Geflügelpest per Tiertransport - Landesweite Stallpflicht noch offen

Mit einem Tiertransport aus Nordrhein-Westfalen ist die Geflügelpest,
die viele auch Vogelgrippe nennen, nach Thüringen gekommen. Der
Krisenstab des Freistaats kommt am Montag erstmals zusammen.

Erfurt (dpa/th) - Nach dem Ausbruch der Geflügelpest in mindestens
vier Thüringer Landkreisen steht noch nicht fest, ob im Freistaat
bald eine landesweite Stallpflicht für Hühner, Enten, Gänse oder
Puten von Geflügelhaltern gilt. Mit dem Thema wollte sich am frühen
Abend der zur Eindämmung der Tierseuche gebildete Landeskrisenstab
befassen, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Montag
auf Anfrage. Das Ministerium will nach jetzigem Stand keine
Empfehlung für eine landesweite Stallpflicht anordnen, sondern dies
die Veterinärämter der Landkreise entscheiden lassen. Der erste
Nachweis des für Geflügel hochansteckenden Influenzavirus H5N8 war am
vergangenen Dienstag bekannt geworden.

Inzwischen ist es laut Ministerium für insgesamt 25 Betriebe in
Thüringen nachgewiesen. Verschiedene Landkreise haben bereits
Allgemeinverfügungen erlassen, in denen Tierhalter aufgefordert
werden, Geflügel in den Stall zu sperren. Das Ministerium hält eine
landesweite Stallpflicht nicht unbedingt für notwendig, weil das
Ausbruchsgeschehen klar zu begrenzen und nicht diffus - wie bei der
Übertragung durch Wildvögel - sei. Endgültig entschieden sei dies
jedoch nicht, so die Sprecherin.

Von dem Ausbruch der im Volksmund auch Vogelgrippe genannten Seuche
sind laut Ministerium Halter von Geflügel in den Kreisen Weimarer
Land, Sömmerda, Saale-Holzland-Kreis und der Stadt Erfurt betroffen.
Allein im Weimarer Land mussten nach Angaben der Kreisverwaltung etwa
1000 Tiere getötet werden, um eine Weiterverbreitung des Virus
einzudämmen. In dem Landkreis war die Tierseuche zuerst aufgetreten.

Dort hatte ein Geflügelhof in Niederreißen Tiere aus einem ebenfalls
von Infektionen betroffenen Betrieb aus der Nähe von Paderborn
(Nordrhein-Westfalen) erworben und sie weiterverkauft. Im Weimarer
Land waren bis Montag 19 Geflügelhalter bekannt, die Kontakt zu dem
Geflügelhof hatten. Es handele es sich meist um kleine Bestände
privater Tierhalter, sagte eine Sprecherin. Die Ermittlung der Käufer
werde dadurch erschwert, dass manche von ihnen beim Erwerb
Phantasienamen angegeben hätten.

Um den Betrieb in Niederreißen ist ein Sperrbezirk und ein
Beobachtungsgebiet eingerichtet worden. Dies gilt auch für einen sich
in den Kreis Gotha erstreckenden Bereich um den Erfurter Ortsteil
Schmira, wie das Landratsamt Gotha am Montag mitteilte. In Schmira
war am Freitag das H5N8-Virus bei gehaltenen Vögeln festgestellt
worden. Käufer von Tieren in dem Geflügelhof im Weimarer Land sollen
sich bei ihren zuständigen Veterinärämtern melden.

Das nordrhein-westfälische Umweltministerium teilte am Montag mit,
von NRW aus habe sich die Tierseuche auch nach Baden-Württemberg und
Bayern ausgebreitet. Nach dem Ausbruch in dem Legehennenbetrieb bei
Paderborn am 20. März seien infizierte Tiere per Lastwagen in andere
Bundesländer gebracht und dort vermarktet worden. Dass sie infiziert
waren, war damals laut Ministerium noch nicht bekannt. Bislang habe
es in 50 von 152 Betrieben Ausbrüche gegeben.