Großbritannien wird wieder als Corona-Risikogebiet eingestuft

Großbritannien zählt zu den europäischen Ländern mit den niedrigste
n
Corona-Infektionszahlen und lockert gerade Schritt für Schritt die
Einschränkungen. Trotzdem spricht die Bundesregierung jetzt wieder
eine Reisewarnung aus. Was ist da los?

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung stuft Großbritannien trotz
niedriger Infektionszahlen ab Sonntag wieder als Corona-Risikogebiet
ein. Grund ist das «zumindest eingeschränkte Vorkommen» der zuerst in

Indien festgestellten Virusvariante, wie das Robert Koch-Institut am
Freitag im Internet bekanntgab. Die Variante B.1.617.2 hat in Indien
zu dramatischen Infektionszahlen beigetragen. Die Nachbarländer Sri
Lanka und Nepal werden von der Bundesregierung wegen der Ausbreitung
am Sonntag ebenfalls hochgestuft: Sri Lanka zum Risikogebiet und
Nepal zum Virusvariantengebiet, der höchsten Risikostufe, für die
weitgehende Reisebeschränkungen gelten.

Großbritannien war bisher eines der wenigen europäischen Länder, das

wegen stabil niedriger Infektionszahlen ganz von der Liste der
Risikogebiete gestrichen wurde. Die Sieben-Tage-Inzidenz je 100 000
Einwohner betrug zuletzt 23. Als Risikogebiet werden normalerweise
nur Länder eingestuft, die über 50 liegen. Das RKI verweist aber
darauf, dass die indische Variante von der
Weltgesundheitsorganisation WHO mittlerweile als besorgniserregend
eingestuft wird. «Bei der Einstufung von Risikogebieten werden
regelmäßig, neben den Inzidenzwerten, auch qualitative Kriterien
berücksichtigt», schreibt das Institut.

BRITISCHE EXPERTEN GEHEN VON LEICHTERER ÜBERTRAGBARKEIT AUS

Nach Ansicht britischer Experten ist B.1.617.2 noch leichter
übertragbar als die bisher in dem Land vorherrschende sogenannte
britische Variante B.1.1.7. Das sagte der Premierminister Boris
Johnson am Freitag in London. Noch sei nicht klar, um wie viel
schneller sich die Variante verbreite, so der konservative Politiker
weiter. Im schlimmsten Fall stünden dem Land schwere Entscheidungen
bevor. Das Expertengremium SAGE, das die Regierung berät, geht davon
aus, dass sich B.1.617.2 um bis zu 50 Prozent schneller ausbreiten
könnte als B.1.1.7. Nach Zahlen der Gesundheitsbehörde Public Health
England hat sich die Zahl der nachgewiesenen Fälle der mit der
Variante Infizierten innerhalb einer Woche auf gut 1300 verdoppelt.

Großbritannien hat bereits erste Lockerungen der Corona-Maßnahmen
vorgenommen. Von Montag an sind weitere Öffnungsschritte geplant.
Johnson sieht diesen Fahrplan bislang nicht in Gefahr, er warnte
aber, die für Ende Juni geplante Aufhebung aller Corona-Maßnahmen
könnte durch die indische Variante erschwert werden. Vorsorglich soll
nun der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung für die Gruppe der
über 50-Jährigen von zwölf auf acht Wochen verkürzt werden. «Es g
ibt
keine Hinweise darauf, dass die Impfstoffe weniger wirksam sind», so
Johnson.

Mit der Einstufung als Risikogebiet durch die Bundesregierung ist
auch eine Reaktivierung der Reisewarnung für Großbritannien
verbunden. Das hat aber nur symbolische Bedeutung. Faktisch ändert
sich für Reisende nicht viel. Wer aus Großbritannien mit dem Flugzeug
nach Deutschland kommt, musste auch bisher schon einen negativen
Corona-Test bei Einreise vorweisen. Das bleibt so. Auch in Quarantäne
müssen Einreisende weiterhin nicht, sofern sie sich vor Einreise
testen lassen.

NEPAL IST DAS ELFTE VIRUSVARIANTENGEBIET

Anders sieht das künftig für Nepal aus, das am Sonntag als elftes
Land weltweit als Virusvariantengebiet eingestuft wird. Das bedeutet
für Einreisende aus dem Himalaya-Staat eine Quarantäne von 14 Tagen,
die nicht verkürzt werden kann. Wer kein deutscher Staatsbürger ist
und keinen Wohnsitz in Deutschland hat, darf von dort gar nicht mehr
mit dem Flugzeug nach Deutschland einreisen.

Das Nachbarland Indien hatte sich bereits in den vergangenen Wochen
zum neuen Epizentrum der Pandemie mit dramatischen Infektions- und
Todeszahlen entwickelt. Auch in Nepal sind die Krankenhäuser
inzwischen überfordert, Betten und medizinischer Sauerstoff gehen
aus. Den regulären Flugverkehr hat Nepal wegen Corona bereits bis
Ende des Monat ausgesetzt. Spezielle Evakuierungsflüge für
gestrandete Ausländerinnen und Ausländer sind aber weiter erlaubt.
Wieviele Deutsche sich dort derzeit noch aufhalten, ist unklar.

KANAREN VON DER RISIKOLISTE GESTRICHEN

Es gibt aber auch neun Länder und Regionen, die am Sonntag auf der
Corona-Risikoskala zurückgestuft werden - vom Hochinzidenz- zum
Risikogebiet: Serbien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo,
Nordmazedonien, Estland, Ukraine, Jordanien, Libanon und die
Palästinensischen Autonomiegebiete. Wer von dort einreist, muss nicht
mehr zwingend in Quarantäne, sondern kann stattdessen bei Einreise
einen negativen Test vorweisen.

Mit den Kanarischen Inseln wird außerdem ein weiteres beliebtes
Urlaubsziel der Deutschen ganz von der Liste der Corona-Risikogebiete
gestrichen. Das hat für Touristen aber keine praktischen Auswirkungen
mehr, da die Quarantänepflicht für von dort zurückkehrenden Urlauber

mit Inkrafttreten einer neuen Einreiseverordnung bereits am
Donnerstag gefallen ist. Die Testpflicht beim Rückflug nach
Deutschland gilt weiter.

Trotzdem dürften sich Hoteliers und Gastronomen auf Teneriffa, Gran
Canaria oder Fuerteventura über die Streichung von der Risikoliste
freuen - wegen des positiven Signals. Die Infektionswellen der
vergangenen Monate trafen die Tourismuswirtschaft auf den
Atlantik-Inseln vor der Westküste Afrikas besonders hart, da der
Winter praktisch die Hauptsaison der Region ist.

Nach jüngsten Zahlen des spanischen Verkehrsbüros Turespaña landeten

auf den Inseln in den ersten drei Monaten des Jahres nur gut 266 000
ausländische Touristen. Das seien 90,3 Prozent weniger als im ersten
Quartal 2020, als die Pandemie bereits erste negative Auswirkungen
gehabt hatte. Bei den Besuchern aus Deutschland war der Rückgang mit
rund 53 Prozent relativ «niedrig». Die Zahl der britischen Touristen,
auf die die Kanaren traditionell besonders angewiesen sind, ging um
knapp 97 Prozent zurück. Die «Canarios» setzen nun auf den Sommer.

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