Private Anbieter helfen bei der Suche nach Corona-Impfterminen

Weil das Portal des Landes keine Übersicht über die
Corona-Impfzentren im Südwesten bietet, möchten vermehrt private
Anbieter diese Lücke schließen. Doch das hat seine Tücken - und wird

vom Land nicht gern gesehen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Um die Suche nach einem der weiter knappen
Corona-Impftermine zu erleichtern, haben inzwischen mehrere private
Anbieter eigene Internetportale geschaltet. Mit einer Übersicht über
die Impfzentren und die dort freien Termine wollen sie so einen
Mehrwert zum offiziellen Portal impfterminservice.de der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bieten. Dort muss stets ein
Impfzentrum ausgewählt werden - ein Überblick über mehrere
Impfzentren, und so etwa über freie Termine beim Impfzentrum nebenan,
ist nicht möglich. Mehrere Portale wollen diese Lücke schließen und
leiten den Suchenden über einen Link direkt zur Buchung beim
Impfzentrum weiter.

Beim Gesundheitsministerium in Baden-Württemberg sieht man die
Portale durchaus kritisch. Die Aussagekraft dieser Portale sei bisher
nur eingeschränkt gegeben, teilte Sprecher Pascal Murmann mit. Zudem
entsprächen die Ergebnisse nicht immer der tatsächlichen Situation,
da etwa Terminpaare nicht korrekt erkannt würden.

Auch aus Sicht von KV-Digital, das die offizielle Webseite für die
KBV betreut, sind die zusätzlichen Impfterminportale keine
Alternative, sondern am ehesten eine Ergänzung, wie Sprecher Florian
Fuhrmann mitteilte. Diese könnten bei der Suche nach Impfterminen
durchaus helfen. Es sei aber zu befürchten, dass deren Ergebnisse
nicht immer korrekt seien.

Seine Seite sei aus der Praxis heraus entstanden, als er für jemanden
aus seiner Familie auf der Suche nach einem Impftermin gewesen sei,
sagte Matthias Nösner, der ein Portal namens «Impfterminradar»
betreibt. Da er das offizielle Portal nicht bedienerfreundlich genug
fand, legte der Stuttgarter Software-Entwickler schließlich selbst
Hand an. «Ich habe mir die Seite angeschaut und überlegt, welche
Daten man wo abgreifen muss», erklärte Nösner.

Kurz bevor sein Portal fertig war, sperrte die Kassenärztliche
Bundesvereinigung allerdings Drittanbieter aus und kappte den Zugang
zu Daten der Impfzentren. Dass Drittanbieter ausgesperrt wurden,
begründet Fuhrmann mit der Abwehr von Hackerangriffen. Dem könnten
auch Dienstleister für Impfterminportale zum Opfer fallen. Für
mehrere andere Anbieter solcher Portalen, darunter Medienhäuser, war
der damit verbundene Aufwand zu groß. Nösner fand einen Weg um die
Sperre herum, «ohne das System übermäßig zu belasten», wie er sag
te.

Nösner zufolge suchen im Schnitt zwischen 100 und 200 Menschen pro
Sekunde auf seiner Seite nach einem Impftermin. Viele Nutzer
schrieben ihm Mails und zeigten sich dankbar für die Übersicht, sagte
er. Die Kosten für den Betrieb und die Entwicklung der Webseite trägt
er laut eigenen Angaben selbst.

Bald könnten die privaten Anbieter allerdings Konkurrenz vom Original
bekommen: Das Land Baden-Württemberg habe sich beim
Bundesgesundheitsministerium dafür eingesetzt, auf dem offiziellen
Portal ebenfalls eine bessere Übersicht über Impfzentren und
verfügbare Termine zu bieten, hieß es vom Gesundheitsministerium.
Auch von KV-Digital heißt es, die Darstellung sei technisch kein
Problem, bislang seien aber andere Entwicklungen priorisiert worden.
Ein weiterer Grund: Einige Verantwortliche in den Ländern hätten
Sorge vor Impftourismus zwischen den Regionen, so Sprecher Fuhrmann.