Verbände skeptisch vor Start des Präsenzunterrichts in allen Schulen
Monatelang mussten auch die Brandenburger Schüler wegen der
Corona-Pandemie häufig zuhause lernen. Nun geht es wieder zurück in
den Präsenzunterricht in den Schulen - doch die Gewerkschaft, der
Pädagogenverband und der Landesschülerrat sehen hohe Risiken.
Potsdam (dpa/bb) - Vor dem Start des Präsenzunterrichts in allen
Brandenburger Schulen haben sich die Bildungsgewerkschaft GEW und
weitere Verbände skeptisch gezeigt. Unabdingbare Voraussetzung dafür
wäre zumindest eine Corona-Erstimpfung für alle im Präsenzunterricht
eingesetzten Lehrkräfte, sagte der GEW-Landesvorsitzende Günther
Fuchs der Deutschen Presse-Agentur. «Und viele Lehrkräfte haben noch
immer keine Impfung erhalten.»
Der Brandenburgische Pädagogenverband und die Landesschülervertretung
befürchten, dass Corona-Infektionen den Schülern und ihren Familien
den Start in die Sommerferien verhageln könnten.
Am Montag starten in Brandenburg nach den Grundschulen auch die
weiterführenden Schulen wieder im Präsenzunterricht. Zweieinhalb
Wochen später beginnen in Brandenburg am 24. Juni die Sommerferien.
Das Bildungsministerium hatte erklärt, dass bereits alle Lehrkräfte
und das gesamte Personal an den Schulen ein Impfangebot erhalten
hätten. Es bestehe allerdings ein grundsätzlicher Unterschied
zwischen der Ausgabe der Berechtigungsscheine, dem Bemühen um einen
Termin und einer tatsächlichen Impfung, kritisierte Fuchs. «Die
Lehrkräfte fühlen sich von den Äußerungen verkohlt und im Stich
gelassen.» Wichtig sei zugleich, dass schnell zusätzliche Stellen für
Lehrkräfte und Schulsozialarbeit zur Verfügung gestellt würden. «Di
e
Rückkehr zum Präsenzunterricht darf nicht bedeuten, dass die Klassen
wieder übervoll werden», betonte Fuchs.
Auch der Brandenburgische Pädagogenverband (BPV) sieht große Risiken
für die Lehrkräfte. «Sie riskieren ihre Gesundheit, wenn sie noch
nicht geimpft beziehungsweise durchgeimpft sind», sagte BPV-Präsident
Hartmut Stäker. «Ich schätze 80 Prozent der Lehrer haben noch keine
oder keine zweite Impfung.» Dabei müssten sich im vollen
Präsenzunterricht 30 Schüler und ein Lehrer einen meist kleinen
Klassenraum teilen. «Und wenn vor den Ferien die Inzidenzen wieder
hochgehen, dann ist auch der Urlaub im Eimer», warnte Stäker.
Stäker räumte aber ein, dass es wichtig für die Schüler sei, sich i
m
Klassenverband wieder direkt zu begegnen und auszutauschen. Zudem
würden die Eltern vom Homeschooling entlastet und auch viele Lehrer
begrüßen die Rückkehr zum Präsenzunterricht. «Die Meinungen der
Lehrer sind in dieser Frage gespalten.»
Ähnlich äußerte sich die Vorsitzende des Landesschülerrats, Kathari
na
Swinka. Der gemeinsame Unterricht und Tagesausflüge brächten auf
jeden Fall einen Ausgleich für die lange Zeit allein zuhause. Doch:
«In diesen zwei Wochen, die uns jetzt noch bleiben, wird keine
Stoffvermittlung mehr stattfinden können», sagte Swinka. Daher liege
der Fokus wohl auf der Verbesserung der Sozialkompetenz. «Aber da man
sich nicht umarmen soll und auf dem Schulhof Abstand halten soll,
wird das ein bisschen schwierig mit der Sozialkompetenz», meinte sie.
Hinzu komme die Angst vor einer Corona-Infektion. «Und das betrifft
einen ja nicht nur selbst, sondern auch die Familie, Eltern,
Großeltern und so weiter», sagte Swinka. «Meine persönlich Angst is
t,
dass ich mich in den zwei Wochen vor den Ferien irgendwo infiziere
und dann in den Sommerferien erstmal zuhause sitze.»
Dagegen erklärte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) auf Anfrage,
sie freue sich, dass ab Montag alle Schüler und Lehrer wieder
zurückkehren könnten. «Die verbleibenden Wochen vor den Sommerferien
sollen insbesondere für den sozialen Zusammenhalt der gesamten
Klassengemeinschaft genutzt werden», betonte sie. «Das ist ganz
wichtig, denn viele haben unter den Beschränkungen enorm gelitten.»
Daher seien eintägige Ausflüge und Exkursionen wieder erlaubt und
außerschulische Lernorte könnten verstärkt besucht werden.
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