Tschechien fordert weiter Korrekturen bei Impfstoffverteilung

Prag (dpa) - Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis hat
erneut Korrekturen bei der Verteilung der Corona-Impfstoffe innerhalb
der EU gefordert. Die Wirkstoffe müssten - wie im Dezember 2020
beschlossen - nach dem Bevölkerungsverhältnis unter den EU-Staaten
aufgeteilt werden, sagte Babis am Freitag in Prag. Wenn das System so
weitergeführt werde wie bisher, würden manche Staaten im Sommer genug
Impfstoff für 90 Prozent ihrer Bevölkerung haben, andere aber nur für

40 Prozent. «Das ist inakzeptabel.»

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten bei ihrem Videogipfel am
Donnerstag den bisherigen Verteilschlüssel nach Bevölkerungsgröße
bekräftigt. Es gibt jedoch ein Ungleichgewicht bei der
Impfstoffverteilung, unter anderem weil manche EU-Staaten stärker auf
das kostengünstigere Astrazeneca-Vakzin gesetzt hatten und nun
besonders von den Lieferproblemen des britisch-schwedischen
Herstellers betroffen sind.

Babis begrüßte, dass zehn Millionen vorgezogene Dosen des
Biontech/Pfizer-Impfstoffs für einen Ausgleich des
EU-Ungleichgewichts genutzt werden könnten. Auf eine konkrete
Verteilung dieser Menge konnten sich die EU-Staaten allerdings noch
nicht einigen. Die dritte Corona-Welle hat Tschechien stark
getroffen. Innerhalb von 7 Tagen steckten sich nach Berechnungen mehr
als 500 Menschen je 100 000 Einwohner mit dem Virus Sars-CoV-2 an.
Das Land weist nach Angaben der EU-Agentur ECDC nach Estland die
zweithöchste Neuinfektionsrate in der EU auf.