EMA: Vorerst kein Beleg für beschränkte Nutzung von Astrazeneca

Amsterdam/Brüssel (dpa) - Anders als Deutschland rät die
EU-Arzneimittelbehörde EMA vorerst nicht zu Einschränkungen bei der
Anwendung des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca. «Nach dem jetzigen
wissenschaftlichen Stand gibt es keine Belege, die dafür sprechen,
die Verwendung dieses Impfstoffs in irgendeiner Bevölkerungsgruppe zu
beschränken», sagte EMA-Chefin Emer Cooke am Mittwoch.

Die Überprüfung von neuen Hinweisen auf die Gefahr spezieller
seltener Blutgerinnsel im Gehirn laufe aber noch. Eine aktualisierte
Empfehlung der EMA sei für die Sitzung ihres Sicherheitsausschusses
vom 6. bis 9. April zu erwarten. In Deutschland wird dieser Impfstoff
seit Dienstag nur noch für Menschen ab 60 Jahren uneingeschränkt
empfohlen. Diese Entscheidung obliege den deutschen Behörden, sagte
Cooke.

Bisher habe die Überprüfung keine besonderen Risikofaktoren ergeben,
etwa Alter, Geschlecht oder frühere Blutgerinnsel, sagte Cooke. «Ein
ursächlicher Zusammenhang mit dem Impfstoff ist nicht bewiesen, aber
er ist möglich und die weitere Analyse läuft.» Die EMA habe am 18.
März erklärt, dass der Nutzen des Astrazeneca-Impfstoffs bei der
Abwehr von Covid-19 höher sei als die Risiken von Nebenwirkungen.
«Unsere Position hat sich nicht geändert», sagte Cooke.

Nach Angaben der EMA wurden in der gesamten Europäischen
Wirtschaftszone EEA bis 22. März 44 Zwischenfälle mit Blutgerinnseln
im Gehirn gemeldet - bei einer Gesamtzahl von 9,2 Millionen Impfungen
mit Astrazeneca. Die in Deutschland registrierten Fälle seien nicht
alle in der Zahl enthalten. In der EEA seien 14 Todesfälle
registriert worden, aber nicht alle im Zusammenhang mit Gerinnseln im
Gehirn, sagte Cooke.

EMA-Experte Peter Arlett wies darauf hin, dass Astrazeneca im Januar,
Februar und Anfang März besonders häufig an Frauen verimpft worden
sei. «Es gibt ein Verhältnis von etwa zwei zu eins - Frauen gegenüber

Männern - und es waren tatsächlich häufig jüngere Frauen», sagte

Arlett.

Im direkten Vergleich zu anderen in der EU verwendeten Impfstoffen
wurden nach Cookes Worten bei Astrazeneca mehr Zwischenfälle
gemeldet: Es waren 4,8 Fälle je eine Million Fälle; beim
Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer waren es 0,2 Fälle je eine
Million Fälle und bei Moderna statistisch 0,0 Fälle - allerdings
wurde dieser Impfstoff viel seltener verwendet, wie Cooke sagte.

Geimpften riet die EMA, auf die entfernte Möglichkeit der sehr
seltenen Blutgerinnsel zu achten. Bei entsprechenden Symptome sollten
sie sofort medizinischen Rat einholen, hieß es weiter.