Niedersachsen bietet verkürzte Ausbildung für Pflegehelfer an

Pflegekräfte werden händeringend gesucht. Niedersachsen startet nun
eine verkürzte Ausbildung zur Pflegeassistenz unter anderem für
Menschen, die bereits Erfahrung in der Pflege gesammelt haben. Nicht
alle halten das für eine gute Lösung.

Hannover (dpa/lni) - Um den Personalmangel in der Pflege zu
bekämpfen, bietet Niedersachsen künftig eine verkürzte Ausbildung f
ür
Pflegehelfer an. Die Ausbildung zum Pflegeassistenten beziehungsweise
zur Pflegeassistentin kann künftig für Menschen mit entsprechender
Berufserfahrung oder fachverwandter Vorbildung von zwei auf ein Jahr
verkürzt werden, wie das Gesundheitsministerium und die Bundesagentur
für Arbeit am Montag in Hannover mitteilten. Menschen, die etwa
während der Corona-Pandemie ihren Arbeitsplatz verloren haben, solle
der Wechsel in die Pflege erleichtert werden, sagte
Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD).

Bereits erworbene Kompetenzen sollten stärker berücksichtigt und der
Ausbildungsweg nicht unnötig in die Länge gezogen werden, erklärte
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Aus der dualen
Berufsausbildung lägen dazu gute Erfahrungen vor, die nun auf die
Ausbildung zur Pflegeassistenz übertragen würden. Die
Nachwuchskampagne mit der verkürzten Ausbildung steht unter dem Motto
«Meine Zukunft Pflege». Die Pflegeassistenz übernimmt Hilfsarbeiten
in Pflegeeinrichtungen und unter Aufsicht der Fachkräfte auch große
Teile der Versorgung von Pflegebedürftigen.

Niedersachsenweit sind in Pflegeberufen mehr als 4600 Stellen
unbesetzt. Besonders in der Gesundheits- und Krankenpflege fehlten
mehr Kräfte als noch in den Jahren zuvor, teilte die Bundesagentur
für Arbeit mit. Für Arbeitslose, die gerne Pflegeassistenz lernen
möchten und die Fördervoraussetzungen erfüllen, können die
Lehrgangskosten an Berufsfachschulen, die Kosten für den
Lebensunterhalt und die Fahrtkosten übernommen werden, sagte der
Regionalchef der Arbeitsagentur, Johannes Pfeiffer. «Die
Pflegebranche wächst kontinuierlich und wird aufgrund der alternden
Gesellschaft auch längerfristig viele Arbeitsplätze bieten.»

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe sieht die Kampagne
skeptisch. «Der Ansatz ist durchaus nachhaltig. Aber ich kann mir
nicht vorstellen, wie das in einem Jahr gehen soll, ohne, dass
inhaltlich etwas verloren geht», sagte Geschäftsführer Burkhardt
Zieger. Das eigentliche Problem seien außerdem nicht die fehlenden
Assistenzkräfte, um deren Ausbildung es bei der Kampagne geht,
sondern der Mangel an Fachkräften. Als Fachpersonal gelten alle, die
eine mindestens dreijährige Ausbildung in der Pflege absolviert
haben.

Als ein Eingeständnis einer vollkommen verfehlten Politik der
Landesregierung bezeichnete die pflegepolitische Sprecherin der
Grünen, Meta Janssen-Kucz, die verkürzte Ausbildung. «Die Pflege von

alten und kranken Menschen ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die man
nicht in einer Schmalspurausbildung erlernen kann.» Für eine gute
Betreuung seien versierte Fachkräfte, angemessene Bezahlung und gute
Arbeitsbedingungen nötig. «Hier hat die Landesregierung bisher
kläglich versagt.» Mit der Verkürzung der Ausbildung werde zudem
prekären Beschäftigungsverhältnissen Tür und Tor geöffnet.

Die neue verkürzte Ausbildung kommt unter anderem für Menschen in
Frage, die nach einer zweijährigen Berufsausbildung mindestens drei
Jahre gearbeitet haben oder eine zweijährige Berufsfachschule im
Bereich Ernährung, Hauswirtschaft und Pflege abgeschlossen haben.
Auch wer mindestens einen Hauptschulabschluss hat, ein Jahr in
Vollzeit als Hilfskraft oder ein Jahr in Vollzeit im
Bundesfreiwilligendienst im pflegenahen Bereich gearbeitet hat, kann
die verkürzte Ausbildung absolvieren. Die Voraussetzung erfüllt ist
ebenso nach drei Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit im Betreuungsdienst
des Katastrophenschutzes.