Schulen

Ein Corona-Test mit Lolli - dafür hat die Bundesregierung geworben.
Nun will Brandenburg dafür Schulen suchen. Bildungsministerin Ernst
sieht aber auch Nachteile.

Potsdam (dpa/bb) - Die Corona-Tests könnten an einigen Schulen in
Brandenburg bald zum Lutschen sein: Bildungsministerin Britta Ernst
(SPD) plant entsprechende Modellprojekte. Bisher kommen
Antigen-Schnelltests zum Einsatz, die zuhause in den Familien
vorgenommen werden. «Wir wollen (...) mit diesen Lolli-PCR-Tests
Erfahrungen sammeln und sind jetzt dabei, geeignete Schulen für ein
Modellprojekt zu finden, um auch herauszufinden, ob es in einem
Flächenland tatsächlich überall eingesetzt werden kann», sagte Erns
t
am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Potsdamer Landtages.

Die Ministerin sieht auch Nachteile in den Lolli-Tests, die sich an
ganze Schulklassen richten. «Wir sind nicht der Meinung, dass das für
einen flächendeckenden Einsatz jetzt die gute Lösung ist.» Bei
gestiegenen Corona-Inzidenzwerten kämen die Labore nicht unbedingt
hinterher, diese Tests zu bearbeiten. Die Auswertung der PCR-Tests
zum Lutschen könne außerdem bis zu zwei Tage dauern - das hielten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei gestiegenen Inzidenzen
nicht für optimal. Die Lolli-PCR-Tests seien allerdings genauer als
Antigen-Schnelltests. Berlin wollte unterdessen sein Pilotprojekt mit
Lolli-Tests von Kitas auf Schulen ausweiten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bildungsministerin Anja
Karliczek (beide CDU) hatten die Länder dazu aufgerufen, Schulen und
Kitas nach den Sommerferien über den flächendeckenden Einsatz von
Lolli-Tests offen zu halten. Für Kinder unter 12 Jahre ist bisher
kein Impfstoff zugelassen. Für Kinder ab 12 gilt eine Empfehlung der
Ständigen Impfkommission (Stiko) nur bei Vorerkrankungen oder beim
Umgang mit gefährdeten Menschen. Die Gesundheitsminister der Länder
hatten vereinbart, das Impfangebot für 12- bis 17-Jährige auf
Impfzentren zu erweitern. In Brandenburg sind Impfungen in
Oberstufenzentren für über 16-Jährige geplant.

Die Schnelltests sollen nach Angaben von Ernst kostenlos bleiben.
Bund und Länder hatten vereinbart, dass Tests für alle grundsätzlich

nur bis zum 10. Oktober kostenlos sind. Die Tests für Schulen sollen
mindestens bis Ende des Jahres weiterhin beschafft werden. Der
AfD-Abgeordnete Dennis Hohloch kritisierte dies, weil nur ein
Bruchteil der Schüler und Lehrer positiv getestet worden sei. «Wir
halten die Fortsetzung der Teststrategie für erforderlich und für
notwendig», sagte Ernst. Damit könnten Infektionen entdeckt werden.

Der Bund fördert mobile Luftfilteranlagen in Schulen. Laut Ernst ist
die Förderung bis zum Jahresende begrenzt, Brandenburg wolle diese
aber darüber hinaus verlängern. Die Linksfraktion im Landtag forderte
den Einsatz von Luftfiltern. Das Lüften sei zum Teil eine Zumutung,
sagte ihre Bildungspolitikerin Kathrin Dannenberg. «Von daher können
Luftfilteranlagen (...) durchaus helfen, dass wir die Schulen und
Kitas offen halten.» Ihr Ministerium wies darauf hin, dass die
mobilen Luftreiniger kein Ersatz für das Lüften ist.

Die Zahl neuer Corona-Infektionen stieg in Brandenburg so stark wie
zuletzt Anfang Juni nicht mehr. Innerhalb eines Tages seien 94 neue
Fälle hinzugekommen, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher
(Grüne) am Mittwoch. In den vergangenen sieben Tagen steckten sich
13,5 je 100 000 Einwohner an, der Wert betrug vor einer Woche noch
knapp 10.

Diese Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun in zwei Landkreisen und zwei
Städten über 20: Die Prignitz hat mit 36,8 weiter den höchsten Wert,

gefolgt von Cottbus mit 22,1, Potsdam mit 20,5 und Ostprignitz-Ruppin
mit 20,2. Wenn der Wert an fünf Tagen über 20 liegt, gilt wieder die
Pflicht für Corona-Tests etwa für Hotels und Gaststätten drinnen. Die

Lage in den Krankenhäusern ist laut Nonnemacher noch entspannt.