Wirtschaftsminister rechnet mit bleibenden Schäden für Gastronomie Von Oliver von Riegen, dpa

Während Camping bei den Übernachtungen im Corona-Jahr 2020 in
Brandenburg ein Plus verzeichnet hat, ist es bei Hotels und Gasthöfen
längst nicht so gut gelaufen. Wirtschaftsminister Steinbach sagt, wie
er die Lage einschätzt und wer Gewinner und Verlierer sind.

Potsdam/Neuzelle (dpa/bb) - Die Corona-Krise wird bei Hotels und
Gaststätten nach Ansicht von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg
Steinbach (SPD) zum Teil bleibende Schäden hinterlassen. «Wir werden
leider Betriebe verlieren», sagte Steinbach der Deutschen
Presse-Agentur in Potsdam. «Die Gastronomie leidet unter den
Schließzeiten erheblich.» November, Dezember und Ostern seien
einnahmestarke Zeiten, die nun wegbrächen. «Das geht an die Substanz
und wird auch mit Öffnung nicht aufzuholen sein, zumal die
notwendigen Abstände das Platzangebot und damit den Umsatz noch
einige Zeit reduzieren werden.»

Die Hotellerie verzeichne herbe Verluste, das gelte insbesondere für
die Anbieter von Tagungen, sagte der Minister. Sie würden «sich auch
dauerhaft auf eine veränderte Nachfrage einrichten müssen». Steinbach

sieht noch ein anderes Problem: «Die Branche leidet zunehmend
darunter, dass sich die Arbeitnehmer neuen Berufen in anderen
Branchen zuwenden», sagte er. Aber nicht alle Anbieter im
Brandenburger Tourismus leiden unter der Corona-Krise.
«Campingplätze, Ferienwohnungen und unsere Bootsverleiher haben im
vergangenen Jahr zum Teil sogar zulegen können», sagte Steinbach.

Das Corona-Jahr 2020 sorgte bei zahlreichen Tourismusbetrieben für
drastische Einbrüche bei den Übernachtungen. Der Rückgang war bei den

Jugendherbergen mit nahezu zwei Drittel (-63,6 Prozent) am größten,
wie aus Zahlen des Statistikamtes Berlin-Brandenburg hervorgeht. Die
Übernachtungen bei Erholungs- und Ferienheimen sanken um rund die
Hälfte (-50,5 Prozent), bei Hotels, Gasthöfen und Pensionen war es
ein Minus von rund einem Drittel (-33,5 Prozent). Bei Ferienwohnungen
war der Rückgang mit 15,7 Prozent nicht ganz so stark, dagegen legten
die Camping-Übernachtungen sogar um ein Zehntel zu.

Viele Gaststätten halten sich in der Corona-Krise mit Speisen zur
Abholung oder zum Liefern über Wasser. Die «Wilde Klosterküche» in

Neuzelle im Landkreis Oder-Spree bietet Veranstaltungen und Menüs zum
Beispiel zu Ostern, aber keinen regulären Mittagstisch. «Für uns ist

das Preisniveau zu weit unten, als dass sich das für uns lohnen
würde», sagte Küchenchef Manu Bunke, der nach eigenen Angaben große
n
Wert auf regionale Qualitätsprodukte legt. «Dass wir damit existieren
können, ist nicht der Fall.» Er hat schon mehrere Hilfen beantragt.

Ähnlich geht es dem Café Matschke in Potsdam, einer Gaststätte mit
Galerie. Das sei ein bisschen Taschengeld, sagte Chef Torge Kieburg
über das Angebot von Speisen zum Abholen an Wochenenden und
Feiertagen wie Ostern. Damit könne er die Mitarbeiter ein wenig bei
Stange halten, aber das Geschäft lohne sich nicht. Er hat auch schon
diverse Hilfen von Bund und Land bekommen - und im Jahr 2020
Unterstützung in Höhe etwa einer Monatsmiete über eine
Solidaritätsaktion von Künstlern, die dort ausstellen.

Seit November 2020 gilt für Gaststätten ein Lockdown.
Regionale Öffnungen sollten in Brandenburg über Modellprojekte
möglich werden, das hat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD)
erstmal verschoben. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband
(Dehoga) Brandenburg sah darin eine Chance. Denn seit dem 2. November
sind Gaststätten und Cafés in Brandenburg wegen der Corona-Krise
geschlossen - bis auf Liefer- oder Abholdienste.

Für Unternehmen und Solo-Selbstständige stehen verschiedene Hilfen
zur Verfügung, zum Beispiel die Überbrückungshilfe des Bundes. Der
Wirtschaftsminister bekräftigte die Pläne für eine Unterstützung be
im
Neustart. «Wir werden in Ergänzung der vorhandenen Programme -
voraussichtlich ab Mitte Mai - zusätzliche europäische Mittel für
Investitionen bis 60 000 Euro in kleinen und mittleren Unternehmen
zur Verfügung stellen», sagte Steinbach. Die EU-Mittel sollen
Unternehmen helfen, besser aus der Krise zu kommen, wenn sie zum
Beispiel Lüftungstechnik einbauen oder die Digitalisierung
vorantreiben. Das Programm läuft bis Ende 2022. Auch die regionalen
Tourismusorganisationen sollen Hilfe bekommen.