Weniger Alkohol-Konsum in der Corona-Krise - Höherer Tabakverbrauch

Der häufig beschworene Corona-Suff lässt sich statistisch nicht
belegen. Vor allem wegen der geschlossenen Gastronomie wurden 2020
weniger alkoholische Getränke verkauft als in den Jahren zuvor.

Wiesbaden (dpa) - In der Corona-Krise haben die Menschen in
Deutschland weniger Alkohol getrunken als zuvor - gleichzeitig aber
wohl mehr geraucht. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes
hervor, das am Donnerstag Details zu Steuereinnahmen, Produktion und
Preisen von Genussmitteln präsentiert hat.

Am stärksten ging demnach der Bierkonsum zurück, und zwar um 5 Liter
auf 86,9 Liter pro Kopf. Das war der stärkste Einbruch seit 1993, als
eine umfassende Reform der Biersteuer die Bewertungsgrundlage
verändert hatte. Auch Schaumweine, Spirituosen und sogenannte
Zwischenprodukte wie Sherry oder Portwein fanden etwas weniger
Abnehmer als im Jahr zuvor. Zum nicht steuerpflichtigen Wein lagen
noch keine Konsumzahlen vor.

Als wesentlichen Grund für die Rückgänge sehen die Experten die
fehlenden Trinkgelegenheiten bei monatelang geschlossenen Gaststätten
und zahlreichen abgesagten Großveranstaltungen. Hierunter litten auch
die eigentlich stark im Trend liegenden alkoholfreien Sorten mit
einem Produktionsrückgang um 1,8 Prozent auf 4,1 Millionen
Hektoliter. Erstmals seit 2012 schrumpfte zudem die Zahl der in
Deutschland ansässigen Braustätten. Sie ging um 24 auf 1528 zurück.


Wegen der schwachen Nachfrage und der in der zweiten Jahreshälfte
abgesenkten Mehrwertsteuer gingen auch die Preise für Bier im
Einzelhandel um 0,9 Prozent zurück. Bei den übrigen alkoholischen
Getränken wurden lediglich Rot- und Roséweine leicht um 0,2 Prozent
teurer als im Jahr zuvor, alle anderen wurden etwas billiger. Seit
Januar 2021 beobachten die Statistiker allerdings wieder anziehende
Preise für Spirituosen.

Beim Tabak stieg der versteuerte Absatz sämtlicher Produktgruppen an
- mit Ausnahme der Zigaretten. Der Wert der versteuerten Tabakwaren
klettert um 5,0 Prozent auf 28,8 Milliarden Euro, obwohl die Zahl der
versteuerten Zigaretten um 1,1 Prozent auf 73,8 Milliarden Stück
zurückging.

Trotz kräftiger Preissteigerungen wurde entgegen dem langjährigen
Trend deutlich mehr Feinschnitt-Tabak versteuert. Die Statistiker
vermuten, dass selbstgedrehte Zigaretten vielen Rauchern als Ersatz
für die im Lockdown nur schwer erhältlichen Zigaretten aus dem
Ausland dienten. Diese preisgünstigeren Zigaretten werden ebenso wie
Schmuggelware nicht von der deutschen Steuerstatistik erfasst. Erneut
gab es zudem hohe Zuwachsraten von 44,3 Prozent beim Pfeifentabak,
der auch die Füllungen für Wasserpfeifen und Produkte
für Tabakerhitzer enthält.