Endlich Hitze: Wann wird die Sommer-Sonne zur Gefahr? Von Marc Fleischmann, dpa

Die Sonne strahlt. Die Temperaturen steigen. Und das nachdem der
April so richtig kühl war. Da fragt man sich: Kann Sonnenbaden jetzt
gefährlich werden? Ein Faktencheck.

Berlin (dpa) - Der April war kalt, mit 6,1 Grad nach Bilanz des
Deutschen Wetterdienstes (DWD) gar der kälteste seit 40 Jahren. Aus
diesem gefühlten Winter geht es dank strahlender Sonne direkt in den
Sommer. Was dabei zu beachten ist:

BEHAUPTUNG: Blitz-Sommer im Frühling: Jetzt viel Sonne tanken kann
doch jetzt kein Problem sein.

BEWERTUNG: Falsch.

FAKTEN: Zum möglichen Corona-Blues kam in diesem Jahr ein Winter, der
scheinbar nicht enden wollte. Klar, dass sich da eine Sehnsucht nach
Wärme und Sonne aufgebaut hat, die jetzt gestillt werden will. Vor
der aktuellen Intensität der Sonne warnen Experten wie Hautarzt
Reinhard Mrotzek, der Mitglied im Berufsverband der Deutschen
Dermatologen ist: «Der UV-Index kann schon bis 6 oder 7 gehen. Die
Sonne steht so hoch wie im August.» Das ist nach Angaben des
Deutschen Wetterdienstes ein hoher Gefährdungswert, der einen
Sonnenschutz für die Haut erforderlich mache.

Das heißt: Ein Szenario aus dem Hochsommer trifft auf unsere Haut,
die «für den Sommer noch nicht trainiert und gerüstet» ist, wie
Mrotzek erklärt. Es brauche mindestens zwei Wochen, bis sich die Haut
mit Bildung der schützenden Bräunungspigmente und der Verdickung der
Hornschicht auf diese Sommersonne eingestellt habe. Selbst dann müsse
man noch vorsichtig sein, «denn gebräunte Haut entspricht lediglich
einem Lichtschutzfaktor von circa 4», erklärt die Deutsche
Krebshilfe.

Ohne dieses «Training» und Sonnenschutz gebe es jetzt schnell einen
Sonnenbrand. Und dieser, erklärt Mrotzek, ist ein wichtiger
Risikofaktor für Hautkrebs. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt Jahr
für Jahr an. Zum Vergleich: 2006 waren es nach Angaben der Deutschen
Krebsgesellschaft (DKG) noch knapp 150 000 neue Fälle. Mittlerweile
sind es laut Deutscher Krebshilfe über 276 000 Neuerkrankungen pro
Jahr.

Heller Hautkrebs tritt deutlich häufiger auf als der gefährlichere
schwarze Hautkrebs. Und trotzdem: «In Deutschland hat sich die
Häufigkeit von Neuerkrankungen an schwarzem Hautkrebs zwischen 1970
und 2015 verfünffacht», warnt die DKG. Bis zu einem Alter von 55
Jahren erkranken Frauen laut Krebshilfe deutlich öfter an schwarzem
Hautkrebs als Männer, danach ist es umgekehrt.

Der Rat des Dermatologen lautet deshalb: «Langsam an die Sonne
gewöhnen. Bei Sonnenschein und leicht bedecktem Himmel mittags - 11
und 15 Uhr - besonders vorsichtig sein. Sonnenschutzcreme benutzen,
mindestens Lichtschutzfaktor 20, wenn möglich im Schatten aufhalten
und entsprechende Kleidung tragen.»

BEHAUPTUNG: Wenn es wieder kühl wird, brennt die Sonne nicht so
stark.

BEWERTUNG: Falsch.

FAKTEN: Die Kraft der Sonne werde gerade bei kühlem und windigen
Wetter oft unterschätzt, erklärt Dermatologe Mrotzek, denn nur
«gefühlt brennt die Sonne dann nicht so stark.» Der Experte: «Es is
t
egal, ob es kalt oder warm ist, die UV-Strahlung ist gleich.» Das
heißt: Es macht keinen Unterschied, ob es nur 12 Grad warm ist und
Wind weht oder ob es bei Windstille 25 Grad sind.

Auch ein bedeckter Himmel bietet keinen hundertprozentigen Schutz.
«Im Allgemeinen mindern Wolken die UV-Strahlungsintensität gerade
einmal um 10 bis 50 Prozent», warnt die Deutsche Krebshilfe.

Entscheidend sei die Jahres- und Tageszeit - und damit der
Sonnenstand. Die sogenannte hautwirksame Strahlung erreiche am 21.
Juni mittags an einem klaren Tag eine Kraft von fast 200 Milliwatt
pro Quadratmeter. An einem wolkenfreien 21. Dezember zur Mittagszeit
sind es dagegen weniger als zehn Milliwatt.

Daneben hat auch die Höhe Einfluss auf die Strahlung. Die Wirkung der
Sonne steigt auf 1000 Metern um 20 Prozent, auf 2000 Metern um etwa
33 Prozent und auf 3000 Metern um 50 Prozent im Vergleich zur
Intensität auf Höhe des Meeresspiegels.

BEHAUPTUNG: Im Wasser bekommt man keinen Sonnenbrand.

BEWERTUNG: Falsch.

FAKTEN: Auch einen Meter unter der Wasseroberfläche trifft
UV-Strahlung noch auf den Körper. Nach Einschätzung von Experten
kommen dort 80 Prozent der langwelligen UVA-Strahlen an, die
Hautalterung und Faltenbildung verstärken. Von der kurzwelligen
UVB-Strahlung, die typischerweise Sonnenbrand hervorruft, sind es 50
Prozent. Damit die gefährlichen Strahlen die Haut gar nicht mehr
erreichen, muss man tiefer tauchen. «Mindestens zwei Meter», erklärt

Dermatologe Mrotzek.

Wer mit dem Kopf über den Wellen schwimmt, sollte doppelt aufpassen.
Wie ein Spiegel verstärkt die Wasseroberfläche die UV-Strahlung um 50
Prozent. Medizinische Einrichtungen wie der britische National Health
Service (NHS) warnen vor der gefährlichen Kombination von Sonne und
Wasser: Durch die kühlende Wirkung merke man oft nicht, wenn die Haut
verbrenne. Mrotzek rät zum intensiven Eincremen mit Sonnenmilch,
zudem sei eine Kopfbedeckung «eine gute Idee».

Und wird man nach einem Sonnenbrand tatsächlich brauner? «Das ist
absoluter Quatsch», erklärt Mrotzek. Ein Sonnenbrand sei eine
Entzündung der Haut, die einer Verbrennung ersten Grades oder mehr
ähnele. Wenn dann auf diese Stelle UV-Strahlung trifft, kann das nach
Angaben der Krebshilfe zu Schäden im Erbgut der Hautzellen führen.

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