Südwesten setzt Beschluss um: Astrazeneca in der Regel nur noch ab 60

Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württemberg setzt die neue vorsorgliche
Altersbeschränkung für den Impfstoff Astrazeneca von diesem Mittwoch
an um. Das Präparat soll in der Regel nur noch für Menschen ab 60
Jahren eingesetzt werden, beschlossen die Gesundheitsminister von
Bund und Ländern am Dienstagabend. Unter 60-Jährige sollen sich «nach

ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach
sorgfältiger Aufklärung» weiterhin damit impfen lassen können.
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) erklärte,

die Impfkampagne laufe weiter und werde entsprechend angepasst.

Hintergrund für die Beschränkung bei Astrazeneca sind Fälle von
Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen. Erst Mitte März waren
Astrazeneca-Impfungen nach einer einige Tage langen Impfpause und
neuen Überprüfungen wieder angelaufen.

Das Gesundheitsministerium in Stuttgart erklärte, in
Baden-Württemberg sei der größte Teil der momentan Impfberechtigten
über 60 Jahre alt. «Sie sind also nicht von der Einschränkung
betroffen, die Impfung der hochpriorisierten Gruppen geht also
weiter», hieß es in der Mitteilung vom Dienstagabend. Auch Jüngeren
werde das Angebot gemacht, sich mit Astrazeneca impfen zu lassen,
aber nur unter den neuen Bedingungen samt Risikoanalyse.

Für Menschen, die schon einen Termin für eine Impfung mit Astrazeneca
gebucht haben, diesen aber nun nicht mehr wahrnehmen wollen oder
können, gebe es folgende Lösung: «In den Zentren, in denen eine
Umbuchung auf einen anderen Impfstoff möglich ist, soll eine
Umbuchung direkt vor Ort vorgenommen werden. In diesem Fall soll vor
Ort ein passender Zweittermin ausgemacht werden. Kein geimpfter
Bürger, keine geimpfte Bürgerin sollte das Impfzentrum ohne
Zweittermin verlassen.»

Das Ministerium wollte aber nicht ausschließen, dass die Umbuchung
auf einen anderen Impfstoff nicht funktioniert. In dem Fall solle man
sich auf eine Warteliste setzen lassen. «Die Impfzentren sowie die
Mitarbeitenden der Anmeldesysteme wurden noch am Abend über das neue
Prozedere informiert. Es kann leider nicht ausgeschlossen werden,
dass es zu Beginn der Umstellung noch zu Unregelmäßigkeiten kommt.»


Jüngere Menschen unter 60, die schon die erste Dosis Astrazeneca
erhalten haben, haben laut dem Beschluss zwei Möglichkeiten: Sie
können auch die Zweitimpfung von Astrazeneca bekommen, nach
Rücksprache mit dem Arzt, «sorgfältiger Aufklärung» und
«individueller Risikoanalyse». Zweite Option: Die Betroffenen warten
auf eine Empfehlung der Ständigen Impfkomission (Stiko) zur
Zweitimpfung, die voraussichtlich bis Ende April vorlegen soll.

Die ersten Zweitimpfungen mit Astrazeneca sind laut Stiko nach der
empfohlenen Wartezeit von zwölf Wochen und dem Impfstart des Vakzins
im Februar für Anfang Mai vorgesehen. Nach Angaben der
Gesundheitsminister prüft die Kommission, ob eine weitere Impfung mit
einem anderen Impfstoff eine mögliche Option ist.