Strenge Vorgaben beim Testen an Schulen - Lehrer riskieren Ausschluss

Das Land macht weitere Schritte auf dem Weg zu einer strengeren
Testkampagne an Schulen. Gute Schritte, wie die Gewerkschaften
finden. Aber es sei nur ein Anfang.

Stuttgart (dpa/lsw) - Mit der neuen Teststrategie der Landesregierung
nimmt der Druck auf die Lehrkräfte zu, sich auf das Coronavirus
testen zu lassen. Denn Lehrer, Schüler und auch Hausmeister dürfen
nach dem Willen des Kultusministeriums ab dem 19. April ohne
negativen Corona-Test nicht mehr am Unterricht teilnehmen oder das
Gelände betreten. Das schreibt die Landesregierung den Stadt- und
Landkreisen mit mehr als 100 Corona-Neuinfektionen auf 100 000
Einwohner an drei aufeinanderfolgenden Tagen vor und bezeichnet es
auch als «indirekte Testpflicht». Sehr zum Gefallen der
Gewerkschaften, die die Handreichung und die Schritte zur Testpflicht
auch für Schüler als «Schritt in die richtige Richtung» bezeichnen.


Es gebe aber nach wie vor Fragen, die auch die jüngste Handreichung
des Kultusministeriums nicht beantworte, sagte ein Verdi-Sprecher am
Donnerstag. «Grundsätzlich geht das aber in die richtige Richtung»,
ergänzte er. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rief
die Schulleitungen und Lehrkräfte auf, die Woche nach den Osterferien
zu nutzen, um die nötigen Vorbereitungen für die neue Teststrategie
zu treffen. Sorge um Lehrkräfte, die sich den Tests verweigern
könnten, hat die GEW nicht: «Wir gehen aufgrund unserer Gespräche
davon aus, dass es sich um ganz, ganz wenige Einzelfälle handeln
wird», sagte GEW-Geschäftsführer Matthias Schneider.

Dagegen äußerte die Vereinigung von Schulleiterinnen und Schulleitern
starke Zweifel am Konzept. «Es fehlt an Vorlagen, der
Dokumentationsaufwand wird immens und es wird kaum möglich sein, das
Ganze organisatorisch in den Ferien zu stemmen», warnte deren
Vorsitzender Werner Weber, Rektor einer Schule in Heidenheim. «Das
ist mit ganz heißer Nadel gestrickt und lässt sich in den Ferien
nicht umsetzen», sagte er der dpa. Zudem müssten Schülerinnen und
Schüler ebenso wie Lehrkräfte täglich und nicht nur zwei Mal
wöchentlich getestet werden, wenn der Schutzgedanke ernst genommen
werden soll.

Das Kultusministerium hatte am Mittwoch in einem Schreiben an die
Schulen festgelegt, dass sich Schüler und Lehrer im Südwesten in
Regionen mit hohen Infektionszahlen testen lassen müssen, um am
Präsenzunterricht teilzunehmen. Wer in der Woche ab 12. April in die
Schulen zurückkehrt, kann sich noch freiwillig testen lassen, wie das
Kultusministerium in der Handreichung schreibt. Allerdings gibt es
Präsenzunterricht in der Woche nach den Osterferien zunächst nur für

Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen, die im Wechselbetrieb
unterrichtet werden. Über dessen Gewichtung entscheiden die Schulen.
Für Schüler der Klassen 1 bis 7 wird nur eine Notbetreuung angeboten.

Vom 19. April an gilt dann eine Testpflicht für alle Schülerinnen und
Schüler in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100. «Das in

den genannten Einrichtungen beschäftigte Personal ist verpflichtet,
die entsprechenden Testangebote anzunehmen», heißt es weiter.
Lehrkräfte an öffentlichen Schulen, die dieser Pflicht nicht
nachkämen, verletzten ihre Dienstpflichten.

Lasse es das Infektionsgeschehen zu, kehrten alle Klassenstufen aller
Schularten ab dem 19. April zu einem Wechselbetrieb aus Präsenz- und
Fernunterricht zurück. Allerdings wird der Ruf nach einer Art «hartem
Brücken-Lockdown» lauter. Dann könnten auch Schulschließungen
beschlossen werden.