«60 plus» räumt Astrazeneca-Angebot ab: Impftermine vergeben

Die Verfügbarkeit des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca hat in NRW am
Osterwochenende einen riesigen Ansturm ausgelöst. Es gab zwar
technische Probleme, aber die Nachfrage war trotzdem groß. Viele
Städte waren schon am Sonntagmittag ausgebucht.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Impftermine für über 60-Jährige mit dem

Impfstoff von Astrazeneca sind in Nordrhein-Westfalen vergeben.
Bereits Sonntagmittag waren sie in vielen Kreisen und Städten wie
Köln, Heinsberg, Mettmann, Oberhausen, Düren, Bielefeld,
Recklinghausen, Münster, Coesfeld und Gütersloh ausgebucht. Am
Karsamstag und am Ostersonntag seien insgesamt 369 658 Termine im
Buchungssystem vergeben worden, teilte das Gesundheitsministerium
mit. Die übrigen 80 342 Termine mit Astrazeneca würden über kommunale

Strukturen oder Hausärzte an über 60-Jährige vergeben.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) kündigte an, die
Impfkampagne des Landes werde im April weiter beschleunigt: «Wir
werden alleine im April rund 1,9 Millionen Impfungen mit Biontech und
Moderna durchführen.» Zudem werde es ab dem 6. April Impfungen in den
Arztpraxen mit weiteren Impfdosen des Bundes geben. In der kommenden
Woche sollen auch die ersten Impfungen der über 70-Jährigen in den
Impfzentren beginnen - der Jahrgang 1941 ist zuerst dran.

Auch am Ostermontag warteten vor den Impfzentren in NRW bei kaltem
Wetter wieder viele Menschen auf den Impf-Pieks. In Aachen war die
Schlange der Wartenden, von denen viele einen Schirm gegen den Regen
aufgespannt hatten, etwa 150 Meter lang. Helfer gingen die Reihe der
Wartenden ab und fragten, ob jemand einen Rollstuhl benötige.

Zu der Vergabe von Sonderterminen für die Astrazeneca-Impfung meldete
die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), etwa 167 000
Menschen hätten einen Termin in einem Impfzentrum erhalten. Die KV
Nordrhein teilte mit, fast 200 000 Menschen hätten einen Termin
bekommen. Rund 20 000 über 60-Jährige seien geimpft worden, erklärten

die Ärzte-Vereinigungen einen Tag nach Start der Aktion.

Die Gruppe ab 60 Jahren kam außerhalb der üblichen Reihenfolge zum
Zuge, nachdem die Ständige Impfkommission empfohlen hatte, das Vakzin
von Astrazeneca für Jüngere nicht mehr einzusetzen. Hintergrund sind
Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen. Damit wurden
allein in NRW kurzfristig 450 000 Impfdosen frei.

Am Samstag hatte mit der Freischaltung der Termine ein riesiger
Ansturm auf die Buchungssysteme eingesetzt. Viele Menschen hatten
kein Glück, kamen im Internet oder am Telefon nicht durch und bekamen
keinen Termin. Für die Menge an Zugriffen von insgesamt knapp 100
Millionen am Abend seien die Systeme ziemlich stabil gelaufen,
erklärte die KV Nordrhein. Die KVWL berichtete, es sei auch zu
Wartezeiten am Telefon gekommen.

Der Rhein-Sieg-Kreis bei Bonn geht im Fall der Sonderimpfung mit
Astrazeneca einen anderen Weg: In der weitläufigen Kommune wird
ausschließlich mit dezentralen Impfeinheiten gearbeitet. Termine
sollen dabei über die Hausarztpraxen vereinbart werden. Dabei bestehe
mehr Raum für eine individuelle ärztliche Beurteilung erklärte der
Kreis, in dem 600 000 Menschen leben.

Minister Laumann betonte, die Impfkampagne in Nordrhein-Westfalen
habe am Osterwochenende deutlich Fahrt aufgenommen. «Und die
Akzeptanz und das Vertrauen in den Impfstoff Astrazeneca sind klar
gestärkt worden», sagte er.