Kita-Betrieb bleibt eingeschränkt - Stäbchen-Tests für die Kleinen

Trotz unsicherer Corona-Lage hält Familienminister Stamp die Kitas in
NRW offen und schaltet nicht auf Notbetrieb. Mehr Sicherheit sollen
Stäbchen-Tests bringen - auch für die Kinder. Das dürfte für viele

Eltern und die Mini-Nasen ihrer Kleinen eine Herausforderung werden.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Kindergärten in Nordrhein-Westfalen
bleiben auch nach den Osterferien im eingeschränkten Regelbetrieb.
Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Information des
Familienministeriums an Eltern und Kitas hervor.

Demnach bleibt es bei der pauschal um zehn Wochenstunden reduzierten
Betreuung in festen Gruppen. Familienminister Joachim Stamp (FDP)
begründete das am Donnerstag in Düsseldorf mit «der derzeit
unsicheren Entwicklung des Infektionsgeschehens». NRW geht aber nicht
zurück in den in den «Notbetrieb» mit stark eingeschränktem Zugang

nur für Eltern bestimmter Berufsgruppen und besonders Bedürftige.

Erstmals wird es nach den Osterferien kostenlose Selbsttests nicht
nur für die Beschäftigten in Kitas sowie Tageseltern geben, sondern
auch für die Kinder. «Die Eltern erhalten für ihre Kinder ab der
kommenden Woche zwei Tests», kündigte Stamp an.

Geliefert werden für Erzieher wie auch für die Kinder die gleichen
Stäbchen-Schnelltests, die nur in den vorderen Bereich der Nase
eingeführt werden und die auch für jedermann im Handel erhältlich
sind. Besondere Mini-Stäbchen für Mini-Nasen gibt es nicht.

«Nach ausführlichen Beratungen mit Wissenschaftlern und Pädagogen
haben wir uns entschieden, dass die Stäbchen-Tests, die nur minimal
in die Nase eingeführt werden können, bei kleineren Kindern durch die
Eltern zu Hause durchgeführt werden können - bis andere, leichter
handhabbare Testmöglichkeiten massentauglich und praktikabel sind»,
erklärte Stamp.

Er bedaure, dass die von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey
(SPD) «öffentlich angepriesenen «Spucktests» von Mitarbeitern des
Robert-Koch-Instituts als für kleine Kinder ungeeignet eingestuft
werden». Daher seien sie keine Alternative.

Der Familienminister begrüßte aber ausdrücklich den Kölner
Modellversuch mit sogenannten Lolli-Tests. Allerdings handele es sich
dabei nicht um Antigen-Schnelltests, sondern um PCR-Tests, die im
Labor ausgewertet müssten. «Aufgrund der damit verbundenen
Kapazitäten kann dieses Modell noch nicht landesweit ausgerollt
werden», stellte Stamp fest. «Ich bin aber froh, mit allen Akteuren
der Kindertagesbetreuung eine pragmatische Lösung gefunden zu haben,
die den Schutz der Einrichtungen weiter erhöht.»

Die SPD-Opposition warf die Frage auf, ob die schwarz-gelbe
Landesregierung sich möglicherweise für die finanziell günstigere
Test-Variante entschieden habe statt für eine kindgerechtere. Der
familienpolitische Sprecher der Fraktion, Dennis Maelzer, sprach sich
dafür aus, Spuck- und Lolli-Tests einzuführen.

«Die Anwendung der Schnelltests erfolgt auf freiwilliger Basis»,
heißt es im Informationsschreiben des Ministeriums. Geliefert würden
ab Montag Antigen-Schnelltests, die nach 15 Minuten Aufschluss
darüber gäben, ob jemand zu dem Zeitpunkt infektiös sei. Die
beigefügte Bedienungsanleitung enthält einen QR-Code zu einem
Schulungsvideo für den Abstrich im vorderen Nasenbereich.

Tageseltern erhalten die Tests demnach über die Jugendämter. In den
Kitas soll die Verteilung an die Eltern und an die Beschäftigten -
für Letztere sind, ebenso wie für die Kinder, zwei Selbsttests pro
Woche und Person vorgesehen - in eigener Verantwortung übernommen
werden. Zunächst würden Verpackungseinheiten mit fünf Tests zur
Verfügung gestellt. «In der Folge sollen Einzelverpackungen geliefert
werden.» Eltern und Tageseltern bestimmen den Zeitpunkt der Testungen
selbst, die Kita-Beschäftigten sollen sich mit dem Träger über Ort
und Zeitpunkt abstimmen.

Bei einem positiven Testergebnis dürfen Erzieherinnen und Tageseltern
keine Kinder mehr betreuen. Positiv getestete Kinder dürfen nicht
mehr zur Betreuung kommen. Ein positives Selbsttestergebnis löse zwar
keine Meldepflicht gegenüber dem Gesundheitsamt aus, stellte das
Familienministerium klar. Es sei aber unverzüglich ein
aussagekräftigerer PCR-Test in einem Testzentrum oder beim Hausarzt
vorzunehmen.

Bis zum Ergebnis seien alle Kontakte zu vermeiden und häusliche
Quarantäne angesagt. Bei einem PCR-Nachweis erfolgten alle weiteren
Schritte gemäß den landesrechtlichen Verordnungen beziehungsweise
nach der Verfügung der örtlich zuständigen Behörden. Dies gelte auc
h
für die Rückkehr des betroffenen Kindes in die Betreuung und für die

Wiederaufnahme der Tätigkeit eines infizierten Beschäftigten.

Die Gewerkschaft Verdi forderte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU)
auf, den von ihm proklamierten «Brücken-Lockdown» wenigstens in NRW
auch anzuwenden. Reduzierte Betreuungszeiten beinhalteten noch keinen
Schutz vor Ansteckungen, kritisierte Landeschefin Gabriele Schmidt.
Mittlerweile sei erwiesen, dass Kinder vermehrt Träger des
Coronavirus seien. Auch Testen biete keinen ausreichenden Schutz für
die Kita-Beschäftigten in NRW.