Trotz Risikogebiet - Lage auf Mallorca bleibt entspannt Von Ralf Petzold, dpa
Die deutschen Urlauber fühlen sich auf Mallorca sicher - daran ändert
zunächst auch die Einstufung als Risikogebiet nichts. Die spanischen
Politiker befürchten zudem keinen Buchungseinbruch. Also alles weiter
prima? Mit Blick auf den Verlauf der Inzidenz droht noch Gefahr.
Palma (dpa) - Es ist schwierig, am Wochenende einen freien Platz auf
einer der Lokalterrassen an der Playa de Palma zu finden. Viele
deutsche Urlauber genießen auf Mallorca das Frühstück unter der Sonne
unweit des Ballermann, manch einer hebt zur frühen Stunde schon den
Bierkrug. Dass Mallorca wie ganz Spanien aus Sicht der
Bundesregierung seit Sonntag wieder ein Corona-Risikogebiet ist,
scheint kaum jemanden zu stören. «Ich fühle mich hier sicher. Die
meisten Leute benehmen sich, die Maskenpflicht in den Innenräumen
wird eingehalten und auf den Sicherheitsabstand geachtet», sagt Rita
aus Siegen, die mit ihrer Tochter Steffi und Mann Meik in einer Bar
an der Promenade frühstückt. «Wenn ich in Deutschland samstagmorgens
in den Aldi gehe, treffe ich auf mehr Leute.»
Die Bundesregierung hat ganz Spanien mit Mallorca und den Kanaren
angesichts rapide ansteigender Corona-Zahlen zum Risikogebiet
erklärt. Die praktischen Auswirkungen für Mallorca-Urlauber halten
sich zunächst aber in Grenzen. Theoretisch droht bei der Rückreise
zwar eine Quarantäne, die kann aber durch den Nachweis einer
vollständigen Corona-Impfung, eines negativen Tests oder einer
überstandenen Erkrankung ersetzt werden. Diese Nachweise mussten
Heimkehrer auch bisher schon vorlegen, wenn sie, wie die
allermeisten, mit dem Flugzeug nach Deutschland einreisen wollten.
Entsprechend gelassen ist auch die Reaktion der Behörden auf der
Insel. Man erwarte keine größeren Auswirkungen auf das Reise- oder
Buchungsverhalten, erklärt Rosana Murillo, Generaldirektorin für
Tourismus. «Wir vertrauen darauf, dass es weiter eine gute Saison
wird.» Derzeit liegt die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner
binnen sieben Tagen nach Angaben des spanischen
Gesundheitsministeriums bei 153. Kritisch könnte es werden, wenn sie
die Marke von 200 übersteigt und Mallorca zum Hochinzidenzgebiet
erklärt wird. Dann würde bei noch nicht vollständig Geimpften nicht
mal ein negativer Corona-Test eine Quarantäne verhindern.
«Wir müssen lernen, mit der Krankheit zu leben. Es ist der Moment, an
andere Dinge zu denken, als an die Inzidenz», sagte die balearische
Ministerpräsidentin Francina Armengol kürzlich dem Regionalsender IB3
und verwies auf die guten Fortschritte der Impfkampagne. Trotz der
vielen Corona-Fälle ist die Auslastung der Krankenhäuser gering, die
Todeszahlen sind niedrig. Es sind vor allem junge Menschen, die sich
anstecken, aber oft keinen schweren Krankheitsverlauf durchmachen
müssen.
Beatrice Ciccardini ist direkt vom Geschäft mit den Urlaubern
abhängig. Die Schweizerin leitet die Bar «Zur Krone» unweit des
berüchtigten Balneario 6. Auch sie befürchtet nicht, dass die
Touristen nun fernbleiben. «Ich hatte mit der Entscheidung der
Bundesregierung gerechnet. Aber die deutschen Urlauber gehen damit
relaxt um. Unsere Gäste betonen immer wieder, dass sie sich sicher
fühlen. Viele sind auch schon geimpft», sagt sie. Nach den harten
vergangenen Monaten mit hohen Verlusten läuft das Geschäft nun
wieder. «Natürlich fehlen noch die großen Feiergruppen und es ist
nicht mit früher zu vergleichen. Aber ich kann mich nicht beschweren
und hoffe, dass es so bleibt.»
Die Schuld für den Anstieg der Corona-Kurve sieht die Schweizerin bei
den spanischen Abiturienten, die sich bei großen Feiern auf der Insel
massenhaft angesteckt haben. «Die sind ohne Maske rumgelaufen und
hatten nur Saufen im Kopf. Die waren zehn Mal schlimmer als die
Deutschen am Ballermann», ärgert sich Ciccardini.
Ähnlich sieht es Domingo Riera. Er leitet das «Cafe Lina» etwas
außerhalb des Zentrums von Palma. Es ist ein beliebter Treffpunkt von
Einheimischen und Arbeitern. «Wir hätten die Feierei verbieten
müssen. Mallorca war auf Trinkgelage noch nicht vorbereitet. Wir sind
wie ein Auto ohne Bremsen und müssen äußerst langsam fahren.»
Seiner Bar würden ausbleibende Urlauber weniger schaden. Viel mehr
sorgt sich der Wirt um den Ruf der Kneipen. «Wir waren lange Zeit der
Buhmann und wurden als die Hauptschuldigen für die Ansteckungen
gesehen. Es gab Passanten, die die Straßenseite gewechselt haben, um
nicht direkt vor meiner Tür langlaufen zu müssen», erzählt er. Trot
z
der hohen Infektionszahlen hält er die Entscheidung der
Bundesregierung für übertrieben. «Statt vom Reisen generell
abzuraten, sollten die Politiker Hinweise geben: Meidet Innenräume
und Menschenansammlungen, verzichtet auf öffentliche Verkehrsmittel»,
findet Riera.
Mögliche Konsequenzen eines Rückgangs beim Tourismus würde Asención
Sala zu spüren bekommen. Sie leitet für die Armenspeise Tardor zwei
Obdachlosenheime. «Wir haben jetzt schon eine Warteliste von 25
Personen. Bleiben die Touristen aus, öffnen die Hotels nicht und es
gibt keine Arbeit. Dann kommen noch mehr Leute zu uns. Doch das sind
alles nur Mutmaßungen. Die Lage in den Krankenhäusern ist derzeit
immerhin gut», macht sie sich Mut.
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