Experte: Corona bleibt uns erhalten
Das Coronavirus als ständiger Begleiter? Das hört sich schlimmer an
als es ist, meint ein Fachmann.
Hannover/Heidelberg (dpa/lsw) - Das Coronavirus wird die Menschen
nach Einschätzung eines Experten so schnell nicht verlassen. «Es wird
der Menschheit erhalten bleiben. Aber ich habe die Hoffnung, dass wir
durch breites Impfen die Situation so kontrollieren können wie bei
der Influenza», sagte Thomas Schulz, Leiter des Instituts für
Virologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er ist Präsident
der 30. Tagung der Gesellschaft für Virologie (GFV), die an diesem
Mittwoch online beginnt. GfV-Präsident ist der Heidelberger Professor
Ralf Bartenschlager.
Vor Sars-CoV-2 hat es laut Schulz bereits vier Corona-Erkältungsviren
gegeben, die in der Regel nicht zum Tode führen konnten. Derzeit
existierten zwar Hunderte von Varianten, davon seien aber nur fünf
bis zehn problematisch, darunter die neue kalifornische und die New
Yorker Version. Wie bei den Grippeimpfungen müsse der Impfstoff gegen
Corona wahrscheinlich immer wieder angepasst werden.
Die vorhandenen Impfstoffe böten einen Restschutz für die britische,
südafrikanische und brasilianische Variante; dabei sei Biontech
breiter aufgestellt als Astrazeneca. Letzteres werde aber immerhin
noch schwere Verläufe verhindern.
Den von Bund und Ländern vereinbarten Lockdown findet der Virologe
nicht besonders hart. «In Großbritannien ist bereits die Hälfte der
Bevölkerung geimpft, aber die Bewegungsradius der Menschen ist
deutlich stärker eingeschränkt als bei uns mit um die zehn Prozent
Geimpften.» Auch verglichen mit der strengen Ausgangssperre in Paris
seien die Maßnahmen harmlos. Deutschland müsse noch zwei bis drei
Monate durchhalten bis dann die Impfung so breit eingesetzt worden
sei, dass man langsam lockern könne. «Wir haben keine Luft für
Experimente», sagte er.
Dass die steigenden Infektionszahlen der zunehmenden Testung
geschuldet seien, sei ein Trugschluss, sagte Schulz. Der Anteil von
positiven Ergebnissen auf 1000 Getestete sei derzeit mit 60 bis 70
deutlich höher als im Herbst vergangenen Jahres mit 10 bis 20.
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