Zweiter Karfreitag unter Corona-Bedingungen - Autokino-Gottesdienst

Die Kirchen müssen weiterhin Fantasie entwickeln, um an Feiertagen
präsent zu sein. So feiert etwa die Gemeinde Neuss-Süd auf dem
Kirmesplatz Gnadental einen Autokino-Gottesdienst.

Düsseldorf/Neuss (dpa/lnw) - Zum zweiten Mal haben viele christliche
Gemeinden Karfreitag unter Corona-Bedingungen gefeiert. So riefen der
evangelische Pfarrer Sebastian Appelfeller und seine Kollegin Anna
Berkholz etwa die Gemeinde Neuss-Süd auf den Kirmesplatz Gnadental,
um einen Autokino-Gottesdienst mit großer Leinwand und Predigt über
das Autoradio zu erleben. Üblicherweise werden hier Schützen-,
Kirmes- und Kita-Feste gefeiert.

Zu dem rund einstündigen Familien-Gottesdienst kamen über 60
Fahrzeuge angefahren - darunter der Gemeindebus mit Senioren aus dem
Altenheim, wie Appelfeller der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf
berichtete. Statt der üblichen Hostie seien Schwarzbrot-Kringel und
Weintrauben verteilt worden, die Jugendliche mit Mundschutz und
Handschuhen in kleinen Holzschiffchen durch die Autofenster reichten.

Er habe über Solidarität gesprochen und darüber, dass Sterben etwas
sei, «das schnell im Abseits passiert», sagte Appelfeller. Im besten
Fall sei bei den Besuchern angekommen: «Wir sind nicht allein. Es
geht weiter.»

Zum Abschluss wurde trotz des stillen Feiertags ein kleines
Hup-Konzert erlaubt und die Gläubigen wurden von beiden Pfarrern aus
dem Autokino gewunken. Beim nächsten Neusser Autokino-Gottesdienst am
Ostersonntag sei dann alles erlaubt, «was das Auto hergibt», mit
Licht und Hupe und allen Möglichkeiten, kündigte der Pfarrer an.

Landesweit gab es sowohl Präsenzgottesdienste mit Hygiene-Auflagen
als auch Online-Gottesdienste. Die Evangelische Kirche von Westfalen
hatte zuvor entschieden, den Gemeinden die Feier von
Präsenzgottesdiensten nur bis zu einem Inzidenzwert von 100 zu
empfehlen.

«Auch in diesem Jahr werde ich die vertrauten Gottesdienste zu
unserem höchsten christlichen Fest erneut schmerzlich vermissen»,
räumte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette
Kurschus, ein. Dem stehe entgegen: «Unzählige Ehrenamtliche haben für

ihre Gemeinden Kreuzwegandachten zum Mitnehmen vorbereitet, planen
Osterspaziergänge, halten Bildergeschichte für Kinder bereit. Hier
gibt es Tulpen mit Ostergrüßen an der Kirchentür, dort werden
Blumenzwiebeln verteilt, um daheim neues Leben zu pflanzen.»