Ausbildung an Kliniken in Pandemie unter besonderen Herausforderungen

Was Pandemie bedeutet, lernen Pflege-Azubis in Krankenhäusern
normalerweise bestenfalls in der Theorie. Seit einem Jahr haben sie
praktischen Anschauungsunterricht. Für sie und die ausbildenden
Kliniken ist das eine Herausforderung.

Weimar/Jena (dpa/th) - Die Corona-Pandemie stellt die
Pflegeausbildung an den Thüringer Krankenhäusern vor
Herausforderungen. Das gilt vor allem für den theoretischen
Unterricht mit dem Umstieg auf das häusliche Lernen via Internet, wie
eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Kliniken ergab. Die
praktische Ausbildung habe zumeist auch unter Pandemie-Bedingungen
funktioniert, hieß es vom Universitätsklinikum Jena, dem
Regiomed-Klinikverbund und den Krankenhäusern in Nordhausen, Weimar,
Altenburg und Saalfeld. Dass Auszubildende wegen Corona abgesprungen
sind, haben die befragten Häuser bislang nicht beobachtet.

«Im Gegenteil, sie sind alle froh, die Ausbildung zu machen - sie
sehen ja, was zum Beispiel in der Gastronomie los ist», sagte
Rosemarie Grunert, Leiterin der Pflegeschule am Sophien- und
Hufelandklinikum Weimar. «Sie sehen die Pflege schon als ihre
Berufung», hat Sylvia Aschenberner, Pflegedienstleiterin an den
Thüringen-Kliniken mit Standorten in Saalfeld, Pößneck und Rudolstadt

beobachtet. Am Weimarer Klinikum ist im März sogar eine zusätzliche
Pflege-Ausbildungsklasse gestartet, künftig können Azubis hier
zweimal jährlich anfangen - im Frühjahr und im Herbst.

Flexibilität sei in der praktischen Ausbildung vor allem dann nötig,
wenn planbare Operationen vorsorglich freigehalten würden, so
Aschenberner. «Dadurch hatten wir vor allem in der ersten
Pandemiephase deutlich weniger Patienten im Haus, teilweise waren
auch Stationen geschlossen.» Die angehenden Pflegekräfte seien auf
die offenen Bereiche etwa in der Chirurgie oder der Inneren Medizin
verteilt worden, wo sie ihre praktische Ausbildung erhielten. Auf
Covid-19-Stationen würden Auszubildende nicht eingesetzt.

Auch im Klinikum Altenburger Land mussten Einsätze bei
Stationsschließungen umgeplant werden. In den Regiomed-Kliniken mit
Standorten in Sonneberg, Neuhaus am Rennweg und Hildburghausen habe
es in der gesamten Corona-Zeit bislang zwar kaum Ausfälle von Lehrern
für die Berufsausbildung gegeben, teilte ein Sprecher mit. Allerdings
sei die Praxisbegleitung der Azubis in den jeweiligen Häusern
erschwert gewesen.

Inwiefern sich die Corona-Erschwernisse vor allem in der
Theorie-Ausbildung auf das Leistungsniveau der angehenden
Pflegekräfte auswirkt, ist nach Einschätzung von Kliniken nicht ganz
klar. «Man weiß nicht, was wirklich ankommt vom Vermittelten», so
Grunert. «Aber die Azubis sind lernwillig.» Am Südharz-Klinikum haben

Azubis nach Angaben eines Sprechers angegeben, Probleme mit dem
Selbststudium zu haben. Das Klinikum biete vertiefenden Unterricht zu
spezifischen Themen an. Dennoch seien Leistungsdefizite «deutlich
erkennbar».

In Thüringen haben nach Angaben des Landesverwaltungsamtes im
vergangenen Jahr knapp 430 Auszubildende der Gesundheits- und
Krankenpflege beziehungsweise der Kinderkrankenpflege ihre Lehre
erfolgreich beendet und eine Berufserlaubnis erhalten. Im Freistaat
gibt es rund 40 Akutkrankenhäuser. Neue Auszubildende durchlaufen
seit dem vergangenen Jahr eine einheitliche Berufsausbildung in den
verschiedenen Pflege-Einsatzgebieten.