Koffer packen, Test machen: Strengere Einreise-Regeln ab Sonntag Von Sascha Meyer, Martina Herzog, Anne-Béatrice Clasmann und Andreas Hoenig, dpa

Vor der Heimreise aus den Ferien im Ausland ist für viele Deutsche
künftig neben dem Kofferpacken noch etwas anderes zu erledigen: ein
Corona-Test. Man kann es aber auch einfacher haben.

Berlin (dpa) - Für Rückkehrer aus dem Sommerurlaub greifen ab Sonntag
strengere Testpflichten zum Schutz vor einer Corona-Ausbreitung.
«Alle nicht geimpften Einreisenden nach Deutschland müssen sich
künftig testen lassen - egal ob sie mit dem Flugzeug, Auto oder der
Bahn kommen», sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). «Damit
reduzieren wir das Risiko, dass zusätzliche Infektionen eingetragen
werden.» Das Bundeskabinett beschloss die Verordnung, die auch eine
neue Einstufung für weltweite Risikogebiete regelt, am Freitag - noch
kurz vor dem Ende der großen Ferien in den ersten Bundesländern.

Extra-Aufwand bedeuten die neuen Vorgaben vor allem für Menschen, die
keine vollständige Impfung haben, was auch die meisten älteren Kinder
betrifft. Denn die Testpflicht entsteht daraus, dass eine generelle
Nachweispflicht eingeführt wird. Ab diesem Sonntag müssen alle ab
12 Jahren bei der Einreise belegen können, dass bei ihnen das
Übertragungsrisiko verringert ist: mit dem Nachweis einer Impfung,
einem Nachweis als Genesener oder eben einem negativen Testergebnis.
Eine solche Vorgabe gibt es bisher schon für alle Flugpassagiere.

Spahn warb angesichts des inzwischen schwächeren Andrangs auf
Impfungen in Deutschland denn auch noch einmal für den praktischen
Nutzen. Reisen sei mit Impfung generell leichter. Geimpfte sparten
sich Tests und müssten grundsätzlich nicht in Quarantäne. «Das
Impfangebot an alle im Sommer steht. Wir haben genügend Impfstoff.»

Allerdings gilt für alle, die aus Gebieten mit neuen,
besorgniserregenden Virusvarianten kommen, eine Testpflicht ohne
Ausnahmen. «Ein Genesenennachweis oder ein Impfnachweis sind in
diesem Fall nicht ausreichend», heißt es in der Verordnung.

Generell muss man den jeweiligen Nachweis bei der Einreise dabei
haben und bei «stichprobenhaften» Überprüfungen vorlegen können.

Fluggäste müssen der Airline den Nachweis schon vor dem Start zeigen,
in Zügen soll es auch während der Fahrt gehen. Grenzkontrollen aller
einreisenden Autos sind nicht geplant - man soll aber zumindest mit
Überprüfungen rechnen müssen. Für Bayern kündigte Ministerpräsi
dent
Markus Söder (CSU) verstärkt Kontrollen per Schleierfahndung an. Die

Gesundheitsämter sollten außerdem auch 20 Prozent der digitalen
Einreiseanmeldungen überprüfen, sagte er dem Magazin «Der Spiegel».


Ein Überblick über weitere konkrete Regeln bei Einreisen:

TESTS UND KOSTEN: Um im Ausland einen Testnachweis zu bekommen, sind
Schnelltests von Fachpersonal oder PCR-Tests möglich - auf eigene
Kosten. Das können durchaus zweistellige Beträge pro Kopf sein.
Schnelltests dürfen bei Einreise in Deutschland höchstens 48 Stunden
alt sein, genauere PCR-Tests 72 Stunden. Bei Virusvariantengebieten
verkürzt sich die Frist für Schnelltests auf 24 Stunden. Der Nachweis
muss auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch
sein - digital oder auf Papier. Per Handy abfotografierte Papiere
sollen wegen Missbrauchsgefahr nicht akzeptiert werden.

RISIKOGEBIETE: Künftig soll es statt drei nur noch zwei Kategorien
für weltweite Regionen mit höherem Risiko geben: Hochrisikogebiete
und Virusvariantengebiete. Als Hochrisikogebiete gelten Regionen mit
besonders hohen Fallzahlen. Ein Indiz: eine Sieben-Tage-Inzidenz von
«deutlich mehr als 100». Betrachtet werden sollen aber auch andere
Faktoren wie Testraten und Klinikfälle. Die Stufe des «einfachen»
Risikogebiets mit mehr als 50 gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000
Einwohnern in sieben Tagen entfällt. Bisher gab es auch die mittlere
Stufe der «Hochinzidenzgebiete» mit Sieben-Tage-Inzidenz über 200.

QUARANTÄNE: Rückkehrer aus Hochrisikogebieten müssen zehn Tage in
Quarantäne, die frühestens ab dem fünften Tag mit einem negativen
Test beendet werden kann. Für Kinder unter zwölf endet die Quarantäne

generell nach dem fünften Tag nach Einreise. Geimpfte und Genesene
müssen nicht in Quarantäne. Bei Virusvariantengebieten gilt weiterhin
eine in der Regel nicht verkürzbare Quarantäne von 14 Tagen.

SONDERFÄLLE: Sonderregelungen sieht die Verordnung unter anderem für

berufliche Grenzpendler und Kurzreisen im Grenzverkehr mit weniger
als 24 Stunden Aufenthalt vor. Für sie soll die Nachweispflicht nur
gelten, wenn man aus einem Hochrisiko- oder Virusvariantengebiet
wieder einreist. Für nicht Geimpfte und nicht Genesene soll ein
Testnachweis nur zweimal pro Woche nötig sein, nicht jedesmal. Wer
nur ohne Zwischenstopp durch Hochrisiko- oder Virusvariantengebiete
reist, muss deswegen in Deutschland nicht in Quarantäne.

ANMELDUNG: Urlauber aus Risikogebieten müssen sich weiter beim
amtlichen digitalen Einreiseportal anmelden. Auch Test-, Impf- oder
Genesenennachweise sind dort hochzuladen, sobald man sie hat.

SANKTIONEN: Bei Verstößen drohen Bußgelder - etwa gegen die Pflicht
sich anzumelden, Nachweise vorzulegen oder in Quarantäne zu gehen.
Auch Verkehrsunternehmen drohen Bußgelder bei Verstößen. Generell
können Bußgelder bei krassen Verstößen bis zu 25 000 Euro betragen.


Dass man sich rund ums Verreisen testen lassen muss, ist für viele
nicht ganz neu. Auch für Ferienwohnungen in Deutschland ist für
Nicht-Geimpfte oft ein negativer Test mitzubringen. Vizekanzler Olaf
Scholz (SPD) sagte am Donnerstagabend in der ARD, viele ließen sich
ohnehin im Urlaub testen, weil es für manche Aktivitäten nötig sei.


Fällt der Corona-Test vor der Rückreise positiv aus, dürfen Fluggäs
te
nicht in die Maschine steigen. Je nach den örtlichen Vorgaben kann
dann eine Quarantäne im Urlaubsland fällig werden. Wenn man im Auto
auf direktem Weg nach Hause fährt, wäre dies nach der deutschen
Verordnung keine Ordnungswidrigkeit, wie das Ministerium erläuterte.

Corona-Ansteckungen, die wahrscheinlich auf Reisen passiert sind,
spielen laut Robert Koch-Institut (RKI) eine zunehmende Rolle in
Deutschland. Als wahrscheinliche Infektionsländer in den betrachteten
Wochen vom 28. Juni bis 25. Juli wurden Spanien, die Türkei und die
Niederlande am häufigsten genannt. Die meisten Corona-Übertragungen
passieren aber im Inland - die Rede ist von mindestens 81 Prozent.

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