Kritik an Impfung für Senioren - Ministerium: Keine Dose ungenutzt
Zu langsam, zu kompliziert - der Landesseniorenrat beschwert sich
bitterlich über Impfungen Hochbetagter. Das Ministerium verweist auf
Lieferengpässe.
Stuttgart (dpa/lsw) - Der Landesseniorenrat hat die aus seiner Sicht
viel zu langsame Impfung der über 80-Jährigen gerügt. «Das ist ein
Skandal», sagte der neue Chef des Verbandes, Eckart Hammer, mit Blick
auf eine Impfquote für diese Altersgruppe von 59,1 Prozent. In
anderen Bundesländern gehe dies schneller, so etwa im Saarland mit
einem Anteil von 73,3 Prozent.
Diesen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) stellte das
Gesundheitsministerium eigene Werte gegenüber: Die Quote betrage in
dieser Altersgruppe bereits knapp 70 Prozent und habe von Anfang an
im Ländervergleich immer vorn gelegen. Zugleich betonte das
Ministerium, dass keine Impfdosen einfach irgendwo lagerten. Von den
über zwei Million nach Baden-Württemberg gelieferten Impfdosen sind
500 000 noch nicht verabreicht worden.
«Die liegen aber nicht nur so rum, sondern sind verplant und mit
Terminen verknüpft», erläuterte ein Sprecher des Ministeriums. Zudem
gingen die Zahlen der Geimpften in den Kliniken häufig mit
Verzögerung in die Statistik ein. Es gelte noch immer: «Die Nachfrage
ist höher als das Angebot.» Deshalb werde jeglicher Impfstoff, den
das Land bekommt, unverzüglich eingesetzt. Zuvor hatte der SWR unter
Berufung auf das Robert Koch-Institut (RKI) darüber berichtet.
Nach den Worten von Seniorenvertreter Hammer verzweifelten vor allem
allein lebende ältere Menschen an der Terminvergabe sowohl online als
auch über die Hotline. Auch lange Wege zu den Impfzentren seien
problematisch. An das Gesundheitsministerium appellierte der
67-Jährige, herauszufinden, was andere Länder besser machten. Es gibt
aber auch Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, die mit einer
Erstimpfquote von 49,8 schlechter abschneiden als der Südwesten.
Laut Verbandsmann Hammer macht den betroffenen älteren Leuten die
Situation schwer zu schaffen. Es breiteten sich Angst und Empörung
gepaart mit Resignation aus. Der Landesseniorenrat werde sich um
einen raschen Termin bei Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne)
bemühen. Dessen Sprecher unterstrich, von einer Warteliste mit 120
000 über 80-Jährigen seien bislang 90 000 mit Terminen versorgt
worden.
Derzeit werden laut Ministerium täglich 35 000 Menschen geimpft.
«Wenn wir genügend Impfstoff hätten, könnten wir bis zu 80 000
Impfungen pro Tag in Baden-Württemberg durchführen», sagte der
Sprecher.
Baden-Württemberg soll bis Ende April weitere knapp zwei Millionen
Dosen Impfstoff erhalten. Von nun an bis Anfang Mai sollen mehr als
1, 2 Millionen Dosen des Herstellers Biontech/Pfizer, knapp 304 000
Dosen von Moderna und gut 391 000 Dosen von Astrazeneca geliefert
werden.
Nach Ostern wird die Impfung in den Hausarztpraxen angeboten. Da die
Politik auf Bundesebene weiterhin vor allem auf die Impfzentren
setzt, stehen den Praxen nur wenige Impfdosen zur Verfügung, wie die
Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) bemängelte. Dies
habe zur Folge, dass die Praxen selbst auf die Patienten zugehen
werden, die geimpft werden können. In erster Linie werden das über
80-Jährige sein oder Patienten, die ihr Heim nicht verlassen können.
KVBW-Chef Johannes Fechner: «Vor diesem Hintergrund bitten wir die
Patienten, jetzt nicht die Praxen mit Terminanfragen lahmzulegen.»
Der KV-Vorstand forderte, das Impfgeschehen schnell von den
Impfzentren auf die Praxen der niedergelassenen Ärzte zu verlagern.
«Wir könnten flächendeckend Impfungen anbieten und so wirklich den
Impfturbo zünden.»
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