Shoppen bis Samstag: Zweiter Modellversuch startet in Nordhausen

Als zweite Stadt in Thüringen erprobt Nordhausen ein Modell zur
Öffnung des Einzelhandels und der Kultur in der Corona-Krise. Nach
Ansicht des Landrats erschwerten Schnee und Ostern das Projekt.

Nordhausen (dpa/th) - Bei Schnee und frostigen Temperaturen standen
sie in der Schlange: Der Start des Modellversuchs zur Öffnung von
Geschäften und Museen in der Pandemie im Kreis Nordhausen ist am
Dienstag vor allem in den Testzentren angelaufen. Wettertechnisch
habe man sich einen besseren Start vorstellen können, sagte der
Landrat von Nordhausen, Matthias Jendricke (SPD) am Dienstag: «Das
war jetzt nicht so das Lockmittel.» Man gehe aber mit Zuversicht in
die kommenden Öffnungstage.

Seit Dienstag dürfen in Nordhausen Geschäfte, Museen und Galerien
öffnen. Das Gesundheitsministerium hatte diesen landesweit zweiten
Modellversuch kurz vor Ostern genehmigt, nachdem in der vergangenen
Woche bereits die Geschäfte und Museen in Weimar tageweise öffnen
durften. Auch die beiden städtischen Museen Kunsthaus Meyenburg und
Tabakspeicher in Nordhausen können besucht werden. Fitnessstudios
blieben - anders als angedacht - geschlossen.

Wer im Kreis Nordhausen zwischen Dienstag und Samstag bummeln und
shoppen möchte, muss einen negativen Schnelltest aus einem der
aktuell 11 Testzentren oder einer Arztpraxis vorlegen, der nicht
älter als 24 Stunden sein darf. Ein PCR-Test darf maximal 48 Stunden
alt sein. Außerdem müssen sich Kunden und Kundinnen in den
teilnehmenden Häusern registrieren, um eine Kontaktnachverfolgung für
den Fall der Fälle sicherstellen zu können und eine medizinische
Gesichtsmaske oder eine FFP2-Maske tragen.

«Zum großen Jubel lohnt sich das nicht», sagte Landrat Jendricke.
Seit Wochen liege die Inzidenz im Kreis kontinuierlich unter 100. Die
seit Ende Januar großangelegte Teststrategie habe sich bewährt. Eine
kurzzeitige Öffnung einzelner Geschäfte und Museen sei ein Tropfen
auf dem heißen Stein der Verzweiflung. Wünschenswert sei eine baldige
Übernahme des Modells in den Alltag.

Ob es nun am Schnee oder an den Schlangen vor den Testzentren lag,
blieb unklar. In den Geschäften und Museen selbst lief es am ersten
Tag aber eher ruhig an. Die Leiterin der Städtischen Museen, Susanne
Hinsching, konnte noch gar keine Gäste melden. Viele potenzielle
Besucher und Besucherinnen hätte sich aber telefonisch nach den
Rahmenbedingungen erkundigt. Hinsching rechnete in den kommenden
Tagen mit den ersten Gästen.

Der Kreis Nordhausen weist derzeit thüringenweit die niedrigste
Sieben-Tage-Inzidenz aus. Am Dienstag lag die Zahl der
Corona-Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben
Tagen bei 56,3. Bundesweit ist Thüringen mit einer Inzidenz von 216,4
nach Ostern weiter das Land mit dem höchsten Infektionsgeschehen.

Man behalte das Infektionsgeschehen sehr genau im Blick, sagte
Landrat Jendricke. Sollten die Zahlen in der kommenden Tagen stark
steigen, wären das allerdings «eher die Ostertage als der Einkauf mit
Maske» gewesen. Einen Ausreißer der Inzidenz auf über 100 im Verlauf

des Modellversuchs - und damit einhergehend einen Stopp des
Unterfangens - konnte er sich aber nicht vorstellen.

Bis einschließlich Samstag soll das Nordhausener Projekt laufen, das
testen soll, ob solche Öffnungen - verbunden mit Tests und Auflagen -
in der Pandemie vertretbar sind. Unter anderem peilt auch Erfurt
einen solchen Versuch an. Voraussetzung für eine Öffnung ist
allerdings die Zustimmung des Thüringer Gesundheitsministeriums zu
dem geplanten Konzept. Eine Zusage hängt auch von der Inzidenzzahl
des jeweiligen Landkreises ab.