Sinkende Impfzahlen auch in MV - Mehr Impfaktionen in der Fläche

Langes Warten auf eine Corona-Schutzimpfung gehört auch in
Mecklenburg-Vorpommern der Vergangenheit an. Der Impfstoff ist nach
Angaben der Landesregierung unterdessen in ausreichenden Mengen
vorhanden. Doch nun fehlt es offenbar an Impfwilligen.

Schwerin (dpa/mv) - Die nachlassende Corona-Impfbereitschaft
bekommen in Mecklenburg-Vorpommern Impfzentren und Hausärzte
gleichermaßen zu spüren. Die Nachfrage nach Impfterminen sei deutlich
gesunken, vereinbarte Termine würden nicht wahrgenommen, sagte eine
Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Schwerin. Daher
organisierten Landkreise und kreisfreie Städte eine Vielzahl von
niedrigschwelligen Impfaktionen in der Fläche, um so möglichst viele
Menschen zu erreichen.

Diese Aktionen mit Impfungen ohne vorherige Anmeldung bereiten den
Hausärzten aber zunehmend Probleme. «Der Ansatz, an vielen Orten zu
impfen, ist richtig. Aber er bedeutet für die Impfzentren großen
Aufwand und er bringt die Terminplanungen in unseren Arztpraxen
durcheinander», sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Stefan
Zutz, denn: Patienten würden solche Impfaktionen spontan nutzen und
Termine beim Hausarzt verfallen lassen. «In der Konsequenz müssen wir
ungenutzten Impfstoff verwerfen», sagte Zutz. In welchem Umfang dies
geschehe, konnte er nicht sagen.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sinkt die Zahl der täglich
verabreichten Impfdosen in Deutschland trotz ausreichend vorhandenen
Impfstoffs spürbar. Am Dienstag wurden beispielsweise 572 482 Dosen
gespritzt, Anfang Juni war mit 1,5 Millionen verabreichten Dosen ein
Höchstwert registriert worden.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern lässt das Impftempo merklich nach. Wie
aus Daten des Landesamtes für Gesundheit und Soziales hervorgeht,
wurden in der Vorwoche im Nordosten etwa 63 000 Impfdosen
verabreicht. In der Woche davor lag die Zahl bei 79 000 und davor bei
85 000. Mitte Juni hatte es demnach landesweit rund 120 000 Impfungen
pro Woche gegeben.

Die Impfzentren und das Callcenter versuchten, möglichst viele
Termine am Tag auch kurzfristig zu vergeben, beispielsweise über
Nachrücklisten, hieß es aus dem Ministerium. Obwohl die
Inanspruchnahme der Impfzentren geringer wird, hatte die
Landesregierung beschlossen, diese bis in den Herbst hinein offen zu
halten. Zunächst waren sie nur bis Ende September eingeplant.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums lagerten Ende vergangener
Woche in den Kühlschränken der Städte und Gemeinden im Nordosten rund

62 900 Impfdosen. In dieser Woche sollen 42 750 Dosen an die
Impfzentren geliefert werden, nächste Woche 48 600. Dazu kommen die
Direktlieferungen an die Hausärzte. Wie die Ministeriumssprecherin
sagte, sind in Mecklenburg-Vorpommern noch keine Impfdosen aufgrund
überschrittener Verfallsdaten unbrauchbar geworden.

Seit Beginn der Corona-Schutzimpfungen haben laut Robert
Koch-Institut im Nordosten rund 946 000 Menschen mindestens die erste
Impfung erhalten. 781 500 Menschen gelten als vollständig geimpft,
das entspricht 48,6 Prozent der Bevölkerung. Fachleute halten eine
Impfquote von über 80 Prozent für erforderlich, um die Pandemie
wirksam eindämmen zu können.

Wie am Donnerstag bekannt wurden, haben sich trotz vollständiger
Impfung in Mecklenburg-Vorpommern bislang 388 Menschen nachweislich
mit dem Coronavirus infiziert. Bei 696 857 Personen im Nordosten,
deren Zweitimpfung mindestens 14 Tage zurückliegt, entspreche das
einer Quote von 0,056 Prozent, teilte das Landesamt für Gesundheit
und Soziales in Rostock auf Anfrage mit.

Experten werten die geringe Anzahl von Corona-Infektionen bei
vollständig Geimpften als Beleg für die Wirksamkeit der
Schutzimpfung. Dass es trotz Immunisierung zu Infektionen komme,
zeige aber auch, dass es unter den Bedingungen einer Pandemie keine
absolute Sicherheit gebe und dass das Tragen von Mund- und
Nasenschutz aktuell noch ein wichtiger Bestandteil der
Schutzvorkehrungen sei.