«Ganz ungewohnt»: Einkaufsbummel ohne Maske in Sachsen
Darauf haben die Menschen lange gewartet: In Sachsen ist shoppen nun
ohne Mund-Nasen-Schutz erlaubt. Viele machen von der neuen Freiheit
Gebrauch. Wie lange die Maske in der Tasche bleiben kann, ist
allerdings fraglich.
Dresden/Chemnitz (dpa/sn) - Durch die Läden bummeln ohne Maske - das
ist in Sachsen zum ersten Mal seit Monaten wieder möglich. «Es ist
ganz ungewohnt. Man denkt immer, es fehlt etwas», sagt die 30-jährige
Maria. Sie ist am Freitagvormittag mit ihrer Freundin Christin in den
Dresdner Elbepark gekommen, um shoppen zu gehen. Ohne Maske, sind
sich die beiden einig, macht Einkaufen mehr Spaß - und biegen ab zum
nächsten Klamottenladen.
Sachsen geht bundesweit voran und lockert die Maskenpflicht im
Einzelhandel. Seit Freitag muss bei einer Inzidenz unter 10 und wenn
es der Abstand hergibt, kein Maske mehr im Supermarkt oder in anderen
Läden getragen werden. Darauf hatte sich das Kabinett Anfang der
Woche auf Drängen der CDU-Fraktion verständigt. Alle Städte und
Landkreise in Sachsen liegen derzeit unter dieser Schwelle. Fraglich
ist allerdings, wie lange. Zumindest in Dresden rückt die kritische
Marke näher - die Inzidenz lag am Freitag bei 7,7. Tendenz steigend.
In Bus und Bahn, im Krankenhaus oder beim Friseur bleibt die
Maskenpflicht aber bestehen.
Das Gesundheitsministerium appelliert beim Einkaufen an die
Eigenverantwortung der Bürger. Diese könnten selbst vor Ort am besten
einschätzen, ob der erforderliche Mindestabstand von 1,5 Metern
eingehalten werden kann. Heißt: Die Regelung hatte zuletzt für einige
Verwirrung gesorgt.
«Mehr Eigenverantwortung? Finde ich gut», sagt hingegen der Verkäufer
in einem Sportladen. Ist wenig los wie an diesem Vormittag, kann die
Maske ab bleiben. Die meisten Kunden verzichten darauf - einige
jedoch tragen sie weiterhin. Der Verkäufer selbst hat keinen
Mund-Nasen-Schutz auf. «Das ist schon eine große Erleichterung.»
Im Elbepark mit seinen Läden gibt es ein gemischtes Bild: Ganz
verschwunden sind die blauen, weißen oder schwarzen Masken nicht.
Auch in einem Discounter im Dresdner Stadtteil Pieschen wird sie hier
und da noch getragen. «Ich bin noch nicht geimpft, daher gehe ich nur
mit Maske einkaufen», sagt eine ältere Dame mit FFP2-Maske. An der
Backtheke sortiert eine Kundin Brötchen in ihren Wagen, sie trägt
keinen Schutz. «Ich finde es gut und fühle mich wohl und sicher so.»
Der Handelsverband Sachsen hatte die Lockerung als Erleichterung und
weiteren Schritt Richtung Normalität begrüßt, jedoch auch gemahnt,
nicht leichtfertig damit umzugehen. Der Vorsitzende der Sächsischen
Impfkommission, Thomas Grünewald, hält den Wegfall der Maskenpflicht
angesichts niedriger Infektionszahlen zwar für vertretbar - warnte
aber zugleich vor einem falschen Signal. «Lockerungen bedeuten nicht,
dass das Problem erledigt ist», sagt der Infektiologe. Es dürfe nicht
der Eindruck vermittelt werden, dass die Pandemie vorbei sei.
Grünewald, zugleich Leiter der Klinik für Infektions- und
Tropenmedizin am Klinikum Chemnitz, warnte vor einem
Akzeptanzproblem, wenn die Corona-Zahlen wieder steigen. Dann brauche
es viel «Überzeugungsarbeit», um etwa die Maskenpflicht beim Shoppen
wieder einzuführen. Mit Blick auf steigende Infektionszahlen und vor
allem die Delta-Variante spreche vieles für eine vierte Welle.
Mit Sorge beobachtet der Infektiologe auch die Impfmüdigkeit in
Sachsen. Lag der Freistaat bei den Zweitgeimpften zunächst im
bundesweiten Vergleich vorn, nehme Sachsen mittlerweile einen
hinteren Platz ein. Laut Robert Koch-Institut sind in Sachsen 42,2
Prozent der Menschen vollständig geimpft - der Bundesdurchschnitt
liegt bei 45,3 Prozent.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.