Sportvereine leiden unter Corona: Die Jüngsten sollen in den Blick
In der Pandemie haben sich Freizeit-Aktivitäten und Sport-Routinen
längst verändert. Viele Vereine leiden massiv an Mitgliederschwund.
Dass es vor allem bei den Jüngsten wenig Neueintritte gibt,
beunruhigt Sportwissenschaftler sehr.
Hannover (dpa/lni) - Viele Sportvereine in Niedersachsen leiden
weiterhin unter den Folgen der Corona-Pandemie. Nach einem Rückgang
um fast 100 000 Mitgliedschaften werden beim Landessportbund (LSB)
neue Aktivitäten zur Gewinnung geprüft, wie Verbandssprecherin
Katharina Kümpel auf Anfrage der Deutschen-Presse Agentur sagte. Im
Fokus sind dabei nach LSB-Angaben gar nicht so sehr die Austritte,
sondern die fehlenden neuen Mitglieder. «Insbesondere bei den
0-6-Jährigen zeigen sich deutlich verringerte Zahlen bei den
Eintritten in die Sportvereine», sagte Kümpel.
«Corona macht den Vereinen zu schaffen», lautete der erste Satz der
LSB-Statistik, die zu Beginn des Jahres vorgestellt wurde. Der
LSB-Vorsitz richtete aber in seiner Analyse einen vorsichtig
optimistischen Blick auf die kommenden Monate, weil ein noch größerer
Rückgang ausblieb. Das wiederum ärgerte große Sportvereine, die mit
einem offenen Brief reagierten. Der LSB benenne Probleme wie
Kurzarbeit und fehlende Einnahmen wegen ausbleibender Events nicht.
Das komme zu den fehlenden Neueintritten dazu.
«Grundsätzlich sprechen wir aktuell aber nicht von einer
durchgehenden Krise des Vereinssports», heißt es beim LSB aber
weiterhin. Zur Frage, ob und wie eventuell um neue Mitglieder
geworben oder Rückgewinnung forciert werden sollen, gebe es noch
keine fertigen Papiere. Zunächst ist es laut LSB nachvollziehbar,
dass es keine Neuanmeldungen ganz kleiner Sportler gibt, wenn im
Lockdown Angebote, wie Eltern-Kind-Turnen, Schwimmkurse oder
Bambini-Fußball ausfallen.
In die aktuelle Debatte um Lockerungen auch beim Sport hat sich der
LSB unter anderem mit der Forderung nach kontaktlosem Sport draußen
in festen Gruppen bis 30 Personen eingebracht. Die neue
Corona-Verordnung sieht nun sogar vor, dass bis zu 30 Kinder und
Jugendliche draußen mit getesteten, geimpften oder genesen
Betreuungspersonen wieder Kontaktsport betreiben können - auch
Mannschaftssport.
Eine Perspektive, die aus Sicht der Sportwissenschaftlerin Ina Hunger
dringend nötig ist. Durch das Fehlen der Sportangebote fallen für die
kleinen Kinder im Kindergartenalter die Gelegenheiten der gezielten
frühkindlichen Entwicklungsförderung oft ersatzlos weg, wie die
Professorin der Universität Göttingen betonte. «Das bleibt sicherlich
nicht ohne Auswirkungen auf die Kinder», sagte Hunger.
Die Sportpädagogin sieht aber deutliche Unterschiede. Hunger ist
überzeugt, dass der Lockdown diejenigen, die einen Garten haben und
deren Eltern ein bewegungsaktives Freizeitprogramm auf die Beine
stellen, anders betrifft, als Kinder, die beengt wohnen und deren
Eltern kaum selbst aktiv sind.
«Für diese Kinder stellt der Vereinssport vielfach die einzige
vorstrukturierte Möglichkeit dar, sich aktiv zu bewegen, sich
körperlich auszuprobieren, sich zu verausgaben oder in Kontakt zu
anderen Kindern zu treten», erläuterte Hunger. Daneben fehle den
Familien auch ein wichtiges Element ihrer Wochenstruktur.
Dadurch droht sich aus Sicht von Hunger nicht nur die Bindung zum
Sportverein zu lösen. Die Sportwissenschaftlerin sieht auch die
Gewöhnung an mediale Alternativen und Schulkinder, die sich vielfach
in der «körperlichen Inaktivität» einrichten. «Bewegung wieder ei
nen
angemessenen Stellenwert im Alltag der Kinder und damit eine
Entwicklungschance zu geben, muss eine gesellschaftliche Aufgabe
werden», forderte Hunger. Sie geht davon aus, dass das Phänomen
«Übergewicht im Kindes- und Jugendalter» als eine Folge der Pandemie
ein zentrales Thema wird.
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