Wie in Niedersachsen rund um Ostern geimpft wird

Verunsicherung wegen Astrazeneca, zu wenig Impfstoff und dann auch
noch die Feiertage: Die Corona-Impfkampagne steht vor den nächsten
Hürden. Doch es gibt auch Lichtblicke.

Hannover (dpa/lni) - Die Ansage der Landesregierung an die Kommunen
war klar: Auch an den Osterfeiertagen soll weiter gegen Covid-19
geimpft werden. Doch die Umsetzung gestaltet sich schwierig, denn
noch immer steht weniger Corona-Impfstoff zur Verfügung als erhofft.

Wird über Ostern weiter geimpft?

Für viele Impfzentren in Niedersachsen gilt: Nein, es wird eine
unfreiwillige Osterruhe geben. Das hat eine stichprobenartige Umfrage
der Deutschen Presse-Agentur in den Kommunen ergeben. So finden von
Karfreitag bis Ostermontag in Wolfsburg, Braunschweig, Oldenburg,
Osnabrück, Göttingen, Herzberg und Brake überhaupt keine Impfungen in

den Impfzentren statt. Der Landkreis Lüneburg impft nur an
Karfreitag. Die Stadt Salzgitter, mit einer Inzidenz von 280 stark
betroffen, macht dagegen nur an Ostersonntag eine Pause. Mobile Teams
aus Herzberg impfen zudem am Samstag in temporären Impfzentren in Bad
Sachsa und Bad Grund. Der Corona-Krisenstab des Landes hatte zuletzt
erklärt, gut ein Dutzend Impfzentren lasse den Betrieb über Ostern
ruhen. Grund sei, dass es nicht genügend Impfstoff gebe.

Wie viel Impfstoff wird geliefert?

Der Bund hat angekündigt, dass Niedersachsen im April 215 000
Impfdosen pro Woche erhalten werde - «höchstwahrscheinlich», heißt
es
vom Land. Allerdings ist unklar, wann genau die Lieferungen kommen.
Die Impfzentren können daher nur bis Ende April sicher planen, teils
auch nur bis Mitte April. «Natürlich wäre es für alle Seiten sehr
wünschenswert, wenn wir genau wüssten für die nächsten sechs, acht

Wochen, wann kommt welcher Impfstoff. Das wissen wir leider nicht»,
sagte die Vize-Leiterin des Krisenstabs, Claudia Schröder, Anfang der
Woche. Klar ist aber: Der Großteil des Impfstoffs soll von
Biontech/Pfizer kommen, gefolgt von Astrazeneca und Moderna. Im Laufe
des zweiten Quartals wird zudem Johnson & Johnson als vierter
Impfstofflieferant erwartet - mit bundesweit zehn Millionen Dosen bis
Ende Juni.

Wie geht es mit Astrazeneca weiter?

Der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) folgend erhalten
auch in Niedersachsen nur noch Menschen ab 61 Jahren den Impfstoff
von Astrazeneca. Rund 38 000 Menschen, die jünger sind, aber schon
die Astrazeneca-Erstimpfung erhalten haben, stehen daher jetzt
zwischen den Stühlen. Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD)
dringt auf eine schnelle Entscheidung der Stiko, wie in diesem Fall
zu verfahren ist. Noch nicht ganz klar ist auch, was mit den unter
61-Jährigen passiert, die in nächster Zeit einen Termin für die
Erstimpfung mit Astrazeneca gehabt hätten. Behrens hofft, dass die
meisten ersatzweise mit Biontech/Pfizer geimpft werden können, damit
die Verzögerung nicht allzu groß ist. Dass das Präparat von
Astrazeneca nun liegenbleiben könnte, erwartet das Ministerium
übrigens nicht.

Wann können die Hausärzte im großen Stil impfen?

Nach Ostern soll das Impfangebot in den Arztpraxen schrittweise
ausgebaut werden - der Umfang ist aber noch überschaubar. Der Bund
hat angekündigt, in den kommenden beiden Wochen die Praxen mit
jeweils etwa 20 Impfdosen von Biontech zu versorgen. Das reicht
zunächst nur für besonders gefährdete Patienten. Später sollen die

Ärzte dann alle verfügbaren Präparate bekommen. Teilnehmen können
alle Arztpraxen - zu Beginn sollen sich aber vor allem solche
beteiligen, die besonders viele Patienten über 70 Jahre haben. Die
Impftermine gibt es ausschließlich auf Einladung der Praxis.

Welches Ziel hat sich die Landesregierung gesetzt?

Ministerpräsident Stephan Weil hatte im Landtag angekündigt: «Im
Sommer sollen alle Menschen geimpft sein, die geimpft werden wollen.»
Wenn die Mehrheit der Bevölkerung geimpft sei, sei das ein
Durchbruch, «dann sollten wir diese scheinbar unendliche Krise im
Griff haben», sagte der SPD-Politiker vergangenen Freitag.
Zurückhaltender äußerte sich seither die Gesundheitsministerin. Mitte

Juni könnte mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Niedersachsen
zumindest einmal geimpft sein, und im Herbst werde es dann «eine sehr
gute Durchimpfungsquote» geben, sagte Behrens Anfang der Woche - also
noch vor dem erneuten Rückschlag bei den Astrazeneca-Impfungen.

Wie schneidet Niedersachsen im Vergleich ab?

Nach dem holprigen Start der Impfkampagne hat das Tempo spürbar
angezogen. Um die 35 000 Impfungen pro Werktag finden mittlerweile in
Niedersachsen statt - etwa doppelt so viele wie vor einem Monat. Der
Impffortschritt entspricht mit 11,6 Prozent der Bevölkerung bei den
Erstimpfungen und 5,1 Prozent bei den Zweitimpfungen fast exakt dem
bundesweiten Durchschnitt. Etwa drei Viertel der Impfungen wurden mit
dem Präparat von Biontech/Pfizer durchgeführt.