Corona-Zahlen im Land steigen - DJs protestieren mit Musik

In Sachsen-Anhalt ist das Corona-Infektionsgeschehen über das
Wochenende stärker geworden. Die Zahlen steigen. In der Altmark
verschaffen sich unterdessen DJs Gehör, im Harz gibt es draußen
wieder Kännchen.

Berlin/Magdeburg (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalt hat sich das
Corona-Infektionsgeschehen am Wochenende nach Ostern verschärft. Die
Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen stieg laut Robert
Koch-Institut von 129,4 am Freitagmorgen auf 159,2 am Sonntagmorgen.
Das höchste Infektionsgeschehen wiesen die Daten am Sonntag für den
Burgenlandkreis (263,4) aus, gefolgt vom Landkreis Stendal (204,2)
und der Stadt Halle (199,4). Den landesweit niedrigsten Wert hatte
mit 85,8 gemeldeten Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben
Tagen der Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Über das Wochenende meldete
das RKI landesweit 39 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus.

Dem Sozialministerium in Magdeburg zufolge waren am Sonntag 334 108
Menschen erstmals in Impfzentren geimpft, 114 508 bereits zum zweiten
Mal. Hinzu kämen Impfungen in Arztpraxen. Die Quote lag bei den
Erstimpfungen bei 15,7 Prozent und bei 5,1 Prozent bei den
Zweitimpfungen. 128 Intensivbetten seien derzeit mit Corona-Patienten
belegt, 64 von ihnen würden beatmet.

Unterdessen haben in der Altmarkstadt Salzwedel am Samstag 15 DJs
unter freiem Himmel eine Stunde lang Musik aufgelegt. Auch ein
Gesangsduo beteiligte sich an der Protestaktion unter dem Motto «Wir
werden laut». Damit wollten die Teilnehmer auf die schwierige Lage
ihrer Branche in der Corona-Krise aufmerksam machen. Ihrer
Überzeugung nach wäre es möglich, mit guten Hygienekonzepten
Restaurants, Diskotheken, Kneipen, Clubs und Bars wieder zu öffnen.
Die Polizei in Salzwedel gab am Sonntag an, dass bis zu 250 Menschen
die Auftritte an verschiedenen Orten in der Innenstadt verfolgt
hätten. Kontrollen hätten keine Verstöße gegen die geltenden
Corona-Regeln ergeben.

Das am Freitag an mehreren Orten im Harz gestartete
Gastronomie-Modellprojekt in der Corona-Pandemie ist nach Angaben von
teilnehmenden Betrieben über das Wochenende von den Gästen gut
angenommen worden. Viele Tische und Stühle der Außenbereiche von
Cafés und Restaurants seien besetzt gewesen, ergab eine Umfrage unter
einigen Beteiligten am Sonntag. Nach einem wetterbedingt verhaltenen
Start sei die Auslastung am milden Sonntag gut bis sehr gut gewesen.
«Ich habe mit 80 Plätzen am Freitag angefangen und am Sonntag auf 120
aufstocken müssen», sagte Café-Inhaber Michael Wiecker aus
Wernigerode. Gut gingen Eisbecher und Kuchen, aber auch die ersten
Spargelgerichte hätten den Gästen gemundet. «Wir haben Decken,
Sitzkissen und Heizstrahler draußen.»

Wer die Tasse Kaffee und das Stück Kuchen unter freiem Himmel
genießen wollte, musste sich zuvor auf das Coronavirus testen lassen.
Nur mit einem aktuellen digitalen oder analogen Negativnachweis gab
es einen Sitzplatz bei den beteiligten Betrieben in neun Harzer
Kommunen. Voraussetzungen sind außerdem eine Inzidenz in der
betroffenen Kommune von unter 200 und die Kontaktverfolgbarkeit. Das
Modellprojekt im Harz endet laut Landkreis am 30. April.

So ein Modellprojekt könne nur ein erster Schritt für die Branche
sein, um selbst wieder eine Perspektive zu bekommen, sagte Michael
Schmidt, Landeschef des Branchenverbandes Dehoga am Sonntag. «Da ist
viel Enthusiasmus. Viele öffnen, um endlich wieder ihrer
selbstständigen Tätigkeit nachgehen zu können», sagte er. Die
Wirtschaftlichkeit sei hingegen fraglich. «Außengastronomie steht und
fällt mit dem Wetter. Eingekauft werden muss aber trotzdem.» Die
Politik müsse nun für alle Branchenbetriebe Perspektiven schaffen.

Keine Chance hatten Kritiker der Corona-Schutzmaßnahmen, die in
Leipzig und Halle protestieren wollten. Die Versammlungen am Samstag
wurden untersagt, und die Verbote von der Polizei mit einem
Großaufgebot durchgesetzt. Nach Angaben der Polizei in Halle vom
Sonntag waren am späten Samstagnachmittag mehr als 100 Menschen auf
dem Marktplatz gekommen, um zu protestieren. Die Polizei sei
eingeschritten und habe die Versammlung aufgelöst.