Freiheiten für Geimpfte? Zustimmung und Kritik an Spahns Ankündigung

Berlin (dpa) - Die Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn,
Geimpften mehr Freiheiten etwa beim Einkaufen zurückzugeben, hat
geteilte Reaktionen ausgelöst. «Natürlich müssen, wenn die
wissenschaftlichen Daten die Unbedenklichkeit bestätigen, Geimpfte
alle Rechte wieder in Anspruch nehmen können», sagte
Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch den Zeitungen der Funke
Mediengruppe am Sonntag. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach
unterstützt Spahns Vorschlag, «weil es sich gezeigt hat, dass
Geimpfte sich nur noch selten anstecken und sie wahrscheinlich bei
Ansteckung nicht mehr ansteckend für andere sind.» Allerdings sollte
das jeweils nur nach der zweiten Impfung gelten, sagte Lauterbach dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Sonntag.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion,
Marco Buschmann, schrieb auf Twitter: «Wenn feststeht, dass von einem
Menschen weder für sich noch für andere eine Gefahr ausgeht, dann hat
der Staat kein Recht, seine Freiheit einzuschränken.» Wenn Spahn und
Lauterbach das jetzt auch so sähen, dann sei das «doch eine schöne
Osteroffenbarung».

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel kritisierte dagegen, was als «mehr
Freiheiten für Geimpfte» verkauft werde, sei nichts anderes als eine
Stigmatisierung derer, die noch nicht geimpft seien oder sich nicht
impfen lassen wollen. Es dürfe keine Impfpflicht durch die Hintertür
geben. Die AfD fordere, alle Grundrechtseinschränkungen unverzüglich
für alle Bürger aufzuheben.

Spahn hatte Freiheiten für vollständig Geimpfte nach der dritten
Corona-Welle in Aussicht gestellt. «Wer geimpft ist, kann ohne
weiteren Test ins Geschäft oder zum Friseur. Zudem müssen nach
Einschätzung des RKI vollständig Geimpfte auch nicht mehr in
Quarantäne», sagte der Minister der «Bild am Sonntag».

Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch,
bemängelte, Spahn sage nicht, bei welchem Inzidenzwert die dritte
Welle vorbei sei. Unklar sei zudem, wie sich Geimpfte künftig
ausweisen sollen. «Die österliche Botschaft des
Bundesgesundheitsministers von mehr Freiheiten löst sich bei genauem
Hinschauen schnell in Rauch auf», sagte Brysch der Deutschen
Presse-Agentur.