Debatte über Impfpriorisierung - Öffnung für alle Lehrer

In Thüringen können sich nun alle Beschäftigten an Schulen impfen
lassen. Doch Termine sind rar und im April praktisch nicht mehr zu
bekommen. Unterdessen fordert die Grünen-Fraktionschefin, die
Priorisierung ganz aufzugeben. Die CDU hält das für zu früh.

Erfurt (dpa/th) - In Thüringen können sich künftig alle Lehrer gegen

das Coronavirus impfen lassen. Das gaben die Ministerien für
Gesundheit und Bildung am Mittwoch bekannt. Damit kommen nun auch die
Pädagogen weiterführender Schulen und von Berufsschulen zum Zuge.
Bisher hatte nur das Personal an Grund- und Förderschulen sowie von
Kitas die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Bildungsminister Helmut
Holter bezeichnete den Schritt als «wichtigen Meilenstein».
Gesundheitsministerin Heike Werner (beide Linke) sagte: «Bildung hat
Vorrang. Schule muss sicher stattfinden können.»

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Astrid Rothe-Beinlich,
hatte sich am Mittwoch für eine generelle Aufhebung der
Impfpriorisierung ausgesprochen, damit auch jüngere Menschen gegen
das Coronavirus geimpft werden können. Es sei richtig gewesen, zuerst
die Älteren zu schützen, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
«Jetzt muss es aber darum gehen, auch in die Breite zu impfen.»

Es habe sich gezeigt, dass die Corona-Mutationen vor allem auch
Kinder ansteckten und damit auch deren Eltern stärker gefährdet
würden. «Deshalb müssen wir jetzt neu nachdenken und auch mobile
Gruppen impfen», verlangte Rothe-Beinlich. Werner betonte, man wolle
so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich impfen. «Es gibt

noch nicht genügend Impfstoff, um die Priorisierung aufheben zu
können. Der Ansturm auf die Terminvergabe ist dazu zu groß. Sobald
wir Termine freischalten, sind diese in kürzester Zeit vergeben.»

CDU-Fraktionschef Mario Voigt hält die Debatte über eine Aufhebung
der Impfpriorisierung für «richtig und sinnvoll», wie er erklärte.

«Aber noch sind viele über 70-Jährige und Risikogruppen nicht
geimpft. Deswegen müssen wir mit Hilfe der Hausarztpraxen weiter
Tempo beim Impfen der Älteren machen.»

In Thüringen werden derzeit hauptsächlich Menschen aus den
Prioritätsgruppen eins und zwei geimpft. Dazu zählen unter anderem
Menschen über 80 und mit bestimmten Vorerkrankungen sowie
beispielsweise Grundschullehrer und Erzieher. Der Freistaat weicht
stellenweise von der Bundesimpfverordnung ab und lässt beispielsweise
alle Polizisten impfen - auch solche mit Bürojobs.

In einigen Landkreisen mit besonders hoher Inzidenz werden auch schon
Menschen der Priorisierungsgruppe drei geimpft. Lehrer
weiterführender Schulen gehören eigentlich ebenfalls in die
Priorisierungsgruppe drei, sollen nun aber schon vorzeitig geimpft
werden können. Holter sagte, er gehe von einer hohen Impfbereitschaft
bei den Lehrern aus, «weil ich weiß, wie ungeduldig viele auf diesen
Fortschritt gewartet haben».

Um eine Impfung zu bekommen, brauchen Lehrer eine Bescheinigung, die
sie im Impfzentrum oder beim Hausarzt vorzeigen müssen. Nach Angaben
des Bildungsministeriums sollen diese Bescheinigungen als Formulare
an die Schulen geschickt und dort von den Schulleitungen ausgestellt
werden. Allerdings sind in Thüringen derzeit alle Impftermine bis
Ende April vergeben. Chancen darauf haben Lehrer möglicherweise im
Mai oder früher bei einem Hausarzt.

«Ich hoffe, dass sich die Impfstoffmenge, die vom Bund nach Thüringen
kommt, in den kommenden Wochen nochmals spürbar erhöht, damit auch
genügend Termine zur Verfügung gestellt werden können», sagte der
Bildungsminister. Sein Ressort werde die Schulen schnellstmöglich mit
den entsprechenden Formularen und Hinweisen versorgen, damit die
Berechtigungsnachweise ausgestellt werden können.