Covid-Krise in Europas Extremen: Hunderte Deutsche verlassen Portugal
An den geografischen Extremen Europas spitzt sich die Corona-Krise
zu: In Portugal packen Hunderte Urlauber aus Deutschland vorzeitig
die Koffer. In Russland zieht das Virus Moskau und den EM-Spielort
St. Petersburg in Mitleidenschaft.
Lissabon/Moskau (dpa) - Hunderte Deutsche haben ihren Portugal-Urlaub
vorzeitig beendet, um das neue Virusvariantengebiet so schnell wie
möglich zu verlassen. Rund 270 Touristen hätten das Angebot
angenommen, am Sonntag in den Flieger Richtung Heimat zu steigen,
sagte Pascal Zahn vom deutschen Reiseanbieter Olimar in Köln der
Deutschen Presse-Agentur. Gut 50 seien bereits am Samstag
zurückgeflogen, weitere rund 20 wollten das am Montag tun, bevor um
Mitternacht die neue Einstufung des Robert Koch-Instituts (RKI) in
Kraft tritt. Wer ab Dienstag aus Portugal kommend in Deutschland
einreist, muss sich strengen Quarantäneregeln unterziehen.
Olimar, das auf Portugal spezialisiert ist, habe seinen Gästen gleich
nach der am Freitag veröffentlichten Mitteilung des RKI eine
rechtzeitige Rückkehr bis Montagabend angeboten, hieß es. «Etwa 20
Prozent unserer Gäste (mehr als 420) wollen aber nach derzeitigem
Stand in Portugal bleiben», sagte Zahn. Man höre von den Gästen,
«dass sie nicht verstehen, dass man ganz Portugal so eingestuft»
habe. Als Tourist habe man einen anderen Eindruck. Und Länder wie die
Niederlande hätten am Freitag ja nur die besonders schwer getroffene
Region um Lissabon als Risikogebiet eingestuft.
Nach Schätzungen des Deutschen Reiseverbandes DRV machen zurzeit etwa
1000 Deutsche in Portugal Urlaub. «Es sind noch nicht so viele, weil
Portugal erst seit kurzem wieder leicht zugänglich ist», sagte
DRV-Sprecherin Kerstin Heinen.
Das RKI hatte Portugal wegen der Ausbreitung der besonders
ansteckenden Delta-Variante des Virus am Freitagabend zum
Virusvariantengebiet erklärt - zunächst für zwei Wochen. Dies
bedeutet ein umfangreiches Beförderungsverbot für Fluggesellschaften,
Bus- und Bahnunternehmen. Sie dürfen Bundesbürger und Ausländer mit
Wohnsitz in Deutschland aber zurückbringen. Für diejenigen, die
einreisen dürfen, gilt eine 14-tägige Quarantänepflicht. Sie kann
nicht durch einen Test verkürzt werden und gilt auch für vollständig
Geimpfte und Genesene.
Olimar bietet allen, die einen gebuchten Portugalurlaub nun nicht
mehr antreten wollten, andere Urlaubsorte oder eine Verschiebung der
Reise an. Die Lufthansa betonte am Samstag, vorerst seien keine
Änderungen bei Flügen von und nach Portugal geplant.
Mit 1604 neuen Corona-Ansteckungen binnen 24 Stunden war am Freitag
in Portugal am Freitag nach Nehörden-Angaben der höchste Wert seit
Februar registriert worden. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC hat
Portugal mit einer 14-Tage Inzidenz von gut 124 den höchsten Wert
aller 30 erfassten Länder. Zum Vergleich: Deutschland hat 25.
Besorgniserregend ist vor allem die Lage in Lissabon, wo die
Delta-Variante bereits mehr als 70 Prozent aller neuen Fälle
ausmacht.
Auch in Russland steigen die Corona-Zahlen seit Monatsbeginn rasant.
Am Sonntag wurden landesweit mehr als 20 500 Neuinfektionen binnen
eines Tages gemeldet. Besonders dramatisch ist die Lage in Europas
größter Metropole Moskau. Dort starben demnach 114 Menschen mit dem
Virus innerhalb von 24 Stunden - ein neuer Rekord seit Beginn der
Pandemie vor über einem Jahr. In Fokus steht zudem die EM-Spielstadt
St. Petersburg, wo sich vor dem Viertelfinalspiel am nächsten Freitag
die Lage zuspitzt. Dort gab es der Statistik zufolge mehr als 100
Todesfälle binnen eines Tages.
Russland erhöht nun den Impfdruck, um nicht ganz die Kontrolle über
die Pandemie zu verlieren. In mehreren Regionen des Riesenreichs gilt
eine Impfpflicht für bestimmte Branchen. Präsident Wladimir Putin
wies zudem an, dass nun auch Ausländer mit einem russischen Vakzin
kostenlos immunisiert werden können. Das war bislang nur
Staatsbürgern vorbehalten. In erster Linie sollen damit die vielen
Arbeitsmigranten etwa aus Zentralasien geschützt werden.
Trotz verschiedener Verlosungen von Autos und Wohnungen nach einer
Corona-Impfung stehen viele Menschen in Russland einer Immunisierung
skeptisch gegenüber. Jüngsten Zahlen zufolge haben bislang erst rund
14 Prozent der 146 Millionen Landesbewohner mindestens eine Dosis
einer Corona-Impfung erhalten. Der Impfstoff Sputnik V ist schon mehr
als zehn Monaten auf dem russischen Markt.
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