Städte brauchen Vorlauf für Corona-Lockerungen

In ausgewählte Innenstädte in Niedersachsen soll das Leben
zurückkehren. Hannover lässt dabei sehr hohe Corona-Infektionsraten
zu. Einige Testkommunen wollen die Reißleine früher ziehen.

Hannover (dpa/lni) - Der Cappuccino in der Stadt, der Kinobesuch -
die Corona-Lockerungen als Modellversuch in niedersächsischen Städten
lassen noch auf sich warten. Die vom Land ausgewählten Kommunen
peilen frühestens den kommenden Montag (12. April) an, wie eine
Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Es sei noch viel
vorzubereiten. «Jeder kann seinen Start selber definieren», sagte
Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) am Dienstag in Hannover.
«Nur ganz wenige fangen schon in dieser Woche an. Die meisten fangen
am 12. April an.» Beispiele für einen früheren Beginn fanden sich
aber nicht.

Läden, Theater und Kinos, Galerien, Fitnessstudios oder die
Außengastronomie sollen in Innenstädten öffnen dürfen. Voraussetzun
g
für den Besuch ist ein aktueller negativer Corona-Test. Strenge
Schutzmaßnahmen und Testkonzepte in den Projektgebieten sind ebenso
Bedingung wie die Nutzung einer digitalen Kontaktnachverfolgung.

Dem Land zufolge sollen die Versuche beendet werden, wenn die
Ansteckungsrate drei Tage lang über 200 Fälle auf 100 000 Menschen
binnen einer Woche liegt. Einige Kommunen wollen aber schon früher
aussteigen.

Die Städte im Einzelnen:

Achim im Kreis Verden zielt auf den 16. April als Beginn des
Modellprojekts. Viele Einzelheiten müssten noch abgestimmt werden,
sagte Bürgermeister Rainer Ditzfeld (parteilos). Auch die Einrichtung
eines zweiten Testzentrums, für das es bereits eine mündliche Zusage
gebe, müsse noch abgewartet werde. «Dieses Testzentrum brauchen wir,
um die Anforderungen des Landes zu erfüllen.» In der Verwaltung werde
noch abgestimmt, ob die 200er-Inzidenz als Schwelle für einen
möglichen Abbruch gilt oder ob bereits früher abgebrochen wird.

Die Kreisstadt Aurich bereitet den Start für kommende Woche vor. Es
werde der 16. oder 17. April angepeilt, sagte Stadtsprecher Johann
Stromann. Ganz fest sei der Startpunkt aber noch nicht. Noch liefen
Abstimmungsgespräche mit dem Handel.

In Buxtehude zielt Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt auf den
12. April. In der Hansestadt im Kreis Stade gebe es schon ein
ausreichendes Testangebot, noch müsse aber die Einbindung der
Luca-App zur Kontaktnachverfolgung erfolgen. Die Modellkommunen
wollten sich untereinander bei der wissenschaftlichen Begleitung der
Vorhaben abstimmen. Um Vergleichbarkeit zu schaffen, brauche es
einheitliches Datenmaterial, sagte Oldenburg-Schmidt. Sie tritt auch
für ein einheitliches Ausstiegskriterium aller Kommunen ein.

In Cuxhaven soll es am 12. April losgehen. Nach der Zusage des Landes
habe die Stadtverwaltung über Ostern an Details des Testkonzepts
gearbeitet, sagte Stadtsprecher Marcel Kolbenstetter. Einzelheiten
müssten im Lauf der Woche abgestimmt werden. «Es nützt ja nichts,
wenn wir nun einen Schnellschuss machen.»

Frühestens nächste Woche will Einbeck im Landkreis Northeim an den
Start gehen, wie ein Stadtsprecher sagte. Einen konkreten Zeitpunkt
gebe es noch nicht. Der Start hänge auch von der Kreisverwaltung ab.
Sie müsse die Verbindung zur Luca-App herstellen, die für den Versuch
genutzt werden soll.

Emden plant einen Start am 12. April. «Wir sind ganz intensiv mit den
Planungen beschäftigt», sagte Sprecherin Theda Eilers. Aktuell werde
der Kontakt zu den Einzelhändlern gesucht. Für den Versuch wolle die
Stadt das Infektionsgeschehen «ganz genau im Auge behalten».

Hann. Münden im Kreis Göttingen möchte Tagesgästen und Radtouristen

wieder eine «einigermaßen funktionierende Außengastronomie bieten»,

wie Bürgermeister Harald Wegener (parteilos) sagte. Ungeklärt sei
aber, was bei schlechtem Wetter passiere. Als Start kann er sich den
13. oder 14. April vorstellen. Er riet dazu, eventuelle Veränderungen
durch die nächste Bund-Länder-Konferenz am 12. April abzuwarten.

Der 12. April soll auch Beginn in Hildesheim sein. Es sei eine
Chance, die Innenstadt wiederzubeleben, sagte Oberbürgermeister Ingo
Meyer (parteilos). «Voraussetzung dafür sind natürlich die Einhaltung

der ohnehin geltenden Regeln sowie ein verantwortungsbewusster Umgang
mit den gewährten Freiheiten.»

Die Kreisstädte Lüneburg und Nienburg wollen nach eigenen Angaben am
12. April beginnen. In Norden im Kreis Aurich ist der 12. April
frühester Termin.

Auch Oldenburg zielt auf den 12. April. Es seien noch Vorbereitungen
zu treffen, sagte Stadtsprecher Stephan Onnen. Als Zugangspässe zur
Innenstadt sollen Bändchen am Handgelenk dienen. Oldenburg werde
nicht so weit gehen, dass eine Inzidenz von 200 Infektionen auf 100
000 Einwohner in einer Woche eintritt. «Wir werden da eher die
Reißleine ziehen.»

Zu Elbtalaue sagte Ministerin Behrens am Dienstag, die Samtgemeinde
könne doch nicht teilnehmen. Die digitale Kontaktnachverfolgung sei
nicht geklärt: «Elbtalaue müssen wir jetzt noch mal auf die lange
Bank schieben.» Die Gemeinde solle sich in der zweiten Auswahlrunde
erneut bewerben, teilte das Ministerium mit. Bürgermeister Jürgen
Meyer (parteilos) sagte, Elbtalaue habe zunächst auf eine andere App
gesetzt. Mit dem Gesundheitsamt Uelzen/Lüchow-Dannenberg sei am
Dienstagvormittag der Einsatz der Luca-App vereinbart worden. Er sei
«überrascht von dem negativen Bescheid» aus Hannover. Er hoffe
darauf, dass Elbtalaue doch an der ersten Runde teilnehmen könne.