Virologe Streeck überrascht über Empfehlung nach Astrazeneca-Impfung

Berlin (dpa) - Der Virologe Hendrik Streeck hat sich überrascht über
die Empfehlung gezeigt, Menschen nach einer Corona-Impfung mit dem
Präparat von Astrazeneca eine Zweitimpfung mit Biontech- oder
Moderna-Wirkstoffen anzubieten. «Da sind die klinischen Studien noch
nicht gelaufen. Ich hielte es für notwendig, sich an die Regeln zu
halten und abzuwarten, ob die Studien erfolgreich sind», sagte
Streeck der «Fuldaer Zeitung» (Donnerstag). Er halte es aber für eine

«nachvollziehbare» Entscheidung, das Astrazeneca-Vakzin nicht mehr an
Menschen unter 60 Jahren zu verabreichen - auch wenn der Impfstoff an
sich gut und sicher sei.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte empfohlen, dass Menschen
unter 60 Jahren, die bereits eine erste Corona-Impfung mit dem
Präparat von Astrazeneca erhalten haben, bei der zweiten Impfung auf
ein anderes Mittel umsteigen sollen. Grund sind mehrere
Verdachtsfälle auf eine Hirnvenenthrombose. Experten vermuten, dass
das sehr geringe Risiko jüngere Menschen betrifft. Die Stiko empfahl,
als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff zu verabreichen. In Deutschland
sind die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen.

Bereits am Mittwoch wollte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit
seinen Länderkollegen eigentlich auch über die Zweitimpfungen für
junge Leute beraten, die mit dem Wirkstoff von Astrazeneca geimpft
wurden. Über ein Ergebnis wurde aber zunächst nichts bekannt.

Der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens, sagte der «Rheinischen
Post» (Donnerstag) zu der Empfehlung zur Zweitimpfung: «Der Schutz
gegen Covid-19 nimmt bei einmaliger Astrazeneca-Impfung nach gewisser
Zeit ab.» Mertens meinte, dass es bei einer Zweitimpfung mit einem
anderen Impfstoff sogar zu einer besseren Schutzwirkung kommen könne.

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA empfahl am Mittwoch uneingeschränkt
die Anwendung von Astrazeneca. Der Nutzen sei höher zu bewerten als
die Risiken, erklärte die Behörde mit Sitz in Amsterdam. Die
britische Impfkommission änderte dagegen ihre Empfehlung: Das
Astrazeneca-Präparat soll künftig möglichst nur noch über 30-Jähr
igen
verabreicht werden.