Sinkende Corona-Zahlen bringen Normalität in Altenheime Von Anna Kristina Bückmann und Fabian Sommer , dpa
Quarantäne, fehlende Aktivitäten, Maskenpflicht: Die Corona-Pandemie
hat den Alltag in Brandenburgs Pflegeheimen drastisch verändert. Nun
kehrt ein Stück Normalität zurück.
Potsdam/Neuruppin (dpa/bb) - Johanna Muschel rätselt gern. Auf ihren
Spaziergängen kauft sie sich häufig ein neues Rätselheft. Die
94-Jährige lebt im Seniorenhaus «Am Schulplatz» des
Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Neuruppin, direkt am Marktplatz.
In der Einrichtung kann sie ihrem Hobby auch in der Gruppe nachgehen.
«Gedächtnistraining, mache ich gern, raten», erzählt die muntere
Dame.
Die Corona-Pandemie hat den Alltag in Brandenburgs Pflegeheimen stark
verändert. Gruppenaktivitäten wurden abgesagt, Quarantänen galten
vorübergehend, Spaziergänge waren teils nicht möglich. «Es war nich
t
ganz so schön», sagt Muschel nachdenklich. Aber jetzt sei es wieder
besser geworden.
In den Heimen kehrt mit den sinkenden Corona-Infektionszahlen und
geimpften Bewohnern langsam der normale Alltag wieder ein. Nach einer
Umfrage der dpa bei einigen Trägern sind fast alle Bewohner
inzwischen geimpft. «Man versucht, ein Stück weit Normalität zu
erreichen. Darüber freuen sich vor allem die Bewohner», erzählt
ASB-Sprecherin Cindy Schönknecht. «Es ist ein leichtes Aufatmen».
In den meisten Heimen des Trägers wurden die Besuchsregeln
weitestgehend gelockert. Besucher können ohne Anmeldung kommen und so
lange bleiben, wie sie möchten. Sie können mit den Bewohnern wieder
nach draußen gehen oder sich in den Gemeinschaftszimmern der
Einrichtungen treffen.
Wenn Besucher noch nicht geimpft sind, müssen sie einen maximal
48 Stunden alten negativen Corona-Test nachweisen. Andernfalls testet
sie jemand in der Einrichtung.
Auch in den Heimen des AWO-Landesverbandes Brandenburg seien
Gruppenangebote und Aktivitäten langsam und unter Einhaltung der
Abstands- und Hygieneregelungen wieder aufgenommen worden. Mit der
seit Donnerstag geltenden neuen Eindämmungsverordnung werde auch im
Außenbereich das Tragen einer FFP2-Maske aufgehoben, wenn der Abstand
zu Dritten, also beispielsweise Reinigungskräften, eingehalten werden
könne, so Geschäftsführerin Anne Baaske.
Im DRK-Seniorenwohnpark in Großräschen (Oberspreewald-Lausitz) können
die Bewohner wieder gemeinsam Kochen und Backen. Auch Gartenarbeit,
Betreuungsangebote und weitere Gruppenaktivitäten sind laut dem
Träger wieder möglich. Zur großen Freude der Seniorinnen und Senioren
dürften auch wieder Kita-Kinder in die Einrichtung kommen, so
Einrichtungsleiter Christian Raum. «Im Großen und Ganzen ist das
Leben der Bewohnerinnen und Bewohner in Sachen Betreuung und
Aktivitäten wieder auf dem Stand vor der Pandemie.»
Kontakte werden in den Heimen aber weiterhin erfasst und verfolgt.
Neue Bewohner, die noch nicht geimpft sind, müssen weiterhin in eine
mehrtätige Quarantäne. «Das, was man erlebt hat, vergisst man nicht
so leicht», sagt Schönknecht. Die Sorge sei weiterhin da. Daher
liefen die Lockerungen langsam, Schritt für Schritt.
Die Kontaktverfolgungen und Tests können auch aus Sicht von Angela
Brunnemann, Leiterin des Neuruppiner Heims, verhindern, was vor
einigen Monaten in der Einrichtung geschah. Mehr als die Hälfte der
Bewohner erkrankte an Corona, ein Teil davon starb. Wie das Virus in
das Haus am Marktplatz gekommen ist, blieb unklar. «Damals war man ja
noch nicht so weit mit Kontaktnachverfolgung und Tests», bedauert
Brunnemann. Erst durch tägliche Tests habe man mehr Sicherheit
schaffen können.
Vor der Pandemie war das Heim mit seinen 49 Plätzen voll belegt. Das
sei nun anders - nicht nur wegen der Verstorbenen, von denen einige
auch ohne das Virus starben. Denn die Nachbelegung gestalte sich
aktuell schwierig. Das Heim habe wenig Anfragen. Normalerweise sei
die Nachbelegung immer gesichert gewesen. «Wir hatten Wartelisten»,
berichtet Brunnemann, die bereits seit 40 Jahren in der Pflege tätig
ist. «Das sind die Folgen der Corona-Pandemie, die Menschen haben
Angst, sich im Heim anzustecken.»
Während der strengen Beschränkungen hatten einige Heime ihren
Bewohnern alternative Beschäftigungen angeboten. In Brunnemanns
Einrichtung hätten Beschäftigungstherapeuten beispielsweise kleine
Mai-Bäume mit den Bewohnern gestaltet, Gläser bemalt und das
Kräuterbeet hergerichtet. «Das waren die kleinen Höhepunkte»,
erinnert sie sich.
Zudem hätten die Helferinnen und Helfer mit den Bewohnern gemalt.
Viele haben Mappen mit ihren eigenen gemalten Bildern. Das Ausleben
der Emotionen durch das Malen in der schwierigen Zeit habe den
Bewohnern gut getan», sagt Brunnemann.
Auch Johanna Muschel malt. Allerdings tat sie das auch schon vor der
Corona-Pandemie. Im Heim habe sie ihr neues Hobby neben dem Rätseln
entdeckt, berichtet Tochter Karin Hoffmann. Die 77-Jährige besucht
ihre Mutter häufig in ihrem neuen Zuhause. «Ich male viel, lese,
Rätsel raten», so hat Johanna Muschel die besonders schweren Zeiten
der Pandemie im Heim hinter sich gebracht.
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