Erstmals mehr als 100 000 Corona-Fälle an einem Tag in Indien

Neu Delhi (dpa) - In Indien sind erstmals an einem Tag mehr als 100
000 Corona-Neuinfektionen erfasst worden. Das geht aus Zahlen des
indischen Gesundheitsministeriums vom Montag hervor. Besonders
betroffen ist der reichste Bundesstaat Maharastra mit der
Finanzmetropole Mumbai, wo inzwischen ein Lockdown an Wochenenden
angekündet worden war. Premierminister Narendra Modi hatte am
Wochenende vor einem alarmierenden Anstieg der Fälle gewarnt.

Trotzdem leben viele Menschen wieder so, als gebe es keine Pandemie
mehr. Es gibt auch vor den Parlamentswahlen in mehreren Bundesstaaten
große Wahlveranstaltungen. Zum großen Pilgerfest Kumbh Mela strömen
Hunderttausende Inder zum heiligen Flus Ganges - oft ohne Masken, wie
Aufnahmen vor Ort zeigen. Zudem könnten Virusmutationen zum Anstieg
beitragen. Noch Anfang des Jahres gab es teilweise weniger als 10 000
erfasste Fälle an einem Tag, beim bisherigen Höchststand im
vergangenen Sommer waren es teils knapp 100 000 pro Tag.

Indiens Impfkampagne liegt derzeit noch klar hinter dem von der
Regierung angestrebten Ziel, bis Sommer 300 Millionen der mehr als
1,3 Milliarden Menschen im Land impfen zu lassen. Seit dem Impfstart
im Januar wurden 79 Millionen Dosen verabreicht. Indien gilt auch als
Apotheke der Welt. Das Land produziert viel Impfstoff für den Export.
Aber angesichts der rasch steigenden Fallzahlen im Land wurde dieser
nun eingeschränkt. Davon betroffen ist auch die UN-Initiative Covax,
die ärmere Länder mit Impfdosen versorgen soll.

Seit vergangener Woche haben Hunderte Wanderarbeiterinnen und
Wanderarbeiter die besonders betroffene Metropole Mumbai aus Furcht
vor strengeren Maßnahmen mit Zug und Busen in Richtung ihrer
Heimatdörfer verlassen, wie örtliche Medien berichteten. Vor gut
einem Jahr war in Indien kurzfristig ein harter Lockdown angekündet
worden, der vielen Millionen Tagelöhnerinnen und Tagelöhnern über
Nacht das Einkommen genommen hatte. Damals waren sie in den
vergleichsweise teuren Großstädten gestrandet und viele liefen zu Fuß

nach Hause, da sie kein Essen mehr hatten und ihre Miete nicht mehr
bezahlen konnten und wegen des Lockdowns kaum noch Verkehrsmittel
fuhren.