Amtsarzt plädiert für Schulöffnung in Berlin

Berlin (dpa/bb) - Neuköllns Amtsarzt Nicolai Savaskan hat sich für
eine Öffnung von Berlins Schulen nach den Osterferien ausgesprochen.
«Bei Fragen der Öffnung geht es um eine Nutzen- und
Schadensabwägung», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Da ist
nach jetziger Studienlage ganz klar, dass der Benefit für
Schülerinnen und Schüler und das soziale Wohl in den Familien höher
ist als der mögliche Schaden durch das höhere Infektionsrisiko.»
Savaskan empfahl Eltern von Schulkindern regelmäßige kostenlose
Schnelltests. «Durch die nun dominierende Virus-Variante B 1.1.7.
scheint die Übertragung von Jüngeren zu Älteren erhöht zu sein.»
Das
sei ein Unterschied zum vergangenen Jahr. Auch Geschwisterkinder
sollten mitgetestet werden.

Grundsätzlich gebe es in Schulen in der Pandemie eine
Risikosituation, sagte Savaskan. «Die Problematik, die wir bei
viralen Infektionskrankheiten immer haben, sind viele Menschen auf
engem Raum.» Der Vorteil im Schulsetting sei aber, dass dort früher
als anderswo Test- und Kontrollsysteme eingeführt worden seien. «Die
Schulen können sich ein Schutzschild aufbauen», sagte Savaskan. Die
Antwort auf das Risiko müsse eine engmaschige Testung sein. Dazu
kämen jetzt Impfangebote an Lehrerinnen und Lehrer.

Die Rückkehr zur Notbetreuung in Kitas hält Savaskan dagegen für
hilfreich. Die Verunsicherung unter Erzieherinnen und Erziehern sei
größer als die bei Lehrern. «Weil die Kontaktnähe in Kitas enger un
d
weniger steuerbar ist.» Schon bei Grundschülern gebe es eine bessere
Auffassungsgabe und auch eine höhere soziale Kompetenz.

Amtsärzte mit ihren Erfahrungen in der Pandemie würden vor
politischen Entscheidungen auf der Berliner Landesebene nach wie vor
nicht einbezogen, kritisierte Savaskan. «Obwohl die Daten für das
Robert Koch-Institut letztendlich aus den Gesundheitsämtern kommen.»