Portugal und Russland werden als Virusvariantengebiete eingestuft

Die Delta-Variante des Coronavirus sorgt für massive Beunruhigung in
Europa. Kanzlerin Merkel warnt eindringlich vor einer vierten Welle.
Mit drastischen Einreisebeschränkungen für zwei weitere Länder
versucht die Bundesregierung nun gegenzusteuern.

Berlin (dpa) - Wegen der starken Verbreitung der Delta-Variante des
Coronavirus schränkt die Bundesregierung die Einreise aus Portugal
und Russland massiv ein. Das Robert Koch-Institut teilte am Freitag
mit, dass die beiden Länder am Dienstag als Virusvariantengebiete
eingestuft werden, was ein weitreichendes Beförderungsverbot und
strikte Quarantäneregeln für Einreisende zur Folge hat. Gleichzeitig
werden mit den Niederlanden, Dänemark und Luxemburg schon am Sonntag
die letzten drei Nachbarländer Deutschlands von der Liste der
Risikogebiete gestrichen. Wer von dort auf dem Landweg einreist, muss
künftig keinerlei Beschränkungen mehr beachten. Nur Flugpassagiere
müssen noch einen negativen Test vorweisen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Freitag kurz vor den neuen
Einstufungen vor einer vierten Corona-Welle auch in Deutschland
gewarnt. Beim EU-Gipfel in Brüssel setzte sie sich für ein
gemeinsames Vorgehen der Europäischen Union bei den
Reisebeschränkungen ein. Deutschland hat bisher 14 Länder als
Virusvariantengebiete eingestuft, darunter mit Großbritannien auch
ein Land in Europa. Portugal und Russland sind nun Nummer 15 und 16.

Die zuständigen Ministerien hatten am Freitag lange um die
Entscheidung gerungen. Sie falle nicht leicht, da gerade in Portugal
viele Urlauber betroffen seien, hieß es anschließend aus der
Bundesregierung. «Aber wir müssen die immer stärkere Verbreitung der

Delta-Variante so lange als möglich verlangsamen. Das geht vor.»

Die Einstufung als Virusvariantengebiet zieht ein weitgehendes
Beförderungsverbot für Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen
nach sich. Sie dürfen nur noch deutsche Staatsbürger und Ausländer
mit Wohnsitz in Deutschland über die Grenze bringen. Für diejenigen,
die einreisen dürfen, gilt eine strikte 14-tägige Quarantänepflicht,

die nicht durch einen Test verkürzt werden kann und auch für
vollständig Geimpfte und Genesene gilt.

Mit Portugal wird erstmals seit Wochen wieder ein EU-Land in die
höchste Risikokategorie eingestuft. Die Entscheidung dürfte auch
zahlreiche deutsche Touristen treffen, die entweder jetzt schon in
Portugal im Urlaub sind, oder eine Reise dorthin geplant haben. Die
besonders beliebte Küstenregion Algarve ist derzeit noch nicht einmal
in die niedrigste Risikokategorie eingestuft.

Mit 1604 neuen Corona-Ansteckungen binnen 24 Stunden wurde in
Portugal am Freitag nach Angaben des Gesundheitsministeriums der
höchste Wert seit Februar registriert. Die Zahl der Neuansteckungen
pro 100 000 Einwohner in 14 Tagen (14-Tage-Inzidenz) stieg auf 137,5,
wie die Zeitung «Público» berichtete. Am Vortag hatte sie noch 128,6

betragen. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC ist das der höchste Wert
aller 30 erfassten Länder. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt der
Wert 25. Die für Montag vorgesehene Lockerung der
Corona-Einschränkungen wurde für weite Teile des Landes ausgesetzt.
In Lissabon macht die Delta-Variante bereits mehr als 70 Prozent
aller Fälle aus.

Auch in Russland hat sich die Corona-Lage in den vergangenen Wochen
dramatisch verschärft. Betroffen ist vor allem Europas größte
Metropole Moskau mit schätzungsweise zwölf Millionen Einwohnern. Am
Freitag meldeten die Behörden dort 7900 neue Fälle innerhalb von 24
Stunden. Landesweit gab es demnach 20 300 Neuinfektionen.
601 Menschen starben binnen eines Tages mit dem Virus - so viele wie
seit Ende vergangenen Jahres nicht mehr. In vielen Regionen gelten
deshalb neue Einschränkungen, um die Lage in den Griff zu bekommen.

In der Hauptstadt Moskau waren nach Angaben von Bürgermeister Sergej
Sobjanin vor einer Woche schon fast 90 Prozent der Infektionen auf
die Delta-Variante zurückzuführen. Für ganz Russland gibt es keine
offizielle Angabe. Einige Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass
der Wert ähnlich hoch sein dürfte. In 18 von 85 Regionen ordneten die
Behörden eine Impfpflicht für Angestellte zahlreicher Unternehmen an.

Das Deutsch-Russische Forum bedauerte die Einstufung als
Virusvariantengebiet - gerade mit Blick auf eine
Städtepartnerschaftskonferenz, die nächste Woche in Kaluga - rund 190
Kilometer von Moskau entfernt - stattfinden soll. «Die
Deutsch-Russische Städtepartnerkonferenz sollte ein Zeichen der
friedlichen Partnerschaft und Freundschaft unserer Länder setzen»,
hieß es in einer Erklärung.

Für viele andere europäische Länder werden die Reisebeschränkungen

weiter gelockert. Neben den Nachbarländern Niederlande, Dänemark und
Luxemburg sind auch Lettland und Slowenien sowie einzelne Regionen in
Schweden und Kroatien ab Sonntag keine Risikogebiete mehr. In der
EU wird es damit abgesehen von Portugal kein Land mehr geben, das
komplett in eine Risikokategorie eingestuft ist. Es stehen sonst nur
noch einzelne Regionen in Irland, Kroatien, Schweden und Spanien auf
der Liste der Risikogebiete. Hinzu kommen einzelne Überseegebiete
Frankreichs. Die zum Königreich Niederlande gehörenden autonomen
Karibikinseln Aruba und Sint Marteen werden ebenfalls noch in diese
Kategorie eingeordnet.

Zu Risikogebieten erklärt die Bundesregierung Länder und Regionen, in
denen die 7-Tage-Inzidenz 50 übersteigt. Ab Sonntag gehören dazu auch
das zentralafrikanische Ruanda und der Südseestaat Fidschi. Weltweit
gibt es damit ab Sonntag noch rund 80 Länder, die in diese Kategorie
fallen. Außerhalb Europas gibt es zudem 24 Hochinzidenzgebiete mit
einem Inzidenzwert über 200. Für diese Länder gilt eine zehntägige

Quarantänepflicht bei Einreise, die allerdings mit einem negativen
Test nach fünf Tagen verkürzt werden kann. Für Genesene und
vollständig Geimpfte gilt sie gar nicht.

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