Justizfall Ischgl: Erste Verhandlung wegen Corona verschoben

Wien (dpa) - Der erste Gerichtsprozess um Corona-Ansteckungen im
Tiroler Skiort Ischgl kann ausgerechnet wegen der Pandemie nicht
termingerecht beginnen. Das Wiener Landgericht für Zivilrecht teilte
am Donnerstag mit, dass wegen der hohen Ansteckungszahlen die für 9.
April angesetzte Verhandlung auf vorerst unbestimmte Zeit verschoben
wird. Bei dem Prozess geht es um eine Schadenersatzklage von
Hinterbliebenen eines Österreichers, der in Ischgl mit dem
Coronavirus infiziert wurde und dann starb.

«Es ist angemessen, dass man beim Prozess um die Fehler in Ischgl im
März 2020 nicht die Gefahr eingehen will, einen neuen Hotspot zu
erzeugen», sagte Verbraucherschützer Peter Kolba, der sich mit seinem
Verein VSV für die Hinterbliebenen einsetzt. Rund 100 weitere Klagen
gegen die Republik Österreich seien in Vorbereitung, sagte er in
einer Stellungnahme.

Bei dem Verein haben sich nach eigenen Angaben Tausende Menschen
gemeldet, viele davon aus Deutschland, die sich Anfang vergangenen
Jahres bei Aufenthalten in Ischgl angesteckt haben sollen.
Infektionen in ganz Europa sollen auf den für seine Partyszene
bekannten Ort zurückzuführen sein. Eine unabhängige
Experten-Kommission hatte zwischenzeitlich festgestellt, dass es im
Krisenmanagement zu Fehlern und Fehleinschätzungen gekommen war. Der
Staat Österreich hat jedoch schuldhaftes Handeln bestritten.

Wien hat derzeit eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 300, der höchste
Wert unter Österreichs Bundesländern. Die Hauptstadt und andere
östliche Regionen gehen über die Osterfeiertage in einen Lockdown.