Sonne, Mond und Sterne im Juli 2021 Von Hans-Ulrich Keller, dpa

Die Tage werden im Juli wieder merklich kürzer. Jupiter und Saturn
stehen hoch am Himmel - und ab der Monatsmitte nähert sich ein Strom
von Sternschnuppen.

Stuttgart (dpa) - In der fortschreitenden Abenddämmerung zeigt sich
als erstes Gestirn die Venus tief im Nordwesten. Wegen ihrer
horizontnahen Stellung ist sie nicht besonders auffällig. Sie wird
gerne als Abendstern bezeichnet, obwohl sie gar kein Stern ist,
sondern ein Planet. Gegen 23 Uhr geht Venus am Monatsbeginn unter,
Ende Juli aber schon 40 Minuten früher. Die schmale Sichel des
zunehmenden Mondes zieht am 12. abends an Venus vorbei, ein netter
Himmelsanblick. Dem Löwe-Hauptstern Regulus begegnet sie am 21. um 21
Uhr, wobei Regulus in der noch hellen Dämmerung nur mit einem
Fernglas erkannt werden kann.

Der flinke Merkur zeigt sich in unseren Breiten nicht. In südlichen
Gegenden wie in den Mittelmeerländern, in den Tropen und auf der
Südhalbkugel der Erde kann man den sonnennächsten Planeten um die
Monatsmitte in der Morgendämmerung tief am Osthimmel erspähen.
Mars hat sich vom Abendhimmel zurückgezogen und bleibt unsichtbar. Am
8. Oktober wird ihn die Sonne im Sternbild Jungfrau einholen.

Jupiter im Sternbild Wassermann beherrscht mit seinem Glanz den
Nachthimmel. Nach Venus ist er der hellste Planet am irdischen
Firmament. Anfang Juli geht der Riesenplanet zehn Minuten vor
Mitternacht auf, Ende des Monats bereits gegen 22 Uhr. In der Nacht
vom 25. auf den 26. zieht der noch fast volle Mond an Jupiter südlich
vorbei.

Saturn im Sternbild Steinbock kann fast die ganze Nacht über gesehen
werden. Am 1. Juli geht der Ringplanet fünf Minuten nach 23 Uhr auf,
Ende Juli schon um 21 Uhr. Pluto sei erwähnt, da er Mitte Juli im
Sternbild Schütze der Sonne gegenüber steht. Seine exakte
Oppositionsstellung erreicht der prominente Zwergplanet am 17., wobei
sein reflektiertes Sonnenlicht vier Stunden und 37 Minuten zur Erde
unterwegs ist, um die Strecke von fast fünf Milliarden Kilometern
zurückzulegen.

Von Mitte Juli bis Mitte August tauchen die Meteore des
Aquariidenstromes auf. Sie scheinen dem Sternbild Wassermann zu
entströmen. Das Maximum ist am 28. Juli in den Stunden nach
Mitternacht zu erwarten. Pro Stunde ist mit 20 bis 25 Sternschnuppen
zu rechnen. Da eine einzelne Person immer nur einen Bruchteil des
Himmels gleichzeitig überblicken kann, sieht sie nur alle fünf bis
zehn Minuten eine Aquariide. Die Sternschnuppen dieses Stromes sind
Bruchstücke des Kometen 96P/Machholz.

Am 5. befindet sich der Mond mit 405 370 Kilometer nachmittags in
Erdferne. Neumond tritt am 10. um 3.17 Uhr ein. Seinen erdnächsten
Punkt passiert der Mond am 21. mittags, wobei ihn 364 520 Kilometer
von uns trennen. Vollmond wird am 24. um 4.37 Uhr im Sternbild
Steinbock erreicht.

Der Große Wagen hat mit seinem Abstieg im Nordwesten begonnen. Seine
Deichsel zeigt nach oben, der Wagenkasten hängt nach unten. Mizar,
der mittlere Stern in der Deichsel, gilt als Augenprüfer. Knapp neben
ihm steht ein lichtschwaches Sternchen, Alkor, das Reiterlein
genannt. Es reitet gewissermaßen auf der Deichsel beziehungsweise auf
dem Schwanz des Großen Bären. Im Teleskop zeigt sich Mizar als
Doppelstern.

Das Himmels-W, die Kassiopeia, beginnt im Nordosten emporzusteigen.
Das Sommerdreieck, das sich aus Wega in der Leier, Deneb im Schwan
und Atair im Adler zusammensetzt, steht hoch im Osten am Himmel. Wega
ist neben Arktur der hellste Fixstern am Nordfirmament. Der orange
Arktur steht jetzt schon am Westhimmel. Er ist leicht zu entdecken,
folgt man mit den Augen dem Bogenschwung der Wagendeichsel.

Im Gegensatz zu Arktur strahlt die wesentlich heißere Wega ein
bläulich-weißes Licht aus. Von Wega trennen uns 25 Lichtjahre. Damit
zählt sie noch zu den Nachbarsternen der Sonne. Sie leuchtet so hell
wie fünfzig unserer Sonnen. Ihr Äquatordurchmesser ist fast dreimal
so groß wie der Durchmesser unserer Sonne. Wegen ihrer schnellen
Rotation ist Wega stark abgeplattet. Ihr Poldurchmesser ist ein
Fünftel kürzer als ihr Äquatordurchmesser.

Während unsere Sonne in Äquatornähe für eine Umdrehung etwas mehr a
ls
25 Tage benötigt, dreht sich die viel größere Wega in nur zwölf
Stunden einmal um seine Achse. Durch die starke Abplattung des
Wega-Globus sind die Pole näher am zentralen Kernfeuer als die
Äquatorzone. Dies führt zu einer erheblichen Differenz der
Oberflächentemperaturen. Während an den Polen eine Temperatur von
9880 Grad Celsius herrscht, sind die Äquatorregionen lediglich 7380
Grad heiß. Mit knapp dreifacher Sonnenmasse ist Wega eine noch junge
Sonne mit einem Alter von 400 Millionen Jahren. Unsere Sonne ist mit
knapp fünf Milliarden Jahren rund zwölfmal so alt.

Im Westen verabschieden sich die Frühlingssternbilder. Der Löwe geht
gerade unter, sein Hauptstern Regulus ist bereits verschwunden. Damit
ist auch das Frühlingsdreieck aufgelöst, dessen beide andere
Eckpunkte noch zu sehen sind: Tief im Südwesten sind die
bläulich-weiße Spica in der Jungfrau und der helle Arktur im
Sternbild Bootes, dem Rinderhirten, zu erkennen.

Am 5. Juli erreicht die Erde mit 152 Millionen Kilometer ihren
maximalen Sonnenabstand. Das Sonnenlicht ist dann acht Minuten und 27
Sekunden zu uns unterwegs. Anfang Januar, wenn die Erde ihren
geringsten Abstand von der Sonne einnimmt, erreicht uns das
Sonnenlicht siebzehn Sekunden früher.

Die Sonne hat mit ihrem Abstieg zum Herbstpunkt am Himmelsäquator
begonnen. Am 20. verlässt sie abends die Zwillinge und wechselt in
das Sternbild Krebs. Zwei Tage später tritt sie nachmittags in das
Tierkreiszeichen Löwe. Die Tageslänge schrumpft in 50 Grad Nord um
eine Stunde, die Mittagshöhe der Sonne nimmt um fünf Grad ab.