Coronavirus breitet sich weiter aus - Proteste gegen Schutzmaßnahmen

Die Erwartungen auf ein unbeschwertes Osterfest sind auch in Sachsen
arg gedämpft. Kurz vor den Feiertagen nehmen die Infektionszahlen
stark zu, Krankenhäuser müssen sich auf mehr Patienten einstellen.

Dresden (dpa/sn) - Die Corona-Lage verschärft sich kurz vor Ostern in
Sachsen deutlich. Der Wochenwert für Neuinfektionen nähert sich immer
mehr der Marke von 200. Für Sonntag gab das Robert Koch-Institut
(RKI) in Berlin die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
binnen sieben Tagen mit 183,0 an (bundesweit: 129,7). Am Vortag waren
es in Sachsen 176,4. Am Sonntag vor einer Woche lag die
Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 158,8.

Am stärksten ist im Freistaat nach wie vor das Vogtland betroffen.
Hier betrug die Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag 418,1. Weitere fünf
Regionen haben Werte von mehr als 200: Landkreis Zwickau (289,5),
Chemnitz (251,3), Erzgebirgskreis (249,9), Landkreis Nordsachsen
(223,0) und Görlitz (201,0). Nur die Stadt Leipzig liegt mit 72,5
unter der Marke von 100.

Das sächsische Gesundheitsministerium meldete für den Samstag 1124
nachgewiesene Neuinfektionen binnen eines Tages. Damit stieg Zahl der
bestätigten Corona-Fälle seit Ausbruch der Pandemie vor gut einem
Jahr auf 217 446. Laut Statistik sind in diesem Zeitraum 8324
Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben. Der Landkreis Bautzen
meldete am Wochenende zwei Todesopfer im Alter von 51 und 63 Jahren.

Dresden will angesichts steigender Corona-Infektionen ab kommenden
Dienstag Regeln verschärfen. Am Sonntag lag die Sieben-Tage-Inzidenz
in der Landeshauptstadt bei 125,0 und schon den vierten Tag in Folge
bei über 100. Damit sind nach den Regelungen der sächsischen Corona-
Verordnung Verschärfungen fällig. Das betrifft unter anderem
Kontaktbeschränkungen.

In einem Teil der Innenstadt sowie in Parks und Gärten, an
Haltestellen, auf Parkplätzen oder vor gastronomischen Einrichtungen
im gesamten Stadtgebiet gilt ein Alkoholverbot. Andere Regelungen
haben vorerst Bestand. Zunächst will man die neue Schutzverordnung
des Landes Sachsen abwarten, die am Montagabend beschlossen und am
Dienstag vorgestellt werden soll. Sie soll ab Donnerstag gelten.

Durch die Corona-Pandemie geraten Krankenhäuser nach Angaben der
Krankenhausgesellschaft Sachsen zunehmend in wirtschaftliche
Schieflage. «Es muss politisch dringend gehandelt werden, um die
Budgets und die Liquidität der Häuser in diesem Jahr zu sichern»,
sagte der Vize-Geschäftsführer Friedrich München. Genaue Zahlen
liegen derzeit aber noch nicht vor.

Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) hatte beim Blick auf
Krankenhäuser bereits am Freitag wegen deren zunehmender Auslastung
mit Corona-Patienten Alarm geschlagen. «Die Lage ist ernst. Unsere
Krankenhäuser steuern wieder auf die Belastungsgrenze zu.» Die
Kliniken näherten sich wieder dem kritischen Wert, bei dem die
Kapazitäten ausgeschöpft seien.

Ungeachtet der steigenden Infektionszahlen formierte sich am
Wochenende erneut Protest gegen Corona-Schutzmaßnahmen. In Chemnitz
versammelten sich gut 200 Menschen, obwohl die Stadt eine Kundgebung
wegen der hochen Inzidenzzahlen untersagt hatte und zwei Gerichte das
Verbot bestätigten. In Dresden liefen unangemeldet bis zu 600 Corona-
Kritiker durch die Innenstadt. In Zwickau versammelten sich bei einer
genehmigten Kundgebung 250 Menschen. Auch andernorts gab es Proteste.