Demonstrationen von Corona-Kritikern in Sachsen weitgehend friedlich

Die Proteste von Corona-Kritikern reißen trotz steigender Infektionen
nicht ab. Am Freitag und Samstag gab es erneut in mehreren Städten
Ansammlungen. Bis auf ein paar Szenen in Chemnitz blieb es friedlich.

Chemnitz (dpa/sn) - Mehrere hundert Menschen haben in Sachsen am
Samstag erneut gegen Corona-Schutzmaßnahmen demonstriert. Nicht alle
der Kundgebungen waren erlaubt. Dennoch kam es in der Chemnitzer
Innenstadt zu Ansammlungen, wobei in einem Fall mutmaßliche
Rechtsextremisten auch Polizisten attackierten. Nach Angaben der
Polizei wurden eine Flasche und ein Beutel gegen Beamte geschleudert.
Den Flaschenwerfer habe man auch identifizieren können, sagte eine
Polizeisprecherin. Laut Augenzeugen hielt die Polizei eine Gruppe von
etwa 20 bis 30 Leuten in Schach und nahm die Personalien auf.

Eine Kundgebung von Kritikern der Corona-Maßnahmen war am Samstag
ebenso wie eine Gegendemonstration von der Stadt Chemnitz wegen der
hohen Infektionszahlen verboten worden. Das Robert Koch-Institut in
Berlin wies für Chemnitz am Samstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von
238,3 aus. Damit gehört die Stadt zu den fünf Regionen in Sachsen,
bei denen die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen
einer Woche derzeit bei über 200 liegt. Spitzenreiter ist schon seit
Tagen das Vogtland - am Samstag mit einer Inzidenz von 406,2.

Die Anmelder des Bündnisses «Chemnitz steht auf», die gegen die aus
ihrer Sicht überzogenen Maßnahmen und gegen die Einschränkung von
Freiheitsrechten demonstrieren wollten, waren nach dem Verbot durch
die Stadt später mit Eilanträgen sowohl am Verwaltungsgericht
Chemnitz als auch am Oberverwaltungsgericht Bautzen gescheitert. Die
sächsische Polizei hatte sich unabhängig vom Ausgang der juristischen
Auseinandersetzung auf einen Einsatz vorbereitet. Sie wurde dabei
auch von Kollegen aus Thüringen, Baden-Württemberg und der
Bundespolizei unterstützt.

In Schwarzenberg (Erzgebirge) hatten die Behörden gleichfalls eine
Kundgebung in Regie der rechtsgerichteten Partei Freie Sachsen
untersagt. In sozialen Medien wurden potenzielle Teilnehmer
aufgerufen, die am Samstag in Zwickau angemeldeten Demonstrationen zu
besuchen. Nach Angaben eines Polizeisprechers fanden dort drei
Aktionen statt. Am Nachmittag versammelten sich alle Teilnehmer auf
dem Platz der Völkerfreundschaft. Die Polizei bezifferte die Menge
auf etwa 250 Personen und sprach von einem friedlichen Verlauf.

In Dresden kamen am Samstagnachmittag laut Polizei mehrere hundert
Menschen auf dem Neumarkt zusammen und liefen dann durch die
Innenstadt. Die Aktion war nicht angemeldet worden, bis zum späten
Nachmittag blieb auch hier alles entspannt.

Bereits am Freitagabend hatten sich in Mittweida nach Polizeiangaben
etwa 200 Menschen zum Protest versammelt. Erst nach Aufforderung
durch Ordner hätten sie Abstands- und Hygieneregeln befolgt. Weitere
Kundgebungen zu den Lockdown-Maßnahmen gab es auch in Hohndorf mit 90
Beteiligten und in Lugau mit 120 Teilnehmer (Erzgebirgskreis). In
beiden Orten hätten sie sich an Hygienebestimmungen gehalten, hieß
es.