Armutskonferenzen: Corona verstärkt Probleme für von Arme

Vor einer Verschärfung von Armut im Folge der Corona-Pandemie warnen
die Armutskonferenzen im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Und: Die
Tafeln melden wieder steigende Zahlen von Hilfsbedürftigen.

Saarbrücken/Mainz (dpa/lrs) - Von Armut betroffene Menschen in
Rheinland-Pfalz und im Saarland bekommen die Auswirkungen der
Corona-Pandemie derzeit besonders hart zu spüren. «Sie sind die
Verlierer dieser Pandemie in mehrerer Hinsicht», sagte der Sprecher
der Landesarmutskonferenz Rheinland-Pfalz, Albrecht Bähr, am Dienstag
der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Die Armutsquote werde weiter
steigen. Zudem rutschten auch Menschen, die bisher an der unteren
Schwelle der Mittelschicht lägen, in die Armutsreihe.

Dabei handele es sich um Personen, die vorher ihre Zweit- und
Drittjobs hatten, um ihre Raten zu bezahlen. Irgendwann sei dann das
Ersparte weg. «Wir merken das ganz massiv im Bereich unserer
Notfonds», sagte Bähr. Es gebe deutlich mehr Anfragen von Menschen,
die ein paar Schuhe, eine Jacke oder einen Einkaufsgutschein
bräuchten. Bähr ist auch Vorsitzender der Kommission Soziale
Sicherung, Migration und Armutsbekämpfung bei der Liga der Freien
Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz.

Die Armutsquote in Rheinland-Pfalz, die derzeit bei 15 Prozent liege,
werde seiner Einschätzung nach steigen. Betroffenen seien viele
Kinder und Jugendliche. «Sie werden im Rahmen der Digitalisierung im
Bildungsbereich benachteiligt und werden das nicht aufholen können»,
sagte Bähr. Zudem falle für sie ein warmes Mittagessen in Schulen und
Kitas weg. «Und damit die gesunde Ernährung.» Schwierig sei die Lage

auch für Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Menschen mit
Migrationshintergrund. «Sie haben keine Lobby.»

Hilfseinrichtungen wie Kleider- und Möbelbörsen seien teils
geschlossen oder arbeiteten nur eingeschränkt, sagte der
Geschäftsführer der Saarländischen Armutskonferenz, Manfred Klasen,
der Deutschen Presse-Agentur. In Schulen falle neben dem Schulessen
auch das Schulobstprogramm weg. Hinzu kämen zusätzliche Kosten für
Corona-Hygienemaßnamen wie Mund-Nasen-Schutz.

Klasen schätzte, dass im Zuge von höherer Arbeitslosigkeit und dem
Wegfall von Minijobs auch im Saarland die Armutsquote steigen werde.
Themen wie Stromsperren, Wohnungsverlust und Verschuldung würden
«leider an Bedeutung gewinnen». Derzeit betrage die Armutsquote im
Saarland 17 Prozent. «Das sind knapp 170 000 Betroffene.» Bei Kindern
und Jugendlichen liege die Quote bei 22,5 Prozent.

Von Armut Betroffene spielten in der Corona-Diskussion «eine nur
untergeordnete Rolle», kritisierte die Saar-Armutskonferenz. Anfangs
seien «praktisch gar keine zusätzlichen Hilfen» gewährt worden.
Später seien erleichterte Antragstellungen beim Jobcenter und
kostenfreie Masken dazu gekommen, zuletzt ein einmaliger und völlig
unzureichender Corona-Zuschuss von 150 Euro, sagte Klasen. Als arm
gelten Personen laut Klasen, wenn sie im Monat weniger als 60 Prozent
des mittleren Einkommens zur Verfügung haben.

Die Tafeln in Rheinland-Pfalz und im Saarland melden derzeit «stabile
bis steigende Zahlen», sagte Sabine Altmeyer-Baumann, Vorsitzende des
Landesverbands Tafel Rheinland-Pfalz/Saarland in Bad Kreuznach. «Die
Situation der Leute ist prekär und sie wird prekär bleiben.» Nachdem

am Anfang der Pandemie ältere Menschen aus Angst vor einer Infektion
teils wegblieben, fühlten sie sich jetzt sicherer: alles auf Abstand
oder mit Bringdiensten. Laut Verband sind in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland 66 Tafeln, darunter 11 im Saarland, aktiv.

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