Hannover, Emsland, Peine - Ausgangssperren in mehreren Landkreisen

Die Corona-Infektionszahlen in Niedersachsen steigen und steigen. In
vielen Landkreisen greifen die Behörden deshalb zu härteren
Maßnahmen: Die Menschen sollen nachts zuhause bleiben.

Hannover/Meppen/Peine (dpa/lni) - Wegen stark steigender
Corona-Infektionszahlen ziehen die Region Hannover und andere Kreise
die Notbremse: Sie verhängen nächtliche Ausgangssperren. In und um
Hannover sollen die Beschränkungen am Donnerstag in Kraft treten und
bis zum 12. April gelten, wie die Region am Montag mitteilte.
Demzufolge sollen die Bürgerinnen und Bürger in der Zeit von 22.00
Uhr bis 5.00 Uhr nur mit einem triftigen Grund ihre Wohnungen
verlassen. Zudem werde eine Erweiterung der Maskenpflicht im
öffentlichen Raum geprüft, hieß es.

In Hannover lag am Montag die Sieben-Tages-Inzidenz laut
Landesgesundheitsamt bei 144,1 Infektionen auf 100 000 Menschen in
einer Woche.

Von Mittwoch an gelten für die Bewohner der Landkreise Emsland und
Cloppenburg Ausgangssperren zwischen 21.00 Uhr abends und 5.00 Uhr
morgens. Im Landkreis Peine trete die Ausgangssperre einen Tag früher
am Dienstag in Kraft, teilte eine Kreissprecherin mit.

Auch in den meisten Gemeinden des Landkreises Wesermarsch gelten ab
Dienstag bis zum 18. April nächtliche Ausgangsbeschränkungen. Die
Gemeinde Butjadingen ist ausgenommen, dafür werden dort an der Küste
Tagestouristen über die Ostertage nicht zugelassen.

In Bremerhaven im Bundesland Bremen müssen die Bürger ebenfalls
nachts zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr zuhause bleiben. Weil die
Verordnung am Dienstag um 0.00 Uhr in Kraft tritt, herrscht die erste
halbe Nacht schon Ausgangssperre, wie ein Sprecher erläuterte. Die
Maßnahme gilt bis zum 18. April. «Wir setzen weiterhin auf das Impfen
und Testen. Es bleibt und ist ein Skandal, dass wir bis heute nicht
genügend Impfstoff haben», sagte Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD).


Mit den Ausgangssperren reagieren die Kommunen auf die Welle neuer
Infektionen. Im Landkreis Cloppenburg lag die Zahl der
Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen bei 198,6, im
Landkreis Emsland bei 218,4 und im Kreis Peine bei 169,9. Gestützt
auf die aktuelle niedersächsische Corona-Verordnung erließen die
Kreise für ihr Gebiet Allgemeinverfügungen. Die neue Landesverordnung
schreibt eine Verschärfung der Maßnahmen ab einer
Sieben-Tages-Inzidenz von mehr als 150 vor.

Die Entwicklung der Infektionszahlen sei besorgniserregend, sagte der
Landrat des Landkreises Emsland, Marc-André Burgdorf (CDU). Zwar
seien die Zahlen in den Städten und Gemeinden seines Landkreises
unterschiedlich hoch, dennoch habe sich die Verwaltung für ein
kreisweit geltendes nächtliches Ausgangsverbot entschieden.

In fast allen emsländischen Kommunen gebe es ein hohes und diffuses
Infektionsgeschehen. «Zudem gibt es innerhalb der Kommunen zahlreiche
Querverbindungen, etwa durch unterschiedliche Arbeits- und Wohnorte,
so dass einheitliche Vorgaben für den gesamten Landkreis geboten
sind», sagte Burgdorf. In der vergangenen Woche war bereits für die
Stadt Papenburg eine Ausgangssperre angeordnet worden.

Auch die Zahl der Kunden im Einzelhandel wird im Emsland
eingeschränkt. Ab Mittwoch darf sich nur noch ein Kunde pro 20
Quadratmeter Verkaufsfläche in den Geschäftsräumen aufhalten. Ab
einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern gilt für den
darüber hinausgehenden Teil: es ist je 40 Quadratmeter ein Kunde
erlaubt. «Wir sehen, dass gerade in den großen Discountern viele
Menschen auf vergleichsweise kleinem Raum zusammenkommen, hier wollen
wir gezielt gegensteuern», erklärte der Landrat.

Der Landkreis Cloppenburg führt eine Testpflicht für Beschäftigte
ein, die neu in einem Betrieb eine Arbeit aufnehmen oder den
Arbeitsort wechseln. Auch für Kirchen und Religionsgemeinschaften
gelten mit Blick auf Gottesdienste und Versammlungen weitere
Einschränkungen: Der Platzbedarf wurde pro Person von fünf auf zehn
Quadratmeter verdoppelt, die maximale Teilnehmerzahl auf 50 Personen
begrenzt, unabhängig von der Größe des Raumes.

In Osnabrück ist nach Angaben eines Stadtsprechers noch nicht klar,
wie dort genau die Vorgaben des Landes für eine Ausgangssperre
umgesetzt werden. «Wir sind mit dem Land in Kontakt, weil wir das
rechtssicher haben wollen», sagte ein Stadtsprecher.

Im Landkreis Gifhorn mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von derzeit
180,7 kündigte der Krisenstab für Mittwoch die Entscheidung über eine

Ausgangssperre an. «Die Ausgangssperre ist ein massiver Eingriff in
die Grundrechte jeder einzelnen Bürgerin und jedes einzelnen
Bürgers», sagte Landrat Andreas Ebel (CDU). «Genau aus diesem Grund
muss eine Entscheidung auf einer sorgfältig erstellten und
aussagekräftigen Prognose beruhen.»