Friseur und Shoppen in MV nur noch mit Negativ-Test - Zahlen steigen

Die MV-Landesregierung zieht die Zügel an, um die massiv steigenden
Corona-Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Zugleich sollen
bisherige Öffnungen erhalten bleiben. Dazu wird die Testpflicht stark
ausgeweitet.

Schwerin (dpa/mv) - Mit einer massiven Ausweitung der Testpflicht
versucht Mecklenburg-Vorpommern, trotz steigender
Corona-Infektionszahlen die bisherigen Öffnungsschritte zu halten.
Als erster Landkreis setzt Ludwigslust-Parchim die neuen Regeln von
diesem Montag an um. Der Besuch beim Friseur, im Nagelstudio oder bei
der Fußpflege ist nur noch mit einem negativen Corona-Schnelltest
möglich. Von Mittwoch an soll das überall gelten - mit Ausnahme der
Hansestadt Rostock, wo die Zahl der Corona-Infektionen in sieben
Tagen mit 56,4 landesweit am niedrigsten ist. Dort tritt die neue
Regel erst am 10. April in Kraft.

Von Dienstag nach Ostern (6. April) an muss dann auch in den meisten
Regionen beim Shoppen ein Negativ-Test vorgezeigt werden, wie
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Samstag nach dem
MV-Gipfel sagte. Zwei Ausnahmen auch hier: In Ludwigslust-Parchim
gilt das schon von diesem Montag an, in Rostock erst ab dem 10.
April. Ausgenommen von der Testpflicht beim Einkaufen sind den
Angaben zufolge Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Apotheken,
Tankstellen, Wochenmärkte, Blumen- und Buchläden sowie Gartenmärkte.


Bei ihrer zweitägigen Videokonferenz am Freitag und Samstag hatte die
Landesregierung gemeinsam mit Vertretern von Wirtschaft,
Gewerkschaften, Kommunen und Verbänden über einen Weg für das Land
durch die dritte Corona-Welle beraten.

Weitergehende Öffnungsschritte seien nicht möglich, stellte Schwesig
mit Blick auf die äußerst dynamische Corona-Entwicklung klar. In den
letzten sieben Tagen stieg der Inzidenzwert um 50 Prozent auf 106,3
am Sonntag. Wenn Menschen zusammen im Auto fahren, die nicht einem
gemeinsamen Hausstand angehören, müssen die Mitfahrer künftig eine
Schutzmaske tragen.

Vier Landkreise liegen über 100: Ludwigslust-Parchim (176,1),
Nordwestmecklenburg (126,5), Mecklenburgische Seenplatte (105,4) und
Vorpommern-Greifswald (124,8). Dort gilt künftig eine nächtliche
Ausgangssperre von 21.00 Uhr bis 6.00 Uhr, wenn die Inzidenz nach
Einschätzung der örtlichen Behörden auf ein diffuses
Infektionsgeschehen zurückzuführen ist. In Ludwigslust-Parchim
startet die nächtliche Ausgangssperre am Montagabend. In dem
Landkreis gehen zudem die Kitas von Montag an wieder in den
Notbetrieb.

Mit den neuen Maßnahmen und Testpflichten hofft die Landesregierung,
die bisher erfolgten Öffnungen trotz aktuell steigender
Infektionszahlen halten zu können. Dazu soll das Netz an Stellen für
die kostenlosen «Bürgertests», die jedem Einwohner einmal pro Woche
zustehen, weiter ausgebaut werden. Bisher gibt es nach Worten von
Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) rund 140 Teststellen, darunter
106 Apotheken. Nächste Woche will das Land weitere zwei Millionen
Schnelltests bestellen. Außerdem werde daran gearbeitet, dass
negative Testergebnisse am Arbeitsplatz auch für das Shopping oder
den Friseurbesuch genutzt werden können.

In der Wirtschaft bleibt die Stimmung nach den Beschlüssen gereizt.
«Seit dem 3. März sind wir nicht viel weiter gekommen», erklärte de
r
Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände für
Mecklenburg-Vorpommern (VUMV), Sven Müller. Immer noch seien
zahlreiche Branchen des Tourismus, des Hotel- und
Gaststättenbereiches, des Einzelhandels und der Veranstaltungsbranche
geschlossen oder nur sehr eingeschränkt tätig. Vielen drohe in den
kommenden Wochen die endgültige Schließung. Grund seien Versäumnisse

von Bund und Land, die Test- und Impfmaschinerie stotterfrei zum
Laufen zu bringen. «Auch jetzt sind noch viele Dinge ungeklärt. Das
macht unzufrieden», sagte Müller.

Nach Worten von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) sind bislang
311 000 Impfdosen nach Mecklenburg-Vorpommern geliefert und 227 000
Spritzen gegeben worden. Es liege kein Impfstoff ungenutzt in den
Kühlschränken herum, betonte er. Nach Ostern soll es Glawe zufolge in
MV möglich sein, online einen Impftermin zu vereinbaren. Bisher ist
dies nur telefonisch über eine Hotline möglich, die oft überlastet
ist.