) RKI registriert mehr Corona-Fälle bei Kindern und Jugendlichen

Das schrittweise Öffnen von Schulen und Kitas hat Folgen. Die
Infektionszahlen bei Kindern und Teenagern steigen. Aber auch die
Zahl der Tests nimmt zu und Schutzkonzepte greifen. Wieder alles
schließen will kaum jemand.

Berlin (dpa) - Nach Beobachtungen des Robert Koch-Instituts scheint
sich die Rolle von Kindern und Jugendlichen bei der Ausbreitung des
neuen Coronavirus zu ändern. Die Infektionszahlen stiegen in allen
Altersgruppen an, besonders stark jedoch bei Kindern und
Jugendlichen, heißt es im jüngsten Online-Lagebericht des RKI.
Ausbrüche beträfen momentan insbesondere private Haushalte, zunehmend
aber auch Kitas, Schulen und das berufliche Umfeld. In Alters- und
Pflegeheimen, wo viele Bewohner inzwischen geimpft sind, gehen sie
dagegen zurück.

«Wir sehen, dass wir im Moment eine Entwicklung haben, bei der eben
mehr auch kleinere Kinder erkranken. Das ist ernst zu nehmen», sagte
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Donnerstag beim
Besuch einer Berliner Kita. Ein Grund sei die ansteckendere
Virusmutation. «Wir wollen durch eine gute Impfstrategie, die ja
zunehmend auch die Kita-Erzieherinnen und Erzieher erreicht und durch
ein gezieltes Testen auch in den Kitas den Schutz erhöhen», ergänzte

sie.

In Deutschland gibt es nach Giffeys Angaben mehr als drei Millionen
Kita-Kinder. Ein Fokus auf das Testen sei mit kindgerechten
Erklärungen auch bei den Kleinsten möglich, sagte sie. «Wer Kitas
nicht schließen will, muss sie schützen», ergänzte
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Bei Kindern bis 14 Jahren hat sich die 7-Tage-Inzidenz nach den
RKI-Daten in den vergangenen vier Wochen bundesweit mehr als
verdoppelt - auf zuletzt mehr als 100 Fälle pro 100 000 Einwohner.
Für Kinderärzte kann neben dem zunehmenden Öffnen von Kitas und
Schulen dabei aber auch vermehrtes Testen eine Rolle spielen. Die
Öffnungen seien natürlich Anlässe für Eltern, ihre Kinder testen zu

lassen, sagte Reinhard Berner, Mitglied des Vorstands der Deutschen
Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, dem Berliner
«Tagesspiegel». «Das ist vorher einfach oft nicht geschehen, wenn das

Kind zuhause im Lockdown gehockt hat und Schnupfen hatte.»

Besonders frühzeitig zeige sich die Zunahme der registrierten
Infektionsfälle in der Altersgruppe bis fünf Jahre, heißt es beim
RKI. Das betreffe auch die Daten zu Ausbrüchen in Kitas. Sie stiegen
rasch an. Eine ähnliche Entwicklung deute sich auch nach der Öffnung
der Schulen an. Bei dieser Entwicklung spiele die zunehmende
Ausbreitung der leichter übertragbaren Variante B.1.1.7 eine Rolle.

Familien und Beschäftigte sollten ihr Infektionsrisiko außerhalb von
Kita oder Schule minimieren und bei Zeichen einer Erkrankung 5 bis 7
Tage zuhause bleiben, rät die Gesundheitsbehörde. Falls es zu
Erkrankungen in einer oder mehreren Gruppen komme, solle eine
frühzeitige Schließung der Einrichtung erwogen werden, um eine
weitere Ausbreitung innerhalb der Kita und in die betroffenen
Familien zu verhindern.

Für Schulen empfiehlt das RKI weiterhin das Aufteilen von größeren
Gruppen wie Klassen und Jahrgängen in kleinere Gruppen und die
Beschränkung auf Kontakte innerhalb dieser festgelegten Gruppe. Dazu
bleibt es beim Ratschlag für einen Wechsel zwischen Präsenz- und
Distanzunterricht sowie eine gestaffelte Öffnung nach Jahrgängen -
mit Distanzunterricht für ältere Schüler.