Öffnungen mit langersehntem Café-Besuch in Österreich und Frankreich Von Matthias Röder, dpa
Deutsche Nachbarländer lockern die Corona-Maßnahmen teils drastisch.
In Österreich und Frankreich freuen sich viele Bürger über eine Tasse
Kaffee im Lokal. Auch in den Niederlanden ist wieder mehr erlaubt.
Wien/Paris (dpa) - Ein Stammgast des Kaffeehauses Landtmann direkt
neben dem Wiener Burgtheater strahlt übers ganze Gesicht: «Ich bin
heute voller Freude ins Café gekommen», sagte der 79-Jährige. Die
Öffnung der Gastronomie in Österreich nach fast sieben Monaten
Corona-Lockdown schenkt den Bürgern wieder mehr Lebensqualität und
den Unternehmern eine Perspektive. «In Summe sind wir gut
reserviert», sagte Landtmann-Chef Berndt Querfeld. Viele Gäste hätten
speziell für den Abend gebucht. Das Landtmann gehört zu den Lokalen,
das auch vor Ort Corona-Tests anbietet, für alle, die weder genesen,
noch geimpft, noch bereits einen Test in der Tasche haben. Die
Öffnung der Gastronomie, Hotellerie, der Kultur und vieler
Sportstätten ist mit einem strikten Zutrittsregime verbunden. Nur wer
getestet oder geschützt ist, darf ins Kino, ins Hotel oder ins
Theater.
Auch in Frankreich atmeten die Menschen deutlich auf. Die
Außengastronomie, Geschäfte und die Theater sind unter Auflagen
wieder geöffnet; die nächtliche Ausgangssperre wird nach hinten
geschoben und beginnt nunmehr um 21.00 Uhr. Wochenlang haben die
Gastronomen an ihren erweiterten Terrassen gewerkelt, Parkplätze in
Orte zum Verweilen verwandelt. Nun sitzen dort Menschen und trinken
ihren ersten Kaffee seit Ende Oktober, der ihnen an einen Tisch
gebracht wird. Auch die Niederlande haben weitere Corona-Maßnahmen
gelockert. So sind ab Mittwoch Zoos und Fitnessstudios wieder
geöffnet. Auch Prostituierte dürfen nach mehr als fünf Monaten wieder
Kunden empfangen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ließ es sich am Morgen nicht
nehmen, einen Kaffee auf einer Pariser Terrasse zu trinken. «Wir
müssen vorsichtig bleiben», warnte er. Doch er betonte auch: Die
Situation sei nun eine andere als noch zu Jahresbeginn, nun gebe es
die Impfungen. Er hatte den Französinnen und Franzosen im Herbst
bereits Öffnungen im Januar in Aussicht gestellt - dieses Versprechen
konnte er damals nicht halten. Nun soll die Rückkehr zum normalen
Leben aber wirklich beginnen - das leere Paris, das in den
vergangenen Monaten Fluch und Segen zugleich war, scheint vorbei. Im
Gegensatz zu Österreich ist in Frankreich kein Zutrittstest
erforderlich.
Die Regierungsspitze in Österreich traf sich medienwirksam in einem
für Stelzen (Schweinshaxen) beliebten Lokal im Wiener Prater zum
Mittagessen. «Es ist ein Tag der Freude nach einer monatelangen
Durststrecke», sagte Kanzler Sebastian Kurz. Im Wiener Zentrum
klatschten Dutzende Mitarbeiter des Hotels Sacher vor dem
Hotel-Eingang bei einer kleinen Feier, um schon mal symbolisch die
ersten Gäste zu begrüßen. Und auch die Fitness-Branche sieht wieder
Land. «Es herrscht Aufbruchsstimmung», sagte der Geschäftsführer
eines großen Fitnessstudios in Wien dem Sender oe24TV. Die Leute
hätten im Lockdown zugenommen und wollten nun endlich wieder
trainieren.
Für die Einreise nach Österreich entfällt für die Deutschen die
Quarantänepflicht, allerdings muss zumindest ein Test mit negativem
Ergebnis gemacht worden sein. In Österreich waren in den meisten
Bundesländern schon seit Anfang Februar der Handel und viele
Dienstleister geöffnet.
Auch Geisterspiele in der Bundesliga sind nun zumindest vorerst
vorbei. Bei genehmigten Veranstaltungen mit Sitzplätzen dürfen im
Freien bis zu 3000 Menschen zusammenkommen. In Innenräumen sind es
bis zu 1500. Weiterhin verboten sind zunächst große Zusammenkünfte
wie Hochzeitsfeiern oder Vereinsfeste. Auch die Nachtgastronomie
bleibt wegen der Sperrstunde von 22.00 Uhr zunächst geschlossen. Kurz
geht von weiteren Öffnungsschritten bereits im Juni aus.
Der Schritt ist eine Voraussetzung für den Neustart des Tourismus in
Österreich. Das Land ist stark von den Einnahmen aus diesem
Wirtschaftszweig abhängig. Touristen können sich vielerorts kostenlos
testen lassen. So können sich auch Hotels und Gastronomiebetriebe mit
Selbsttests eindecken, um ihre Gäste versorgen zu können.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen war in den vergangenen Wochen
deutlich gesunken. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich beträgt
aktuell 57, in Deutschland liegt sie bei 73. Im Land ist die Hoffnung
verbreitet, dass es zu keinem Lockdown mehr kommt.
Frankreich hat eine besonders bittere Corona-Geschichte mit weit mehr
als 100 000 offiziellen Corona-Toten hinter sich. In den vergangenen
Wochen hat sich die Situation aber deutlich verbessert, die
Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei knapp 150. Auch in Frankreich
soll es eine Art Notbremse geben, wenn sich die Lage verschlechtert.
Eine Inzidenz von mehr als 400 ist dafür ein Richtwert. In Frankreich
werden sowohl die Ergebnisse von PCR- als auch Antigentests in die
Berechnung des Inzidenzwerts mit einbezogen.
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