Licht-Aus-Aktion trotz Corona - aber Vorsicht: Kerze als Klimakiller Von Christiane Oelrich, dpa

Earth Hour, die Licht-Aus-Aktion für mehr Klimaschutz, war jahrelang
ein Spektakel mit Menschenmengen, die zusammen bestaunten, wie an
ikonischen Gebäude in aller Welt plötzlich das Licht ausging. Mit
Corona geht das nicht. Aber die Veranstalter haben andere Vorschläge.

Genf (dpa) - Waren das noch Zeiten, als Ende März rund um den Erdball
in jeder Zeitzone jeweils um 20.30 Uhr die Lichter ausgingen und die
Menschen sich vor den dunklen Bauwerken versammelten. Dann war Earth
Hour, die Stunde der Erde - eine Aktion, die seit 2007 Millionen
Menschen in aller Welt darin einte, ein Zeichen für mehr Klima- und
Naturschutz zu setzen. Hunderttausende trafen sich an berühmten
Gebäuden und bestaunten, wie diese plötzlich dunkel wurden: etwa das
Brandenburger Tor in Berlin, der Chrysler-Wolkenkratzer in New York,
der Shanghai Tower in China oder die Pyramiden von Gizeh in Ägypten.
Massenansammlungen sind wegen der Corona-Pandemie nun zum zweiten Mal
in Folge tabu. Die Klima-Aktion gibt es aber trotzdem.

An vielen Gebäuden wie dem Brandenburger Tor in Berlin wird auch
dieses Jahr das Licht ausgeknipst, aber wegen der Corona-Maßnahmen
ist das über Webcams im Fernsehen oder Online-Medien am besten zu
verfolgen. «Wenn Sie planen, rauszugehen, halten sie sich bitte an
die Regeln, tragen sie Masken und halten sie Abstand zu anderen»,
bitten die Organisatoren auf ihrer Webseite.

So gewinnen private Aktionen wie heimische Dämmerstunden mehr
Bedeutung. Der WWF schlägt etwa Dinner bei Kerzenlicht vor, warnt
aber gleichzeitig vor dem möglichen Klimakiller Kerze. Die meisten
handelsüblichen Exemplare seien aus dem Erdölprodukt Paraffin oder
aus Stearinwachs, das Palmöl von einer Plantage enthalten kann, für
die Regenwald abgeholzt wurde. Der WWF schlägt deshalb Kerzen aus
Bienenwachs, Sojawachs oder Raps vor.

Die Idee zur Earh Hour wurde vor 14 Jahren in Australien von der
Umweltstiftung WWF geboren. Heute sei die Earth Hour die größte
weltweite Klima- und Umweltschutzaktion der Welt, sagt die Stiftung.
Die Licht-Aus-Aktion könne ein Zeichen für die Energiewende, mehr
Klimagerechtigkeit oder eine Zukunft ohne Klimakrise sein. In
Deutschland beteiligen sich laut WWF mehr als 500 Städte. Da geht das
Licht zum Beispiel an Rathäusern aus, an Kirchen, Museen und
Schlössern - und in Flensburg auch an den Faultürmen des Klärwerks.

Die Organisatoren wollen zudem möglichst viele Interessierte an dem
Abend auf ihre Kanäle in sozialen Medien locken. Sie haben unter
anderem ein spektakulären Video angekündigt, dass dort gepostet
werden soll, und hoffen, das möglichst viele Menschen dies über ihre
eigenen Kanäle teilen, damit es das meistgesehene Video der Welt
wird. Das heißt, Handy- und Computer abschalten gehört nicht zu den
Empfehlungen.

Das Vergleichsportal Check24 verweist zur Earth Hour auf die
Sparmöglichkeiten durch das komplette Abschalten von allen
Elektrogeräten im Vergleich zum Ruhemodus. Das Vermeiden von Stand-by
etwa bei Handys, Fernsehern oder Stereoanlagen könne viel Strom
sparen, klimaschädliche CO2-Emissionen reduzieren und so den Planeten
und das eigene Budget schonen. Nach einer Berechnung von Check24
verursachen Elektrogeräte im Ruhemodus jede Stunde etwa 1,2 Millionen
Kilowattstunden.

Das komplette Abschalten der Geräte spart nach Angaben von Check24
Stromkosten von etwa 350 000 Euro pro Stunde und einen CO2-Ausstoß
von 465 000 Kilogramm - oder vier Millionen Tonnen CO2 im Jahr.

«Im Jahr verschwenden Deutsche etwa zehn Milliarden Kilowattstunden
Strom, um ihre Elektrogeräte im Stand-by-Modus zu betreiben», teilt
das Portal mit. «Das entspricht in etwa der Jahresleistung eines
mittleren Kernkraftwerks. Dadurch entstehen vermeidbare Kosten in
Höhe von drei Milliarden Euro.»