Bruttoverdienst in der Pflege seit 2010 rund ein Drittel höher
Mangel an Pflegekräften gab es auch schon vor der Corona-Pandemie.
Dabei gab es immer wieder Kritik an schlechter Bezahlung von Menschen
in der Pflege. Eine Statistik zeigt: Es wurde aufgeholt.
Wiesbaden (dpa) - Die Arbeit von Menschen, die in der Pflege
arbeiten, ist innerhalb eines Jahrzehnts besser honoriert worden. Wie
das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, sind die
Bruttomonatsverdienste für Fachkräfte in Krankenhäusern und Heimen,
zu denen auch Pflegefachkräfte zählen, in dieser Zeit um rund ein
Drittel gestiegen. So verdienten vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in
Krankenhäusern, wie Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und
-pfleger, im Jahr 2020 brutto 32,9 Prozent mehr als noch 2010.
Die Bruttomonatsverdienste von Fachkräften in Altenheimen stiegen im
selben Zeitraum um 32,8 Prozent, bei Fachkräften in Pflegeheimen fiel
der Anstieg mit 38,6 Prozent noch etwas höher aus. In allen drei
Gruppen stiegen die Verdienste in den vergangenen zehn Jahren
deutlich stärker an als in der Gesamtwirtschaft, hieß es. So lag der
Anstieg im Bereich produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen bei
21,2 Prozent.
«Im vergangenen Jahr hatten die Kliniken rund 14 Prozent
Mehreinnahmen. Es war wichtig, dass viele Kliniken zumindest einen
Teil der Zusatzeinnahmen für die Verbesserung der Pflege genutzt
haben. Das ist gut für die Pflegenden, aber auch für die Patientinnen
und Patienten. Denn ohne gute Pflege gibt es keine gute Versorgung im
Krankenhaus», sagte Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbandes der
gesetzlichen Krankenkassen, der dpa.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienten Gesundheits-
und Krankenpflegerinnen und -pfleger im vergangenen Jahr im
Durchschnitt 3578 Euro brutto monatlich. Fachkräfte in Pflegeheimen
kamen auf durchschnittlich 3363 Euro, in Altenheimen waren es 3291
Euro. Die Unterschiede seien unter anderem darauf zurückzuführen,
dass in der Krankenpflege vielfach Tariflöhne gezahlt werden, hieß
es. Über einen flächendeckenden Tarifvertrag in der Altenpflege wird
derzeit debattiert.
Alle drei Gruppen verdienten im vergangenen Jahr erstmals mehr als
Beschäftigte mit vergleichbarer Qualifikation in der Gesamtwirtschaft
(Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen), die durchschnittlich
3286 Euro im Monat bekamen. Allerdings: Im vergangenen Jahr war die
Lohnentwicklung 2020 stark durch vermehrte Kurzarbeit im Zuge der
Corona-Krise geprägt. In den Vorjahren hatten die durchschnittlichen
Bruttomonatsverdienste von Fachkräften in Pflegeheimen stets unter
denen in der Gesamtwirtschaft gelegen, hieß es. Zudem fielen die
durchschnittlichen Bruttoverdienste für angelernte oder ungelernte
Pflegekräfte deutlich geringer aus.
«Der Teufel aber liegt im Detail», betonte auch Susanne Ferschl,
stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag. «Denn
2020 sank das durchschnittliche Einkommen in der Gesamtwirtschaft
durch Kurzarbeit erheblich ab, damit steigen die Löhne zwar
statistisch, faktisch hat sich kaum etwas verändert.»
Am internationalen Tag der Pflegenden wollen an diesem Mittwoch
Pflegekräfte für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne
demonstrieren. 1000 angemeldete Teilnehmende wollen vor dem Roten
Rathaus in Berlin protestieren, wie die Gewerkschaft Verdi am
Dienstag in Berlin mitteilte. Es herrsche große Erbitterung darüber,
dass versprochene Verbesserungen noch nicht auf den Weg gebracht
worden seien. Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler machte
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dafür verantwortlich. So weigere
sich Spahn, verbindliche Personalvorgaben für die Krankenpflege auf
den Weg zu bringen. Ein Instrument zur Personalbemessung von
Krankenkassen und Kliniken solle frühestens 2025 vorliegen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren 1,41 Millionen
Menschen im Jahr 2019 in Deutschland mit der Pflege, Betreuung oder
Unterstützung Pflegebedürftiger beschäftigt. Gut zwei Fünftel von
ihnen arbeiteten in Pflegeheimen, etwa ein Viertel in ambulanten
Pflegediensten sowie gut ein Drittel im Pflegedienst in
Krankenhäusern.
Schon vor der Pandemie waren die Belastungen hoch: Pflegekräfte sind
häufiger rund um die Uhr im Einsatz als die meisten anderen
Erwerbstätigen, mit Schicht- und Wochenendarbeit. Rund 60 Prozent der
Krankenpflegerinnen und -pfleger und deutlich mehr als die Hälfte (57
Prozent) der Altenpflegerinnen und -pfleger arbeiteten im Jahr 2019
im Schichtdienst, so das Statistische Bundesamt. Das träfe nur auf
jede siebte erwerbstätige Person in Deutschland zu. Noch häufiger als
vom Schichtdienst waren Pflegekräfte von Wochenendarbeit betroffen:
74 Prozent der Kranken- und 79 Prozent der Altenpflegerinnen und
-pfleger arbeiteten 2019 regelmäßig samstags und sonntags. Insgesamt
traf das nur auf gut jede dritte erwerbstätige Person zu.
In der Pandemie ist die Zahl der Pflegekräfte einem Medienbericht
zufolge deutlich gestiegen: von Oktober 2019 bis Oktober 2020 um 18
500. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) unter Berufung auf
eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit berichtet, arbeiteten im
Herbstmonat des vergangenen Jahres in den Kliniken insgesamt 710 663
Pflegerinnen und Pfleger. «Darunter sind Neueinsteiger und Rückkehrer
sowie Pflegekräfte aus dem Ausland. Wir haben jeden eingesetzt, den
wir bekommen konnten», sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen
Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, dem RND.
Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, lobte
die steigende Zahl von Pflegekräften in Krankenhäusern. Der dpa sagte
er, dass die Krankenkassen seit 2019 verpflichtet seien, zusätzliches
Pflegepersonal ohne Abzug zu bezahlen. «So sollte der Trend in den
Kliniken gebrochen werden, zu Lasten der Pflege zu sparen. Die
Krankenhausträger sind also erst dann bereit, in mehr Pflege zu
investieren, wenn es nicht auf ihre Kosten geht.»
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