Slowakische Arzneimittelkontrolle kritisiert Sputnik-Hersteller

Hat Russland der Slowakei eine andere Version von Sputnik V geschickt
als die vorher von Experten gelobte? Darüber streiten sich beide
Länder, während auch Deutschland einen Kauf des Impfstoffs erwägt.

Bratislava (dpa) - In der Slowakei hat das staatliche Institut für
Arzneimittelkontrolle SUKL einen kritischen Bericht über den
russischen Impfstoff Sputnik V veröffentlicht - und damit Russland
verärgert. Die gelieferten Impfstoffe seien nicht in allen Details
identisch mit den zuvor in der renommierten Fachzeitschrift Lancet
beschriebenen, hieß es in dem Bericht, der der Deutschen
Presse-Agentur am Donnerstag vorlag. Moskau forderte als Reaktion
darauf den gelieferten Impfstoff wieder zurück.

Die slowakischen Kontrolleure monierten, dass auch Informationen aus
anderen Ländern, in denen Sputnik V bereits eingesetzt wurde, wegen
mangelnder Übereinstimmung nicht auf die an die Slowakei gelieferten
Vakzine anwendbar seien. «Diese Vakzine haben nur den Namen
gemeinsam.» Schon vorher hatte das Institut der Herstellerfirma
mangelhafte Information vorgeworfen.

Russland dürften solche Schlagzeilen ungelegen kommen. Nach Angaben
des staatlichen Direktinvestmentfonds RDIF, der Sputnik V im Ausland
vermarktet, haben mittlerweile 59 Länder das Vakzin registriert. Auch
Deutschland will mit Russland über Impfstoff-Lieferungen sprechen.

Die Slowakei hat am 1. März eine erste Lieferung von 200 000
Impfdosen des in der EU nicht zugelassenen Impfstoffs aus Russland
erhalten. Der inzwischen zurückgetretene Gesundheitsminister Marek
Krajci erteilte zwar eine Ausnahmegenehmigung für die Anwendung von
Sputnik V. Zugleich ordnete er jedoch an, dass der tatsächliche
Einsatz erst nach Vorliegen einer positiven Prüfung durch SUKL
beginnen dürfe. Deshalb wurde der Impfstoff bisher nicht genutzt.

Die Kritik mündete prompt in einen Schlagabtausch zwischen beiden
Ländern. Zunächst schrieb der Direktinvestmentfonds RDIF auf Twitter,
die Slowakei sei aufgefordert worden, das Vakzin wegen «mehrfacher
Vertragsverletzungen» zurückzuschicken, damit es in anderen Ländern
verwendet werde könne. «Impfstoffe sollten Leben retten und nicht für

geopolitische und interne politische Kämpfe eingesetzt werden.» Dem
slowakischen Kontrollinstitut warf der RDIF vor, die gelieferten
Impfstoffe in einem Labor getestet zu haben, das nicht Teil des
offiziellen Netzwerks von EU-Kontrolllaboratorien OMCL sei.

Das slowakische Kontrollinstitut SUKL wies den Vorwurf zurück: Die
Labortests seien im renommierten biomedizinischen Zentrum der
Slowakischen Akademie der Wissenschaften erfolgt, antwortete
SUKL-Sprecherin Magdalena Jurkemikova der Deutschen Presse-Agentur
auf eine schriftliche Anfrage. Niemand habe SUKL im Voraus darauf
hingewiesen, dass eine solche Testung vertragswidrig sein könnte. Der
Vertrag werde selbst gegenüber dem Kontrollinstitut geheim gehalten.

Russland versicherte zudem: Alle Chargen von Sputnik V seien von
gleicher Qualität und würden strengen Kontrollen unterzogen.

Der slowakische Finanzminister und Ex-Regierungschef Igor Matovic
kritisierte negative Medienberichte auf Facebook als böswillige
Verschwörung. Jemand versuche offenbar «aus geopolitischen Gründen»

zu verhindern, dass Sputnik V in der Slowakei mithelfen könne,
Menschenleben zu retten, schrieb der konservativ-populistische
Ex-Ministerpräsident. Am Donnerstag brach er überraschend nach Moskau
auf, um mit dem Chef der russischen Vermarktungsagentur zu sprechen,
wie er auf Facebook mitteilte.

Von seiner Reise schickte Matovic dann eine Botschaft über Facebook
an die Kritiker zu Hause, die die Vereinbarung mit Russland zerstört
hätten: «Ich gratuliere euch Idioten! Ihr habt die Gesundheit von
Millionen Menschen in der Slowakei als Geisel genommen.» Dass Matovic
den Sputnik-Kauf entgegen einem Beschluss seiner eigenen Regierung
einfädelte, war mit ein Grund für seinen Sturz als Ministerpräsident.