Maas sieht Beschaffung von russischem Impfstoff skeptisch
Im deutschen Impfstau ist Sachsen vorgeprescht - es will in großen
Mengen russischen Impfstoff bestellen. Außenminister Maas besucht
indes Serbien, wo Sputnik V seit Monaten verabreicht wird. Wirklichen
Eindruck macht das auf ihn nicht.
Belgrad (dpa) - Bundesaußenminister Heiko Maas hat sich skeptisch zu
einer Beschaffung von russischem Corona-Impfstoff im großen Stil
geäußert. Im Moment scheine «die mediale Aufmerksamkeit für die 30
Millionen Impfdosen aus Russland - wenn sie denn kommen - ein
bisschen hoch» zu sein, sagte der SPD-Politiker am Freitag bei einem
Besuch der serbischen Hauptstadt Belgrad. Außerdem müsse der
russische Impfstoff Sputnik V zunächst einmal in der EU zugelassen
werden.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem serbischen Präsidenten
Aleksandar Vucic reagierte Maas auf einen Vorstoß des sächsischen
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Dieser hatte am
Donnerstag nach einem Gespräch mit dem russischen Gesundheitsminister
Michail Muraschko gesagt, dass Deutschland 30 Millionen Dosen des
russischen Impfstoffs Sputnik V erwerben wolle, vorausgesetzt, dass
ihm die Europäische Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung erteile.
Maas zeigte sich in Belgrad davon wenig beeindruckt. Die Zahl der
Dosen stehe «nicht ganz in der Relation (...) zu dem, was wir bereits
in Deutschland produzieren». Er wies darauf hin, dass im
Biontech-Werk in Marburg künftig 60 Millionen Impfdosen im Monat
produziert werden sollten. Der Minister erwähnte zudem
Lieferschwierigkeiten bei früheren Impfstoff-Beschaffungen. «Wir
wissen ja, dass unabhängig vom Hersteller die Belieferung von
Impfdosen nicht immer dem entsprochen hat, was vorher angekündigt
worden ist», sagte er.
Kritik an Kretschmers Ankündigung des Impfstoff-Deals mit Russland
kam auch von den Grünen. Dies sei «nicht einfach nur naiv», sagte der
Grünen-Politiker Omid Nouripour. «Kretschmer verspielt sich damit auf
der Werbetrommel des Kremls.»
Im EU-Kandidatenland Serbien wird Sputnik V seit der Jahreswende
verabreicht, zusammen mit den «westlichen» Vakzinen von
Biontech-Pfizer und Astrazeneca sowie dem chinesischen Sinopharm. Das
Balkanland ist dabei erfolgreich. Bislang erhielten 27 Prozent der
Bevölkerung eine erste Impfung, 18 Prozent sind vollständig geimpft.
Zum Vergleich: In Deutschland haben erst 22 Prozent die erste und nur
7 Prozent die zweite Impfung bekommen.
In Serbien mit seinen knapp sieben Millionen Einwohnern sind die
Zahlen der Ansteckung mit dem Coronavirus inzwischen rückläufig. Auch
die Belegung der Krankenhäusern und Intensivstationen geht zurück.
Wie Vucic auf der Pressekonferenz ausführte, ist Sinopharm vor dem
Mittel von Biontech-Pfizer der am meisten eingesetzte Impfstoff in
seinem Land. Die Hersteller beider Produkte würden die vereinbarten
Liefertermine genau einhalten. «Von den anderen kann man das nicht
immer behaupten, aber ich will das nicht weiter kommentieren», fügte
er hinzu.
Maas absolvierte eine zweitägige Reise auf dem Balkan. In Pristina
hatte er am Donnerstag mit der neuen Staatsführung des Kosovos
gesprochen, die aus der Parlamentswahl im Februar hervorgegangen war.
In den Gesprächen mit Präsidentin Vjosa Osmani und Ministerpräsident
Albin Kurti erörterte er ebenso wie mit Vucic in Belgrad den derzeit
feststeckenden Dialog, der zur Normalisierung des Verhältnisses
zwischen Serbien und seiner einstigen Südprovinz führen soll.
Das überwiegend von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 nach
einer Nato-Intervention von Serbien losgelöst und 2008 für unabhängig
erklärt. Serbien hat dies bis heute nicht anerkannt und erhebt
weiterhin Anspruch auf das Territorium des Staates, der von
Deutschland und den meisten anderen EU-Ländern, nicht aber
beispielsweise von Spanien, Griechenland, Russland oder China
anerkannt wird.
In Belgrad erklärte Maas, dass es nun an der Zeit sei, den Dialog auf
der Grundlage des bisher Erreichten zu Ende zu führen. Am Ende
zählten die Resultate. «Wir sind zu einer Fortsetzung des Dialogs
bereit und gehen konstruktiv daran heran», sagte Vucic. Nächste Woche
reisen Vucic und Kurti nach Brüssel, um am Sitz der EU die
Modalitäten neuer Gespräche zu sondieren. Ein Treffen der beiden
Politiker ist nicht geplant.
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