Krankenkassen fordern Neuanfang für Patientenberatung in Deutschland

Berlin (dpa) - Nach massiver Kritik an der Unabhängigen
Patientenberatung Deutschland (UPD) fordern die gesetzlichen
Krankenkassen einen Neuanfang. «Wir brauchen eine zeitnahe politische
Entscheidung, wie die UPD verstetigt werden kann», sagte der
Verwaltungsratsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Volker Hansen,
am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Bei der UPD
können die Menschen telefonisch, online oder persönlich Rat zu
Behandlungen, Diagnosen oder Kassenleistungen einholen.

Zwischen Union und SPD herrscht Uneinigkeit, wie es mit der UPD
weitergehen soll. Der Vertrag des jetzigen Trägers, der
Callcenter-Firma Sanvartis, für den Betrieb der UPD endet zwar erst
Ende 2022. Doch eine neue Ausschreibung müsste spätestens im November
veröffentlicht werden, hieß es.

Der Bundesrechnungshof hatte in einem der dpa vorliegenden Bericht
zur UPD unter anderem unwirtschaftliche Mehrfachstrukturen
kritisiert. Die UPD wird mit jährlich mindestens 9 Millionen Euro
durch den GKV-Spitzenverband gefördert.

Der Rechnungshof bescheinigte der UPD weiter, nur 60 Prozent der
geplanten Beratungskontakte zu erreichen. Eine hohe Fluktuation beim
Personal komme hinzu. «Die Abhängigkeit der UPD von der Sanvartis
GmbH und weiteren Unternehmen der Unternehmensallianz in
wirtschaftlicher, organisatorischer und teilweise personeller
Hinsicht ist geeignet, den Eindruck fehlender Unabhängigkeit und
Neutralität in der Beratung hervorzurufen», so die Rechnungsprüfer.
Sie empfahlen der Politik Überlegungen zur Zukunft der UPD.

Hansen warnte, ohne Entscheidung zur UPD starte im Herbst automatisch
eine neue Ausschreibung. Eine jeweils zeitlich befristete Vergabe der
Trägerschaft, wie sie gesetzlich vorgeschrieben sei, habe aber
«erhebliche Nachteile». Die Beratungsstruktur müsse nach jeder
Neuvergabe wieder neu aufgebaut werden. «Egal, wer die UPD künftig
als Träger verantwortet: Die Komplexität des gewünschten
Beratungsangebots setzt ein hohes Maß an Professionalität voraus.»
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hatte bereits darüber
berichtet.